Da entdecken Kinder, dass auch Kunst und Kultur Spaß machen können. Am Falkenhaus startet die kleine Gruppe mit der 52-jährigen Gästeführerin. Von Ritterturnieren, Rüstungen und Schwertern ist die Rede.
Der 9-jährige Julius wird als erster fündig. „Da steht ein Ritter mit einer Rüstung,“ bemerkt der Grundschüler. Kein echter zwar, aber so lebendig kann ich nicht einmal die Gästeführerin und Mutter von drei Kindern das Mittelalter darstellen. Anhand dieser Steinskulpturen lernen die Kleinen etwas über Gugel, Wams und die Hauben von Frauen. „Was ist denn ein Gugel?“, kommt es aus der Reihe der Kleinen. Die seltsam anmutenden Kleidungsstücke können die Kinder sogar live bestaunen, wenn sich die Gästeführerin nacheinander selbstgenähte mittelalterliche Kopfbedeckungen überstülpt.
Zurück auf dem sonnigen Marktplatz erfahren die kleinen Teilnehmer, welch besonderes Ereignis das Kilianifest und der zu Ehren des Heiligen veranstaltete Markt früher darstellte. „Die Händler kamen von überall her und brachten ganz außergewöhnliche Dinge zum Verkauf mit. Solche besonderen Sachen waren natürlich teuer,“ erzählt Hella Budde-Lembeck und zieht einen kleinen Stoffbeutel voller Batzen und Talern aus der Tasche. Große Augen macht das Kindergartenkind Nikolas, als er die fremdartig aussehenden Geldstücke in der geöffneten Hand hält und hört, wie wertvoll ein einziges Pfefferkorn früher war.
Die Gästeführerin achtet stets darauf, dass die Informationen „kinderleicht“ zu verstehen sind. „Mit trockenen Daten und Fakten kann man die Kids nicht beeindrucken.“ Spannende Geschichten und Spielchen aber lassen Würzburg und seine Historie lebendig werden. Deswegen ist bei den Kinderführungen auch stets ein großer Korb voller Anschauungsmaterial dabei.
Auch von mittelalterlicher Heilkunst hat die Gästeführerin etwas zu berichten und packt dabei eine Dose mit seltsam brauen Bonbons aus. „Früher gab es keine Medikamente, wie wir sie heute in jeder Apotheke haben. Die mussten alles selbst herstellen und zwar mit möglichst preiswerten, alltäglichen Zutaten. Wer möchte ein mittelalterliches Halsbonbon probieren?“, fragt sie und erhält skeptische Kinderblicke.
In der Kiliansgruft im Neumünster wandelt sich die Überraschung in Staunen, wenn den am Boden hockenden Kindern die spannende Geschichte um Kilian, Kolonat und Totnan berichtet wird.
„Das hat Spaß gemacht,“ meint die 6-jährige Lea denn auch am Ende der Führung. „Krieg ich jetzt ein Eis?“ Das hat sie sich auch verdient nach anderthalb Stunden quer durch die Stadt auf den Spuren des mittelalterlichen Würzburgs.