Wer im Rathaus die Nachfolge von Ex-OB Georg Rosenthal antritt, wird erst am 30. März in einer Stichwahl entschieden. Dann treten die beiden Rathaus-Referenten Christian Schuchardt und Muchtar Al Ghusain gegeneinander an. Finanzreferent Schuchardt – der Kandidat von CSU, FDP und Würzburger Liste – geht dabei mit einem Vorsprung ins Rennen. Er konnte am Sonntag im ersten Wahlgang 22 522 Stimmen (48,67 Prozent) für sich gewinnen und verpasste damit schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit nur knapp. Sein Herausforderer Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, der für die SPD und die Grünen kandidierte, erhielt 16 774 Stimmen (36,25 Prozent).
Verlierer der Wahl sind die Würzburger Wählerinnen und Wähler, von denen nur noch 45,5 Prozent ihre Stimme abgaben, knapp fünf Prozent weniger als vor sechs Jahren. Damals betrug die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang 50,26 Prozent. Diesmal gingen von 102 831 Wahlberechtigten nur noch 46 793 in die Wahllokale oder gaben ihre Stimme per Briefwahl ab.
Abgeschlagen landeten am Sonntag die drei übrigen Bewerber für den Oberbürgermeisterposten, obwohl sie teils mit großem Aufwand Wahlwerbung betrieben hatten: Das beste Ergebnis erreichte Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg), der aus dem Stand 7,38 Prozent (3413 Stimmen) erreichte. Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) kam auf 4,43 Prozent (2050 Stimmen), und mit der „roten Laterne“ musste Raimund Binder (ÖDP) vorlieb nehmen, der es auf 3,27 Prozent (1515 Stimmen) brachte.
Baumann zeigte sich enttäuscht, dass er es nicht in die Stichwahl geschafft hat. Auch Charlotte Schloßareck hatte, wie sie sagte, mit einem besseren Ergebnis gerechnet, während Raimund Binder zwar vom OB-Wahlergebnis enttäuscht war, aber jetzt darauf setzt, mit seiner Partei im Stadtrat vertreten zu sein. Ob sie für die Stichwahl einen der Kandidaten unterstützen werden, konnten die kleinen Parteien am Sonntagabend noch nicht sagen.
Christian Schuchardt wurde von seinen zahlreichen Anhängern frenetisch gefeiert, als er gegen 18.30 in den Ratskeller kam, wo sich die drei ihn unterstützenden Parteien versammelt hatten. „Das war ein haarscharfes Ergebnis“, kommentierte er den Wahlausgang. Man müsse davon ausgehen, dass die Wahlurnen jetzt wieder leer sind und in den nächsten zwei Wochen die Wähler mobilisieren, zur Stichwahl zu gehen: Dann geht es um alles!“.
Muchtar Al Ghusain sagte, er habe das Ergebnis „in etwa so erwartet“. Er geht trotz des Rückstands zuversichtlich in die Stichwahl in zwei Wochen: „Wir haben unser Etappenziel erreicht“, sagte er und mit dem Erreichen der Stichwahl werde „alles auf Null gesetzt. Wir haben noch alle Chancen“, gibt er sich optimistisch.
Nicht nur die Würzburger Wählerschaft blieb am Sonntag mehrheitlich der Abstimmung fern – auch im Ratssaal, wo die Wahlergebnisse aus den 159 Stimmbezirken aktuell übertragen wurden, war der Andrang überschaubar. Nur wenige Stadtratsmitglieder wollten live dabei sein, als die Ergebnisse gemeldet wurden.
Christian Schuchardt erreichte sein bestes Ergebnis im Stadtteil Lindleinsmühle, wo er auf 57,94 Prozent kam, am schlechtesten schnitt er mit 37,74 Prozent in Grombühl ab. Hier holte Al Ghusain mit 46,53 Prozent sein bestes Stadtteil-Ergebnis. Die wenigsten Wähler konnte er mit 26,22 Prozent am Heuchelhof gewinnen.