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WÜRZBURG: Nach wie vor: Viele Ausbildungsplätze sind noch frei

WÜRZBURG

Nach wie vor: Viele Ausbildungsplätze sind noch frei

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    „Noch nie waren die Chancen für junge Menschen so hoch, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, wie im zurückliegenden Jahr. Je Bewerberin und Bewerber standen rein rechnerisch 1,1 Ausbildungsplätze zur Verfügung“, fasst Stefan Beil, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Würzburg, die Bilanz des Berufsberatungsjahres 2016/2017 zusammen. „Allerdings haben rückläufige Schülerzahlen und eine unverändert starke Studierneigung mitunter dazu geführt, dass angebotene Ausbildungsplätze nicht immer adäquat besetzt werden konnten“, so Beil. Insbesondere in Berufen mit vermeintlich unattraktiven Arbeitsbedingungen habe sich die schwächere Nachfrage bemerkbar gemacht. „Der Bereich Hotel und Gastronomie, das Lebensmittelhandwerk oder auch andere Handwerkszweige wie beispielsweise der Bau waren hiervon besonders betroffen.“

    60 Prozent der Interessenten nahmen Ausbildung auf

    Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden der Agentur für Arbeit Würzburg einschließlich der Jobcenter insgesamt 4170 Berufsausbildungsstellen gemeldet, rund drei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auf der Nachfrageseite stagnierte die Zahl der Bewerber mit 3900. Von den Ausbildungsinteressenten haben knapp 60 Prozent (2294) eine Berufsausbildung aufgenommen, 18 Prozent (713) besuchten weiterhin eine Schule oder nahmen ein Studium oder Praktikum auf, rund zwei Prozent (87) mündeten in ein Förderangebot der Berufsvorbereitung ein und bei etwa 11 Prozent (435) war eine Klärung des Verbleibs (aufgrund fehlender Rückmeldungen) nicht möglich. Auf der Angebotsseite waren 485 Lehrstellen am 30. September noch nicht besetzt (2016: 434).

    Die meisten haben Mittlere Reife

    Rund 29 Prozent der Bewerber konnten einen Abschluss der Mittelschule vorweisen. 44 Prozent hatten die Mittlere Reife, 11 Prozent die Fachhochschulreife und acht Prozent die Allgemeine Hochschulreife. Rund 34 Prozent der Lehrstellensuchenden haben die Schule bereits im Vorjahr oder früher verlassen („Altbewerber“).

    Neben den 73 unversorgten Bewerbern gab es noch 306 Bewerber, die zum 30. September zwar in eine Alternative eingemündet sind, ihren Vermittlungswunsch in eine duale Ausbildung jedoch aufrecht erhalten haben. Ihre Anzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn niedriger ausgefallen.

    „Für diese Bewerber und die noch unversorgten Bewerber werden die Vermittlungsaktivitäten fortgesetzt. Außerdem melden sich auch jetzt noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen – zum Teil wieder – auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die erneut frei geworden sind“, so Manuela Burger, Leiterin der Berufsberatung.

    Drängende Nachwuchssorgen: Viele Arbeitgeber handeln flexibel

    Die drängenden Nachwuchssorgen in einzelnen Branchen, verbunden mit dem zunehmenden Eintritt älterer Arbeitnehmer in das Rentenalter, haben betroffene Betriebe nicht selten zum Anlass genommen, um ihre Einstellungsstandards zu überdenken. Mancherorts erklärte man sich bereit, auch vermeintlich schwächeren Bewerbern oder auch Bewerbern mit Fluchthintergrund eine Chance zu geben. Erste Erfahrungen in der Ausbildung von Asylbewerbern und Flüchtlingen haben gezeigt, dass der praktische Teil in der Regel keine größeren Probleme darstellt, heißt es bei der Agentur.

    Sprachliche Barrieren und schulische Defizite machen es den Betroffenen allerdings oftmals schwer, in der Berufsschule dem Unterrichtstempo zu folgen. Aber nicht nur diese werden hier vor besondere Herausforderungen gestellt. Auch den Ausbildungsbetrieben wird ein über das Normalmaß hinausgehendes Engagement abverlangt, Geduld und ein langer Atem.

    Wie die Agenturen helfen

    „Die Agenturen für Arbeit unterstützen die Anbahnung und Durchführung einer Ausbildung von deutschen und auch nichtdeutschen Jugendlichen gleichermaßen. Hierfür stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung“, erklärt Burger. Einige Beispiele: In Lehrgängen zur Berufsvorbereitung (BvB) können sich Jugendliche in verschiedenen Berufsfeldern ausprobieren und werden auf eine Arbeit oder Ausbildung vorbereitet. Zusätzlich ist das Nachholen des (Qualifizierenden) Mittelschulabschlusses möglich. Die Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein sechs- bis zwölfmonatiges (sozialversicherungspflichtiges) Langzeitpraktikum bei einem Arbeitgeber. Eine Anrechnung auf eine sich anschließende Ausbildung kann unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen.

    Mit der Assistierten Ausbildung (AsA) wird das Ziel verfolgt, insbesondere leistungsschwächere und sozial benachteiligte Jugendliche über einen längeren Zeitpunkt professionell zu begleiten und zu unterstützen, um einen direkten Einstieg in eine Ausbildung zu ermöglichen und den Ausbildungserfolg zu sichern. Die Unterstützung beginnt bereits in der Phase der Berufsorientierung, umfasst das Bewerbungsverfahren und erstreckt sich auf die gesamte Ausbildungsdauer. Neben dem „Coaching“ der Jugendlichen ist dabei auch eine Unterstützung der ausbildenden Betriebe vorgesehen.

    Spezielle Fördermöglichkeiten

    Treten während der Ausbildung Schwierigkeiten auf oder ist das Ausbildungsziel gefährdet, können Jugendliche ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) in Anspruch nehmen. Ein- oder mehrmals wöchentlich wird nach der Arbeitszeit Förderunterricht vermittelt, beispielsweise in Fachtheorie und/oder Fachrechnen. Eine sozialpädagogische Begleitung wird zusätzlich angeboten. Für behinderte Jugendliche gibt es darüber hinaus spezielle Fördermöglichkeiten und Angebote.

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