Denn Brandtner, genannt Brandy, arbeitet unentwegt an ganz besonderen Maschinen. In einer Werkstatthalle in Zimmern fertigt der gelernte Bäcker extravagante Motorräder auf Kundenwunsch – so genannte Custom Bikes.
Brandys Custom Bikes heißt deshalb auch der Betrieb, der seiner Schwester gehört und bei dem der 35-Jährige angestellt ist. Hier wird alles verwirklicht, was in den Köpfen der motorisierten Klientel herumspukt und was Brandtner für machbar hält. Das kann ein Harley-Umbau mit dem unsterblichen Schädelmotiv auf dem Tank sein, aber auch ein Hannibal-Lecter-Gedächtnisbike mit Airbrush-Hirn für Horrorfreunde. Michael Brandtner hat sich alles, was er für sein zum Beruf gewordenes Hobby braucht, selbst angeeignet. Schon in seinem erlernten Beruf, dem Bäckerhandwerk, war er durch Kreativität aufgefallen. „Ich war der einzige Bäcker, der als Gesellenstück eine Hochzeitstorte machen musste“, schmunzelt Brandtner. Zwar vereitelte eine Mehlallergie eine Zukunft als Bäcker, dafür stürzte er sich vollends auf seine Leidenschaft: Motorräder umbauen.
„Schon mit 16 Jahren habe ich zwei 80er umgebaut“, erzählt er. Warum? „Weil Maschinen von der Stange langweilig sind.“ Seine Kunden sehen das genauso. Sie kommen aus ganz Deutschland und teilweise sogar aus dem Ausland.
Keine arme Klientel
Der typische Custom Bike-Besitzer ist männlich und nicht ganz arm. „Es sind oft Selbstständige wie Ärzte oder Anwälte“, sagt Brandtner. Einer seiner Kunden ist Oliver Arnold, Spediteur aus Rimpar (Landkreis Würzburg). Die beiden haben mit dem B.O.A-Bike, die Abkürzung steht für Brandy Oliver Arnold, ein fast 70 000 Euro teures Meisterwerk fabriziert. Oliver Arnolds Unternehmen ist spezialisiert auf Transporte in und aus aller Welt. „Daher war es mir möglich, für Michael Brandtner Bauteile aus den USA zu importieren“, sagt Arnold. Extra in Amerika hergestellte Räder zum Beispiel. Sie sind Bestandteile des Fahrzeugs, das den Herausgebern der Fachzeitschrift „Dream Machines“ die Titelgeschichte in ihrer Dezemberausgabe wert war.
Kontakt übers Internet
Aber an Ruhm und Ehre ist Michael Brandtner gewohnt. Mit anderen augenfälligen Designerstücken hat er sowohl bei Europa- wie auch bei Weltmeisterschaften schon erste Plätze belegt. Sogar in Daytona, dem Mekka amerikanischer Harley-Träume, errang der geschickte Handwerker einen ersten Preis.
Auf das Treiben in der ländlichen Werkstatthalle ist auch der Fernsehsender DMAX schon aufmerksam geworden. „Ein halbes Jahr lang haben die bei mir gedreht“, erzählt Brandtner. Die Reportage über den Custom Bike-Künstler war dort bereits zu sehen. Wer sich für solche Motorräder begeistert, findet Michael Brandtner übrigens auf den verschiedenen Messen, wo er seine Werke vorstellt.
Der Erstkontakt zu seinen Kunden findet meist über seine Homepage statt. Dann wird telefoniert. Brandtner und sein Kunde legen den gewünschten Stil und die Marke fest, die als Grundlage für den Umbau dienen soll.
Dann werden Zeichnungen und Entwürfe gemailt. Und wenn der Kunde zufrieden ist, macht sich Brandtner ans Werk. Die kunstvollen Bilder, die zum Beispiel den Tank der Custom Bikes zieren, lässt Brandtner von einer Airbrush-Künstlerin in Osnabrück fertigen. Ein solcher Umbau kann bis zu 25 000 Euro kosten.
Michael Brandtner selbst hat übrigens derzeit kein eigenes Motorrad. Zeit zum Fahren bliebe ihm bei der vielen Arbeit ohnehin nicht. Und außerdem, fügt er hinzu, sei das Bauen ohnehin viel schöner als das Fahren.
Tag der offenen Tür am Samstag, 8. Mai, bei Michael Brandtner von 10 bis 18 Uhr in der Vilchbänder Str. 1, Grünsfeld-Zimmern