Silvester steht vor der Tür und damit zahlreiche Partys mit großen Menschenmengen. Nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Frauen vor einem Jahr in Köln und nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hat sich bei vielen Menschen ein Gefühl von Unsicherheit, ja Angst breit gemacht. Sind wir sicher, wenn wir in Würzburg oder anderen Städten Mainfrankens feiern?
Die Stadt Köln hat Lehren aus den schlimmen Vorfällen vor Jahresfrist gezogen. Allein die Polizei dort wird zum Jahreswechsel mit 1500 Beamten im Einsatz sein – zehnmal mehr als im vergangenen Jahr. So massiv wurden die Einsatzkräfte in Unterfranken nicht verstärkt, aber die Verantwortlichen im Polizeipräsidium versichern, „dass wir gut und professionell aufgestellt sind und stets alles Menschenmögliche tun, um die Sicherheit zu gewährleisten“.
In der Würzburger Innenstadt will die Polizei verstärkt Präsenz zeigen, uniformiert und verdeckt, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Polizeisprecher Michael Zimmer hat noch eine Botschaft: Wer verdächtige Personen, Fahrzeuge oder Gegenstände beobachtet, soll dies „jederzeit und sofort“ unter der Notrufnummer 110 melden.
Neben Polizisten kommen in der Nacht zum Neuen Jahr private Sicherheitsdienste wie die Janus GmbH mit Sitz in Schweinfurt und Würzburg zum Einsatz. Janus rückt schon zum sechsten Mal und heuer mit etwa 35 Mitarbeitern an, um das bewährte Würzburger Sicherheitskonzept umsetzen zu helfen.
Glasflaschen, Gläser und Feuerwerkskörper müssen draußen bleiben
Ab 22 Uhr stehen wieder die Sperren rund um die Alte Mainbrücke und den unteren Bereich der Domstraße. An acht Zugängen achten Polizei und Janus-Personal darauf, dass alle Glasflaschen, Gläser und Feuerwerkskörper draußen bleiben. Janus-Geschäftsführer Maximilian Pöll ist zuversichtlich, dass die Feiernden wie in den Vorjahren Verständnis für die Kontrollen haben. „Am besten ist es, wenn die Leute vorausschauend auf Glas und auf Böller verzichten.“
Apropos Böller und Raketen: Um der Brandgefahr entgegenzuwirken, dürfen in der Silvesternacht rund um Bayerns Schlösser, Residenzen und Burgen sowie in vielen historischen Innenstädten keine Feuerwerkskörper abgebrannt werden. Die Schlösserverwaltung erinnert daran, dass auch die Festung Marienberg in Würzburg abgeriegelt ist und der Residenzplatz ab 21 Uhr gesperrt wird und dann nicht mehr als Parkplatz zur Verfügung steht.
In Deutschland ist der Verkauf von Feuerwerk nur an den letzten drei Werktagen des Jahres erlaubt, in diesem Jahr also Donnerstag, Freitag und Samstag (29./30./31. Dezember). Böller und Raketen dürfen ab 31. Dezember bis 1. Januar jeweils ganztägig abgebrannt werden. Nicht allerorts wird das Feuerwerk um Mitternacht entzündet: Die Gemeinde Castell im Landkreis Kitzingen lädt etwa zum „grandiosen großen Feuerwerk“ in den Weingarten ein, wo die ersten Raketen um 20 Uhr in den Himmel steigen sollen.
In mehreren Verbotszonen sind Böller tabu
In Unterfranken haben mittlerweile zahlreiche Gemeinden Verbotszonen eingerichtet, so sind beispielsweise die Altstädte von Marktheidenfeld und Lohr (beide Lkr. Main-Spessart) für die Böllerei tabu. Und laut einer Verordnung zum Sprengstoffgesetz ist es generell verboten, pyrotechnische Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern abzubrennen.
Illegale Böller können die Wirkung einer Granate entfalten Die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) hat ihre Warnungen vor illegalen Feuerwerkskörpern erneuert. In und für Deutschland zugelassene pyrotechnische Artikel erkennt man an einer aufgedruckten BAM-Nummer beziehungsweise einer CE-Zertifizierungsnummer sowie den in deutscher Sprache aufgedruckten Handhabungshinweisen. Illegale Böller sind hingegen eine Art unberechenbare Blackbox: Niemand weiß, wie sie aufgebaut sind und wie sie reagieren. „So manch kleiner Böller, den wir angezündet haben, enthielt auch Sprengstoff. Die Wirkung ist dann viel, viel heftiger“, sagt BAM-Sprecherin Ulrike Rockland.
Bei einem geprüften Feuerwerkskörper käme ein Mensch mit leichteren Verbrennungen davon. Doch illegale Knallkörper enthalten statt Schwarzpulver einen Knallsatz mit Metallpulver. „Dann reißt es ganze Finger, oder sogar die ganze Hand ab. Das wirkt wie eine Granate“, beschreibt Professor Raymund Horch, Präsident der Fachgesellschaft für plastische Chirurgen, die Folgen.
Die illegale Einfuhr von Böllern ist kein Kavaliersdelikt, der Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden. Das Strafmaß schreckt jedoch nicht jeden ab. Am Dienstagnachmittag haben Autobahnfahnder bei einer Kontrolle auf der A 3 bei Kleinlangheim (Lkr. Kitzingen) mehrere Dutzend Feuerwerkskörper sichergestellt, die in Deutschland nicht zugelassen oder ohne Erlaubnis im Besitz eines der Fahrzeuginsassen waren.
Sicher knallen zu Silvester In der Silvester-Nacht werden auf den Straßen wieder Böller und Raketen gezündet. Dabei gilt es, ein paar Regeln zu beachten: Kinder unter zwölf Jahren dürfen Feuerwerk nicht benutzen. Ältere dürfen immerhin kleine Knaller anzünden wie zum Beispiel Wunderkerzen und Tischfeuerwerk. Sicherheitshalber sollte immer ein Erwachsener dabei sein. Wichtig ist es, Abstand zu halten. Experten empfehlen mindestens acht Meter Abstand, bei Tischfeuerwerken reicht ein Meter. Knallkörper sollten nicht geworfen, sondern einzeln auf den Boden gelegt werden. Dabei sollte man darauf achten, dass der Boden eben und fest ist, da der Knaller oder die Rakete sonst wegrollen oder umkippen kann. In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinderheimen und Altersheimen ist das Böllern generell aus Sicherheitsgründen verboten. Experten raten dazu, nur in Deutschland geprüfte Feuerwerkskörper zu benutzen. Diese erkennt man leicht an einer Nummer auf der Verpackung. Die Nummer auf geprüften Knallern beginnt immer mit 0589. dpa