(rtg) Bis in sein 91. Lebensjahr hinein wohnte Philipp S. Frank nach dem Tod seiner Ehefrau Veronika 2006 allein in seinem gepflegten Haus auf dem Heuchelhof, in das er 1972 mit seiner Fraua, die er 1952 geheiratet hatte, und den Kindern Joachim und Angelika gezogen war. Täglich fuhr der Witwer noch mit der Straßenbahn in sein geliebtes Würzburg, um dort, oft im Ratskeller, zu Mittag zu essen. Jetzt ist er 92-jährig in der Nähe von Fürstenfeldbruck gestorben.
Philipp S. Frank wurde am 1. November 1918 in Würzburg geboren und erlernte das Schriftsetzerhandwerk. Im Januar 1940 eingezogen, kam er nach dem Fall von Stalingrad nach Russland, wurde bei Sewastopol auf der Krim verwundet und geriet am 12. Mai 1944 in russische Gefangenschaft.
„Leb solang du kannst“
Kurz zuvor hatte ein Kamerad an ihn appelliert: „Wir müssen die Gefangenschaft überleben, und dann werden wir eines Tages heimkehren. Daran müssen wir immer glauben!“ Es war dieser Appell, der Frank durch die anschließende fünfjährige Lagerzeit trug und den er, in abgewandelter Form auch zum Titel seines 1995 veröffentlichten autobiografischen Romans machte: „Leb solang du kannst“.
In dem inzwischen vergriffenen Buch schildert Frank, der von sich selbst als „Georg Berger“ spricht, eine fünfjährige Odyssee, die ihn durch insgesamt zwölf Lager führte. Ausführliche Auszüge wurden im Jahr 2009 in Roland Flades Buch „Zukunft, die aus Trümmern wuchs“ veröffentlicht, das im regionalen Buchhandel und in den Main-Post-Geschäftsstellen verkauft wird.
Das Schreiben half Philipp Frank dabei, das Erlebte zu verarbeiten, gestand er 1995: „Ich wollte es mir von der Seele schreiben. Ich hatte oft Alpträume. Seitdem sind sie weg.“
Das Gefangenenlager in Nowy-Gorlowka war Philipp Frank in besonderer Erinnerung geblieben: „Das war das schlimmste Lager, da dachte ich, ich sehe Würzburg nicht wieder.“ Mit 400 Mann waren sie dort angekommen, nach kurzem waren viele tot, von den Übrigen war der Großteil krank. Zur Arbeit gingen nur noch 30 bis 40 Mann in die nahegelegenen Kohlengruben.
Auch Frank war arbeitsunfähig und wog nach vier Monaten nur noch 90 Pfund. Doch das war letztendlich sein Glück, denn alle Kranken wurden ins Erholungslager Armawir im Norkaukasus gebracht. Ein Freund, der noch arbeitsfähig war, musste im Lager bleiben; er kam nicht zurück.
„Ab da ging's aufwärts“, sagte Frank, als er sein Buch präsentierte. Die Männer dort mussten nicht arbeiten, die Verpflegung war etwas besser. Dort traf er auch auf einen sehr deutschenfreundlichen Arzt. „Er hat Tausenden von deutschen Soldaten das Leben gerettet“, sagte Frank damals. Später haben sie erfahren, dass er bei einem Wodkagelage erschossenen wurde, wahrscheinlich wegen seiner Einstellung den Gefangenen gegenüber, vermutete Frank.
Nach der Zeit im Erholungslager führte Franks Odyssee über Arbeit auf Staatsgütern bis nach Krasnodar, die Hauptstadt Nordkaukasiens. Inzwischen sprach er leidlich Russisch. Im September 1949, nach fast zwei Jahren Arbeit in Bergwerken des Donezbeckens, wurde er nach Deutschland entlassen.
Nach der Rückkehr arbeitete Frank bei der Main-Post und war bis 1982 Abteilungsleiter für Satz- und Zeitungsherstellung. Seine letzten Lebensmonate verbrachte er in einem Seniorenpflegeheim in der Nähe seiner Kinder und deren Familien, wo er, wie sein Schwiegersohn berichtet, bis fast zuletzt Streiche spielte und seine Mitbewohner für sich einnahm.
Die Beerdigung ist am Freitag, 23. September, um 14.15 Uhr auf dem Würzburger Hauptfriedhof.