Es war eine lange Debatte, bevor der Stadtrat am Donnerstag zur Entscheidung schritt: Nach namentlicher Abstimmung stand fest: Nur fünf Stadträte votierten für tieferes Wasser im neuen Nordbad. 41 Stadträte konnten sich auf 1,80 Meter im Becken einigen. Damit kann es weitergehen mit dem interkommunalen Projekt von Stadt und Landkreis.
Bei dem Vorhaben in der Lindleinsmühle handelt es sich um ein Schulbad auf dem Gelände der Wolffskeel-Realschule, deren Träger Stadt und Landkreis sind. Nur der städtische Beschluss über die Wassertiefe fehlte noch auf dem Weg zum Baubeginn.
„Lernort Schulschwimmbad braucht kein tiefes Wasser“
Erwin Pfeuffer Direktor Staatliches Schulamt
Der Kreistag hatte sich längst auf die Wassertiefe geeinigt, die von der Regierung von Unterfranken gefordert worden war. Sie bezuschusst aus Sicherheitsgründen nur eine Beckentiefe von 1,80 Meter.
Untermauert wurde die Forderung für 1,80 Meter im Becken auch durch eine Umfrage unter den Schulen im Norden, die das Bad für den Schwimmunterricht nutzen sollen. Eine große Mehrheit votierte hier gegen mehr Tiefe.
Deren Standpunkte machte Erwin Pfeuffer, Chef des Staatlichen Schulamtes, in einem Kurzauftritt im Stadtrat deutlich. 2000 Schüler würden das neue Bad künftig nutzen, hauptsächlich Kinder aus Grund- und Mittelschulen. „Der Lernort Schulschwimmbad braucht kein tiefes Wasser.“ Im Bereich Grund- und Hauptschulen würden keine vollausgebildeten Sportlehrer eingesetzt. Daher müsse man aus Sicherheitsgründen auf eine maximale Tiefe von 1,80 Metern bestehen.
Seit Monaten wehren sich Wassersportvereine wie die DLRG oder der Tauchsportclub Würzburg gegen die Planung eines 1,80-Meter-Beckens. Sie sehen ihre Sportarten und ihre Ausbildungen in Gefahr, wenn das alte Gustav-Walle-Bad in zwei Jahren endgültig geschlossen wird. Dort gibt es ein Becken mit 3,80 Metern Tiefe, das bisher von den Vereinen genutzt wird.
Im Würzburger Stadtrat war eine endgültige Entscheidung schon einmal vertagt worden: Zu wenig Informationen über technische Möglichkeiten und zu wenig Details über die Ausweichmöglichkeiten für die Vereine.
Schulreferent Muchtar Al Ghusain (SPD) hatte am Donnerstag viele Informationen mitgebracht. Er schilderte die Ergebnisse eines runden Tischs vom 26. Oktober mit Vertretern von Wasserwacht, DLRG, Tauchsportgruppe, staatlichem Schulamt, Regierung von Unterfranken und der Bäder GmbH.
Die Wasserwacht brauche in erster Linie ein Becken mit einer 25-Meter-Bahn. Für mehr Tiefe trainieren sie bei der Bereitschaftspolizei. Die DLRG bestehe auf tieferes Wasser und verwies auf die Anforderungen in den Lehrplänen.
Die Taucher (TSG) trainieren bei der Bereitschaftspolizei und nutzen das Walle-Bad für Sportveranstaltungen wie Unterwasserrugby. Hinweise und Angebote der Bäder GmbH auf freie Kapazitäten im Springerbecken des Dallenberg-Freibades lehnten DLRG und TSG wegen der starken Auslastung und wegen der unsicheren Witterung ab.
Al Ghusain hat auflisten lassen, wie viele Stunden im Walle-Bad von Vereinen in der Woche belegt werden: 15. Die größere Wassertiefe nutzten nur DLRG und Abteilungen des TSV Grombühl mit bis zu acht Stunden. Wie groß der Zeitanteil im tiefen Wasser ist, blieb offen.
„Bedarf kann im neuen Nautiland gedeckt werden“
Muchtar Al Ghusain Städtischer Schulreferent
Der Schulreferent machte klar: „Der Bedarf kann im neuen Nautiland gedeckt werden.“ Und so lange soll das alte Walle-Bad ja offen bleiben. Er sieht sogar einen Überhang von vier freien Stunden.
Für die DLRG würden also keine Übungsstunden im tiefen Wasser ausfallen. Und so würde auch das Szenario entfallen, dass die Rettungsschwimmer keine Katastrophen-Einsätze mehr bestreiten könnten.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) machte eine klare Rechnung auf: Sechs Millionen Euro soll das gemeinsame Bad kosten. 2,7 Millionen kommen vom Staat. Blieben noch 1,65 Millionen für Stadt und Kreis. Alle weiteren Lösungen wären deutlich teurer und der Landkreis hatte mit seiner Mehrheitsentscheidung klar gemacht, keinen anderen Weg mitgehen zu wollen.
Und so sahen es auch die meisten Stadträte: Josef Hofmann (FWG) brachte es für viele auf den Punkt: „Wollen wir ein Bad im Norden als Projekt von Stadt und Kreis, kommen wir um eine Wassertiefe von 1,80 Metern nicht herum.“
Wolfgang Baumann (ZfW) und Sebastian Roth (Linke) brachten unermüdlich Argumente für mehr Wassertiefe ein, wurden aber nach der zweistündigen Debatte überstimmt.