Eine Belebung der oberen Hauptstraße und des gesamten Stadtbilds von Ochsenfurt, eine Sicherung der Grundversorgung und Vielfalt mit einem zweiten Metzger vor Ort – all das waren Erwartungen und Hoffnungen, die mit der Eröffnung der Metzgerei Eisenhauer im März diesen Jahres verknüpft waren.
Das Ehepaar Eisenhauer hat die Nachfolge der Traditionsmetzgerei Pregitzer angetreten, den Laden in der Hauptstraße gemietet und eine eigene GmbH gegründet. Der 36-jährige Martin Eisenhauer stammt aus einer Metzgerfamilie aus Külsheim (Main-Tauber-Kreis) und hat im Lauf der vergangenen neun Monate zusammen mit seiner Frau Steffi viele Ideen entwickelt und ausgetestet, um sein Geschäft zu etablieren: Flyer-Aktionen, ein Lieferservice (auch per App auf dem Smartphone), der klassische Mittagstisch, ein Profil auf Facebook, Seminare für den perfekten Weihnachtsbraten oder Grillabend.
Externe Berater prüfen, ob die Metzgerei noch zu retten ist
Kurz vor Weihnachten zieht Steffi Eisenhauer nun eine ernüchternde Bilanz: „Unser Konzept, mit dem wir zu Jahresbeginn als Existenzgründer angefangen haben, ist nicht aufgegangen.“ Zwar komme nach wie vor Laufkundschaft in den Laden, und auch der Mittagstisch werde gut angenommen. Insgesamt sei dies aber zu wenig: „Es reicht nicht, um genug Gewinn abzuwerfen – und das trotz 70 bis 90 Stunden Arbeit in der Woche. Ende des Jahres müssen wir eine Entscheidung treffen, ob es mit uns weitergehen wird oder nicht“, so die 35-Jährige.
Man habe eine externe Beratung zu Rate gezogen, die nun prüft, ob es ein Konzept gibt, das die Metzgerei retten kann. „Wenn man es alleine nicht schafft, sollte man sich Hilfe holen; jemanden, der das Ganze neutral von außen anschaut und Rat gibt“, sagt Eisenhauer. „Nach neun Monaten Dauerschuften muss man einfach einen Strich ziehen; so ist es nicht mehr machbar, da bleibt alles andere auf der Strecke.“
Auch wenn sie andere Selbstständige bereits gewarnt hätten, dass die ersten Jahre hart würden, sei insgesamt kein Aufwärtstrend zu erkennen. „Es gab immer wieder Wochen, die super waren; der Jahreszeitenzyklus, den mein Mann von zuhause kennt, funktioniert hier aber zum Beispiel überhaupt nicht“, sagt Eisenhauer.
Moderner Laden mit unkonventionellen Ideen
Der Wunsch ihres Mannes sei im Grunde ganz einfach: Er wolle „anständige Wurst“ verkaufen, eine klassische Metzgerei betreiben, so die 35-Jährige. Diese Art von Metzgerei sei allerdings am Aussterben. „Wenn man diesen Stil als junger, zugereister Metzger in einem bereits bestehenden Geschäft neu aufsetzen möchte, geht das nicht auf“, ist sie überzeugt. Ihr Konzept sei ein moderner Laden mit Lieferservice und teils unkonventionellen Ideen. Dass dies nicht angenommen werde, sei eine harte Erfahrung, vor allem ihr Mann habe hart daran zu knabbern.
Wurst per App
Aber auch sie hat viel Zeit in das Geschäft investiert, etwa in die Entwicklung der Liefer-App oder in die Pflege des Facebook-Auftritts der Metzgerei, auf dem die Aktionen und Angebote beworben werden. „Stelle ich einen Coupon auf Facebook, liken ihn vielleicht 120 Leute – im Laden tatsächlich eingelöst wird aber höchstens einer“, sagt Eisenhauer. Vom Klick im Internet zum Gang ins Geschäft sei es ein weiter Weg. Der klassische Flyer mit einem Coupon über ein Gratis-Wienerle sei da bedeutend erfolgreicher.
Das Angebot, sich die Wurst- und Fleischwaren nach Hause liefern zu lassen, hätte nur eine Handvoll Kunden in Anspruch genommen. Und auch die im Sommer entwickelte Liefer-App fürs Smartphone, auf die die Eisenhauers von vielen Kunden im Laden angesprochen worden seien, und die zudem für Aufmerksamkeit und Begeisterung in den sozialen Medien gesorgt hatte, habe kaum zu Bestellungen geführt. „Man muss sich abheben – den Standard-Metzger findet man überall“, hatte sich Steffi Eisenhauer bei der Vorstellung der App noch überzeugt gezeigt.
Keine Garantie auf Erfolg
Vielleicht hätte ihr Konzept an einem anderen Standort und zu einer anderen Zeit mehr Erfolg, überlegt die 35-Jährige. Angebote wie das Grillseminar hätten in Ochsenfurt für keinerlei Resonanz gesorgt, vergleichbare Angebote in Würzburg würden dagegen boomen. „Wir hatten so viele Ideen und haben so viel ausprobiert – der Gesamtplan ist aber nicht aufgegangen. Falls unser Lebenstraum platzt, ist eine Kiste von Dokumenten, die man in den Keller stellt, alles, was davon übrig bleibt. Das ist es, was wehtut“, erklärt Eisenhauer.
Gibt es einen Plan B, falls sich das Ehepaar nach der Prüfung durch die Berater tatsächlich von ihrem Traum von der eigenen Metzgerei verabschieden müsste? Steffi Eisenhauer zuckt mit den Schultern und lächelt müde. Einen weiteren Versuch als Selbstständige, vielleicht an einem anderen Ort, kann sie, die mit ihrer Familie seit acht Jahren in Ochsenfurt zuhause ist, sich momentan nicht vorstellen. „Eine Garantie für Erfolg gibt es nun mal nicht.“