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WÜRZBURG: Nach Landesgartenschau: Belvedere als Stadtteil-Museum?

WÜRZBURG

Nach Landesgartenschau: Belvedere als Stadtteil-Museum?

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    Der Nachbau eines Studios des amerikanischen Soldatensenders American Forces Network gibt einen Einblick in das US-Lebens in den Leighton Barracks. Abbildung: tecton GmbH
    Der Nachbau eines Studios des amerikanischen Soldatensenders American Forces Network gibt einen Einblick in das US-Lebens in den Leighton Barracks. Abbildung: tecton GmbH Foto: tecton GmbH

    Dass der künftige Stadtteil Hubland auf einem Gelände entsteht, auf dem von 1945 bis 2008 amerikanische Soldaten lebten und arbeiteten, ist vielen Würzburgern bekannt, auch wenn sie nur einmal im Jahr, beim deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest, die Möglichkeit hatten, das ansonsten abgeschottete Militärareal zu betreten. Nur wenige wissen indessen, dass die Geschichte der Besiedelung des Galgenbergs noch einige Jahrzehnte weiter zurückreicht. Denn bereits im Ersten Weltkrieg gab es hier ein Gefangenenlager, in dem über vier Jahre lang bis zu 6000 Häftlinge, im wesentlichen Franzosen, untergebracht waren. Diese Geschichte will eine Ausstellung während der Landesgartenschau 2018 den Besuchern vor Augen führen.

    Konzeption von Roland Flade

    Zuständig für die inhaltliche Konzeption der Ausstellung ist der Würzburger Historiker und ehemalige Main-Post-Redakteur Roland Flade, der 2014 das Buch „Würzburgs neuer Stadtteil Hubland – Seine Geschichte vom 18. bis zum 21. Jahrhundert“ veröffentlicht hat. Noch muss der Aufsichtsrat der Landesgartenschau GmbH, der in der kommenden Woche tagt, die Konzeption der Ausstellung und deren Realisierung genehmigen, doch Flade hat schon recht konkrete Vorstellungen, wie er gegenüber dieser Redaktion erläuterte. Für die Ausstellungsarchitektur und die Präsentation der Exponate wurde die Berliner Agentur tecton gewonnen. Deren Mitarbeiterin Madine Delhommeau ist für die Gestaltung der Ausstellung zuständig.

    Grundsätzlich gliedert sich die Darstellung der Hubland-Geschichte auf dem LGS-Gelände in zwei Teile.

    Entlang des Rundwegs um den Gartenschau-Park, den sogenannten Beltwalk, werden Info-Stelen mit Schautafeln aufgestellt, auf denen Ereignisse aus der Hubland-Geschichte seit dem 18. Jahrhundert dargestellt werden. Zu sehen sind auf den Stelen auch Fotos von prägnanten Gebäuden, die teilweise – wie das Casino und die Chapel – inzwischen abgerissen wurden.

    Tankstelle als temporäres Museum

    Die eigentliche Ausstellung soll in der ehemaligen Tankstelle der Leighton Barracks eingerichtet werden, die nach der Landesgartenschau abgerissen wird. In deren Untergeschoss sollen die früheren Hubland-Bewohner vorgestellt werden, denn am Galgenberg lebten schon seit 1914 Menschen. Erst Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs, dann Flugschüler, Fluglehrer und der Direktor der Fliegerschule, im Dritten Reich Lehrlinge und Zwangsarbeiter sowie Wehrmachtssoldaten und schließlich nach Kriegsende amerikanische GIs mit ihren Familien und von 1948 bis 1951 Vertriebene.

    Nachbau eines Rundfunk-Studios

    Außerdem soll im Untergeschoss der Nachbau eines Rundfunkstudios des amerikanischen Soldatensenders AFN zu sehen sein. AFN sendete auch aus einem eigenen Studio in den Leighton Barracks. Filme und Musikeinspielungen könnten dieses Studio „beleben“. Im Hauptraum sehen die Besucher eine chronologische Darstellung der Besiedelung des Hublands. Sie erfahren dabei etwas über das Gefangenenlager im Ersten Weltkrieg, in dem sowohl amerikanische als auch französische Soldaten untergebracht waren. Auch die Kriegersiedlung, die ab 1921 am Galgenberg entstand, soll in die Ausstellung einbezogen werden. Die kleinen Einfamilienhäuser mit ihren Gemüsegärten wurden entlang der späteren Nopitschstraße und der Straße Am Kugelfang, unmittelbar neben dem neuen Stadtteil Hubland, errichtet.

    1924 entstand am Kürnacher Berg eine Fliegerschule und ein ein kleiner Flugplatz, was durch Fotografien dokumentiert werden soll. Auf ihnen werden auch Szenen aus dem Fliegeralltag und von Würzburger Flugpionieren zu sehen sein. Weitere Abschnitte der Ausstellung sollen sich mit dem Dritten Reich, als das Hubland ein großer Fliegerhorst der Wehrmacht war, und mit der dann folgenden Geschichte als US-amerikanischer Standort befassen. Fotografien und Illustrationen, Videos und hörspielartige Augenzeugenberichte sowie persönliche Erinnerungsstücke aus dem Soldatenalltag sollen dies lebendig werden lassen. Geplant ist zudem die Einrichtung eines kleinen Kinoraums für Filmvorführungen.

    Was geschieht nach der LGS?

    Noch völlig offen ist derzeit, was mit den zahlreichen Exponaten geschieht, wenn die Gartenschau zu Ende ist. Denn dann kommt für die Tankstelle das „Aus“. Im Untergrund befinden sich aller Wahrscheinlichkeit nach zu viele Altlasten, und auch das Gebäude entspricht nicht mehr heutigen Standards für eine weitere Nutzung. Roland Flade fände es jedoch schade, wenn die Ausstellungsstücke nach den sechs LGS-Monaten sang- und klanglos in irgendeinem Depot verschwänden.

    Im Idealfall könnten sie im neuen Stadtteil dauerhaft gezeigt werden – in einer Art Stadtteilmuseum. Dafür könnte das Belvedere ein geeigneter Ort sein, sagt Flade. Zwischen den Stützmauern der Aussichtsplattform ist nämlich ein Raum entstanden, der während der Gartenschau noch offen sein wird, danach aber, beispielsweise durch eine Verglasung, geschlossen werden könnte. Versorgungsleitungen sind bereits verlegt, denn eine Nutzung dieses Raumes war von vornherein nicht ausgeschlossen worden. Natürlich würde eine öffentlich zugängliche Ausstellungsfläche weitere Kosten nach sich ziehen, weiß der Historiker. Um diese zu minimieren, könnte man lediglich bestimmte Teile der Ausstellung zeigen, sagt Flade. Auch könne man daran denken, dass die Ausstellung nur an einzelnen Tagen geöffnet ist, was den Personalbedarf vor Ort verringern würde.

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