Seit dem 2. Mai schon ist die 62-jährige Brunhilde Schierl auf dem Jakobsweg durch Deutschland unterwegs. Die vierfache Mutter aus Memmelsdorf bei Bamberg möchte es sich selbst und allen zu beweisen, dass es auch heute möglich ist, als Pilger zu Fuß und ohne Geld unterwegs zu sein.
Schierl versucht, die 1430 Kilometer von Flensburg bis Konstanz am Bodensee in Abschnitten von 25 Kilometer am Tag zurückzulegen. Um tatsächlich ganz Deutschland zu durchqueren, lief sie von Flensburg erst noch bis zur dänischen Grenze nach Wassersleben. Von dort aus hat sie ihren Jakobsweg begonnen und bekam am Start auch schon ihren ersten Stempel in den „credencial del peregrino“, den Pilgerpass. Diesen Pass hat die Fränkische St.-Jakobus-Gesellschaft in Würzburg ausgestellt. Mit dem Würzburger Dom-Stempel hat Brunhilde Schierl jetzt schon ihren 61. Stempel in den Pilgerausweis bekommen. Den Stempel kann man nicht nur in Pilgerherbergen, Kirchen und Klöstern, sondern auch in bestimmten Bars erhalten. Schierl: „Der Pilgerausweis ist auch ein Schlüssel für Hilfsleistungen aller Art.“ Als äußeres Zeichen trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Gottvertrauen stärkt“ und als Jakobuspilgerin auch die bekannte Muschel um den Hals und auf dem Rucksack.
Schon als Mädchen hatte Brunhilde Schierl ein Satz aus der Bibel begeistert und nicht mehr losgelassen: „Jesus sagt: Nehmt nichts auf den Weg mit, keinen Wanderstock, keine Tasche, kein Brot, kein Geld, nicht einmal ein Hemd zum Wechseln. Dies hat in mir den Drang ausgelöst, auch einmal hinauszugehen, um so zu pilgern, wie es in der Bibel steht.“
Vor zwei Jahren hatte sie den ersten Anlauf genommen, um von Bamberg nach Santiago de Compostela, dem berühmten Wallfahrtsort im Norden Spaniens, zu laufen. Die Idee entstand sehr spontan und so endete sie auch mit allerlei körperlichen Beschwerden. Schierl: „Ich musste nach 490 Kilometern in Villersexel in Frankreich abbrechen.“
Wie ein Fingerzeig kam es ihr vor, als Jorge Mario Bergoglio am 13. März zum Papst gewählt wurde und den Namen Franziskus annahm: „Davon war ich so überwältigt, dass ich sofort Pläne machte, so ärmlich wie Franziskus hinauszugehen“.
Schierl hatte sich vor ihrem Start mit ausreichend Kartenmaterial versorgt. Doch zuweilen kam sie auch vom Weg ab. Im Gramschatzer Wald verlief sie sich beträchtlich. Eine alte Bäuerin zeigte ihr wieder den Weg. In Oberpleichfeld (Landkreis Würzburg) konnte sie übernachten. Schließlich war sie glücklich, in Würzburg auf der Alten Mainbrücke zu stehen mit dem schönen Blick auf Festung, Käppele und Dom. Weiter ging es über Randersacker und Sommerhausen.