Ums gleich vorwegzunehmen, eine „Hand Gottes“ – mit der einst Fußballstar Diego Maradona sein Handspieltor im WM-Kick gegen England rechtfertigte – war zumindest sichtbar nicht im Spiel. Und das, obwohl mit Bischof Friedhelm Hofmann und der evangelischen Dekanin Edda Weise die ranghöchsten Würzburger Geistlichen auf dem Platz standen. Hofmann und Weise verloren beim Torwandschießen von Main-Post und Sparkasse Mainfranken gegen Ghana mit 0:2, arbeiteten im Gegensatz zu Maradona aber völlig regelgerecht mit den Füßen. Für das Team von Ghana waren Abraham „Nike“ Oduro und David Williams erfolgreich.
Schauplatz war am Freitag wieder das Stadion in der Langgasse, in dem Würzburger Prominente jeweils die Partien der deutschen Elf vorspielen – gegen Würzburger Vertreter aus dem Gegnerland. Den Begriff „Gegner“ muss Wolfgang Jung, Main-Post-Redakteur und Moderator der Aktion diesmal relativieren. „Wenn wir gegen Ghana spielen ist das ja immer etwas 'wir gegen uns'“, erinnert er an Würzburgs Verbundenheit mit den „Black Stars“. Bei der Sommermärchen-Heim-WM 2006 hatten diese ihr Quartier am Main aufgeschlagen.
„Ja, damals hatten wir hier auch Kontakt mit unseren Nationalspielern“, erklärt Aaron Hagan, der seine beiden Landsleute beim Torwandschießen unterstützt. „Ich bin der Teammanager“, lacht er. Der Vierte im Bunde ist einer mit einem bekannten Fußballernamen: Bernard Boateng. „Er ist unser Reservespieler“, erklärt das „Black Stars“-Quartett, durchweg im ghanaischen Nationaltrikot gewandet. Boateng schwingt dazu die ghanaische Flagge, verziert mit den Autogrammen, die er 2006 bei der WM-Truppe um Michael Essien gesammelt hat.
Und noch ein Boateng
Mit den Vieren stehen quasi alle männlichen Würzburger Ghanaer vor der Torwand. Laut Einwohnermeldeamt leben in der Stadt vier Männer und fünf Frauen aus dem afrikanischen Land. Abraham Oduro kommt aus Bonwire und ist seit 1986 in Würzburg zuhause. Der 49-Jährige arbeitet als Lagerist beim Kitzinger Wellpappenhersteller Reka und ist eingefleischter Fußballer. Einst kickte er in der ersten Mannschaft des SV Gelchsheim, jetzt ist er Assistenztrainer in Randersacker. Der Vater von vier Kindern hat Sohn Nick dabei, der beim TSV Gerbrunn spielt.
Spielpartner an der Torwand ist David Williams. Der 18-jährige, dessen Vater aus Ghana kommt, wurde in Würzburg geboren, besucht die Fachoberschule, trat beim Post SV gegen den Ball – und achtet seit einigen Jahren darauf, dass die anderen regelkonform Fußball spielen: Williams ist Schiedsrichter. „Ja, das macht Spaß“, sagt er, auch wenn gerne an Schiedsrichterentscheidungen herumgemault werde. Musste er schon rassistische Lästereien wegen seiner Hautfarbe ertragen? „Das ist bislang nur zweimal passiert.“
Die fußballerische Vergangenheit von Bischof Hofmann liegt im Gymnasium von Neuss, wo er einst in der Schulmannschaft spielte, „als Verteidiger“. Das mag der Grund sein, weshalb der Bischof, dem bereits beim EM-Torwandschießen 2012 ein Treffer versagt blieb, auch diesmal nicht das Runde ins Runde kriegte.
Das gelingt auch Dekanin Weise nicht, trotz fußballerischer Erfahrung: Sie kickte einst im Predigerseminar. Für die Torwand hat sie sich familiäre und fußballerische Unterstützung mitgebracht. Neben ihren beiden Töchtern ist Hobbykicker Sohn Paul dabei. Er erlebt wie die zahlreichen Zuschauer der Aktion, dass seine Mutter fast alles richtig macht, denn die Kirchenfrau trifft ins Netz – allerdings nur ins Sicherheitsnetz der Torwand, die Joachim Neuland von der „mainevent“-Agentur aufgebaut hat.
Erfolgreicher sind Abraham Oduro, dessen erster Schuss rechts unten gleich sitzt und David Williams, der mit einem Treffer links oben den 2:0-Sieg für Ghana sichert, was aber fürs Match heute nichts heißen muss: Das Torwandschießen gegen Portugal endete unentschieden.
Spaß hat's allen Beteiligten gemacht, trotz Niederlage auch dem Kirchenteam. Möglicherweise auch deshalb, weil Bischof und Dekanin eine bislang einzigartige Form der Ökumene pflegten. Der Bischof bekommt zudem ein Erfolgserlebnis, weil er nach dem Spiel spaßeshalber noch mal gegen den Ball tritt – und einen Treffer landet. Wahrscheinlich war der Fuß Gottes im Spiel.
Nächste Runde: Das dritte Torwandschießen findet am nächsten Mittwoch, 25. Juni, um 13 Uhr wieder in der Langgasse statt. Dann spielen die USA, vertreten durch Uni-Dozent Philo Holland und ETSV-Jugendtrainer Jeff Holst, gegen das deutsche Team mit s.Oliver Baskets-Geschäftsführer Steffen Lieber und der fränkischen Weinkönigin Christin Ungemach.