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VEITSHÖCHHEIM/GEITHAIN: Neonazis treiben ihr Unwesen

VEITSHÖCHHEIM/GEITHAIN

Neonazis treiben ihr Unwesen

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    Der Schein trügt: Nicht immer ist die Stimmung auf dem Marktplatz der Veitshöchheimer Partnerschaft Geithain (Sachsen) so beschaulich und friedlich. In der 6000-Seelen-Stadt und anderen Städtchen sorgen Neonazis immer häufiger für Zwischenfälle. Links vom Rathaus flattert die Fahne der Gemeinde Veitshöchheim.
    Der Schein trügt: Nicht immer ist die Stimmung auf dem Marktplatz der Veitshöchheimer Partnerschaft Geithain (Sachsen) so beschaulich und friedlich. In der 6000-Seelen-Stadt und anderen Städtchen sorgen Neonazis immer häufiger für Zwischenfälle. Links vom Rathaus flattert die Fahne der Gemeinde Veitshöchheim. Foto: Foto: Günther Hillawoth

    Oswald Bamberger zuckt resignierend mit den Schultern: „Ich blick' da nicht durch,“ sagt der zweite Bürgermeister von Veitshöchheim und Partnerschaftsbeauftragte für Geithain. Es geht um Vorfälle in der sächsischen Kleinstadt in Verbindung mit der rechten Szene.

    „Je mehr Stillschweigen gewahrt wird, umso mehr kriegen Neonazis die Oberhand.“

    Oswald Bamberger Partnerschaftsreferent

    Der Spiegel befasst sich in seiner neusten Ausgabe mit dieses Ereignissen. „Auf dem Land in Sachsen treiben Neonazis ungeniert und ungestört ihr Unwesen“, heißt es in der Anmoderation eines dreiseitigen, bebilderten Beitrags. Wer sich dem alltäglichen Terror entgegenstelle, werde eingeschüchtert und verfolgt. Für Bamberger, der mit einer Gruppe aus Veitshöchheim erst in der vergangenen Woche einige Tage in Geithain weilte, ist diese Entwicklung bedauerlich und traurig.

    Am Beispiel Geithains berichtet der Spiegel über zwei Vorfälle. Im Mai 2010 wurde ein 15-jähriger Punk von einem Rechtsradikalen an einer Tankstelle überfallen: „Er schlug ihm den Schädel ein“, heißt es. Der Junge muss nun mit einer Titanplatte im Kopf leben. Daraufhin gründete die Mutter die „Initiative für ein weltoffenes Geithain“, um gegen die Neonazis zu kämpfen.

    Der zweite Fall ereignete sich 2012. Ein Pakistani hat vor fünf Monaten eine Pizzeria eröffnet. Gleich in der ersten Nacht wurde die Scheibe eingeschlagen. Im Mai standen zehn Vermummte vor dem Lokal, warfen einen Stein durchs Fenster und drohten dem „Scheiß Ausländer“, dass sie ihn umbringen würden. Eine Woche später explodierte ein Sprengsatz. Der Schaden lag bei 10 000 Euro.

    Die Borna-Geithainer-Zeitung, die zur Leipziger Volkszeitung gehört, berichtete umfangreich über diesen und vorangegangene Vorfälle. Das hatte zur Folge, dass die Scheiben der Geithainer Redaktion mit Steinen beworfen wurde.

    Nach den Angriffen auf die Geithainer Pizzeria zeigten Rathaus, Kirche, die Initiative für ein weltoffenes Geithain sowie die Polizei Flagge, allen voran Bürgermeisterin Romy Bauer, die laut Leipziger Volkszeitung nach ihrer Wahrnehmung einen „eindeutig rechtsextremem Hintergrund“ sieht.

    Sie initiierte eine Benefizveranstaltungen für den betroffenen Pakistani. „Örtliche Akteure wollen gemeinsam mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein Zeichen setzen für Menschenwürde und Zivilcourage", erklärte sie. Und weiter: „Wir stehen zusammen. Wir lassen weder hier in Geithain noch anderswo Raum für Ausgrenzung und rechtsextremes Gedankengut.“

    Auch der sächsische Landespolizeipräsident Bernd Merbitz versprach ab sofort mehr Polizeipräsenz in Geithain. Die sächsische Polizei sei auf dem rechten Auge nicht blind, „aber wir brauchen Ihre Unterstützung“, appellierte Merbitz an die Bevölkerung.

    Der Partnerschaftsbeauftragte Bamberger bestätigt nach seinem Besuch in Geithain die Worte des Präsidenten: „Die Polizei ist Tag und Nacht präsent“. Skeptisch ist er jedoch bei der Mithilfe der Bevölkerung. Die halte sich sehr bedeckt. „Keiner rückt mit was 'raus“, so seine Erfahrung.

    Damit bestätigt er auch die Aussage der Mutter des schwer verletzten Jugendlichen. Die Geithainer täten so, als hätte es den Überfall nie gegeben, sagte sie dem Spiegel. Auch Oswald Bamberger hat das Gefühl, dass alles heruntergespielt werde. Und das sei ein großer Fehler. Seine schlimme Befürchtung: „Je mehr Stillschweigen gewahrt wird, umso mehr kriegen die Neonazis die Oberhand.“

    Nichtsdestotrotz will Oswald Bamberger sich weiter für diese lebendige und intensive Partnerschaft, die 1990 ins Leben gerufen wurde, einsetzen und engagieren.

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