So einen Andrang gab es bei einer Gemeinderatssitzung noch nicht oft. 22 Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Sitzungssaal eingefunden. Ein Thema brannte ihnen als Betroffene unter den Nägeln: Maßnahmen zur Verringerung von Sturzflutschäden. Am 29. Mai 2016 war der Ort nach einem Wolkenbruch von einer Schlammlawine überrollt worden. Am 5. Mai dieses Jahres gab es ein ähnliches Ereignis, bei dem wiederum Schäden vor allem im Altort zu verzeichnen waren.
Nachdem sich eine räumlich begrenzte, aber gewaltige Gewitterzelle im Bereich Klingholz und Fuchsstadt entladen hatte, schossen Wasser- und Schlamm-Massen das Uptal hinunter, über die Fuchsstadter Straße und den Flutgraben nach Winterhausen hinein. Ungeachtet der Schäden in Privatanwesen hatte die Marktgemeinde selbst Schäden in Höhe von rund 27.000 Euro zu verzeichnen, berichtete Bürgermeister Christian Luksch.
Lehren aus der Flut von 2016
Dabei sei die Gemeinde aufgrund des Ereignisses von 2016 schon im Vorfeld tätig gewesen, um Wassermassen im Ernstfall zurückhalten zu können. Flurgräben wurden geputzt, Neigungen gehobelt. Im Uptalweg wurden Barrieren, ein Durchlass, ein Steinwall und Bankette errichtet. Doch gerade dort hat das Unwetter in diesem Jahr manches wieder zunichte gemacht. Als Lehre daraus habe man beispielsweise nun die Bankette mit Porenbeton versehen anstatt mit Riesel.
Längerfristige und weiterführende Vorkehrungen sind geplant, um möglichst viel Niederschlagswasser auf der Höhe in der Flur zu halten und gedrosselt ablaufen zu lassen. So ist die Gemeinde im Programm "Boden.ständig" des Freistaats Bayern, bei dem das Amt für Ländliche Entwicklung federführend ist. Es handelt sich dabei um ein Projekt über Gemeindegrenzen hinweg. Als erstes hat bereits vor gut einem Jahr bei Acholshausen der erste Spatenstich für ein Rückhaltebecken auf der Höhe stattgefunden.
Natürliche und technische Maßnahmen
Für Winterhausen wurden im Rahmen von "Boden.ständig" Fließrichtungen des Wassers ermittelt und ausgewertet. Aufgrund der daraus gewonnenen Daten wurden Vorschläge für natürliche Rückhaltevorrichtungen erarbeitet. So könnte es im Uptalweg, ganz oben beginnend und den Hang hinunter fortführend Polderflächen geben. Ob es auch Dämme und Spundwände geben könnte, müsste von einem Fachingenieurbüro festgestellt werden, so der Bürgermeister. Auf jeden Fall wolle man versuchen, damit in das Programm zu kommen.
Neben natürlichen sollen auch technische Maßnahmen ergriffen werden, für die das Wasserwirtschaftsamt zuständig ist. Auch mit diesem seien Gespräche geführt worden, berichtete der Bürgermeister. Es soll versucht werden, in das Sturzflutrisikomanagement des Freistaats aufgenommen zu werden. Auf jeden Fall habe man für beides – natürliche und technische Maßnahmen – "den Fuß in der Tür."
Das Warnsystem verbessern
Für verbesserungswürdig hält der Bürgermeister das Frühwarnsystem und die Alarmierung. So müsste es möglich sein, wenn schon in Fuchsstadt ein Wolkenbruch zu Überschwemmungen geführt habe, gleich die Winterhäuser Feuerwehr zu alarmieren und die Bürger – zum Beispiel über Apps – zu warnen, damit sie selbst noch Schutzmaßnahmen ergreifen können.
In der Ratssitzung durften sich die anwesenden Bürger zu Wort melden. Von ihnen kamen einige Anregungen für die geplanten Polderflächen, aber auch für Schutzmaßnahmen im Ort. Angesprochen wurden kritische Punkte im Bereich der Mainbrücke, wo für besseren Abfluss gesorgt werden müsste. Bürgermeister Luksch versprach, die Anregungen aufzunehmen.
Zur Frage, wann Baubeginn für die vorgesehenen größeren Projekte sein könnte, stellte Luksch fest, dass er es auch gern schneller hätte. Aber Erhebungen, Planungen und Genehmigungen bräuchten ihre Zeit. Möglicherweise könnte es nächstes Jahr oder aber erst im Jahr 2024 losgehen. Und eines machte Luksch auch klar: Egal was gemacht wird, werde es keine hundertprozentige Garantie geben, dass niemals mehr eine Sturzflut den Ort betrifft.