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KLEINRINDERFELD: Nach Wikinger-Überfall: Gemeinde kämpft gegen schlechten Ruf

KLEINRINDERFELD

Nach Wikinger-Überfall: Gemeinde kämpft gegen schlechten Ruf

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    Was Kleinrinderfelds Bürgermeisterin Eva-Maria Linsenbreder in den vergangenen Tagen über ihren Ort lesen, hören und sehen musste, macht sie ärgerlich:   „Wir wurden so dargestellt, als wären wir eine Gemeinde, in der sozial Schwache, speziell Hartz-IV-Empfänger, angeprangert und verfolgt werden.“

    Offen gedacht

    Dabei sei das Gegenteil der Fall: Als Ort knapp 20 Kilometer vor der Großstadt habe man sich immer in Richtung Würzburg orientiert, habe offen gedacht. Auch seien in den vergangenen Jahren viele Städter aufs Land gezogen, hätten sich in Vereine und örtliche Institutionen integriert: „Wir haben ein schwules Pärchen. Das hat gesagt: Wir ziehen hierher und schauen wie es sich auf dem Dorf lebt. Wenn es nicht klappt, gehen wir. Sie wohnen nun schon lange hier und fühlen sich wohl“, erzählt die Bürgermeisterin.

    Ist der aktuell schlechte Ruf Kleinrinderfelds nur das Ergebnis sensationslüsterner Berichterstattung? Linsenbreder: „Es gibt in unserer Gemeinde sozial Schwache – wie in jedem anderen Dorf auch. Die meisten sind unauffällig und anständig.“

    Sie räumt aber ein, dass es einzelne Konfliktmenschen im Ort gibt. Dazu gehört wohl auch die Familie K. – die Opfer des Wikinger-Überfalls vom Rosenmontag wurde. Die Polizei hat ermittelt, dass es sich um eine Vergeltungsaktion für einen Streit unter Jugendlichen in der Nacht auf den 7. Februar handelte.

    Die Familie K. stammt nicht aus Kleinrinderfeld. Vor zwei Jahren ist sie zugezogen, wohnte vorher unter anderem in Uettingen, Rottendorf und Leinach: „Es gibt Menschen, die entwurzelt sind. Vielleicht kennen die nicht die Strukturen, die wir hier kennen“, sagt die Bürgermeisterin.

    Klaus Rostek, stellvertretender Leiter des Amtes für Jugend und Familie beim Landratsamt, bestätigt, dass es im Landkreis etwa zehn Problemfamilien gibt, die häufig ihren Wohnsitz wechseln.   In den Orten, in die sie kämen, würden sie auf gewachsene Strukturen stoßen. Schnell gebe es Konflikte mit Nachbarn, Polizei, Jugendamt – vielleicht mit der Dorfgemeinschaft. In kleinen Orten schlügen solche Einzelphänomene besonders auf: „Wird der Druck zu groß, ziehen diese Menschen weiter – in einen anderen Ort oder Landkreis.“

    Rostek spricht vom Garnisionsstadt-Problem: Nach ihrem Abzug haben die Amerikaner gut erhaltene und preiswerte Wohnungen hinterlassen. Vor allem in Giebelstadt, aber auch in Kleinrinderfeld. Solche Wohnungen würden gern von Problem-Clientel bezogen. Für die Gemeinden sei das weitgehend Neuland. Aber: „Wir leben in einem Rechtsstaat. Man kann niemandem verbieten, sich seinen Wohnort selbst auszusuchen“, so Rostek.

    Problem Integration

    Vor kurzem hat es ein Gespräch zwischen Bürgermeisterin, Polizei Kreisjugendamt und Jugendgerichtshilfe gegeben. Einziges Thema: Wie kann man die einzelnen Problemfälle in die Kleinrinderfelder Dorfgemeinschaft einbinden. Hauptproblem für Eva-Maria Linsenbreder: „Wer integriert werden soll, muss sich auch integrieren lassen.“

    Eigentlich alles geklärt in Kleinrinderfeld? Nicht ganz: „Es tut mir leid, dass die Überfallenen solche Gewalt erfahren mussten“, sagt die Bürgermeisterin. Sie will alles tun, dass Kleinrinderfeld seinen Ruf als tolerante, weltoffene Gemeinde wieder erlangt.

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