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Ohne Geld im Paradies

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Ohne Geld im Paradies

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    Ein traditionelles Fischerboot fährt vor einem Trümmerfeld mit einem gestrandeten Schiff vorbei, das von der
Tsunami-Welle zerstört wurde. Mehr als 220 000 Menschen verloren bei dem Tsunami vor einem halben Jahr ihr
Leben.
    Ein traditionelles Fischerboot fährt vor einem Trümmerfeld mit einem gestrandeten Schiff vorbei, das von der Tsunami-Welle zerstört wurde. Mehr als 220 000 Menschen verloren bei dem Tsunami vor einem halben Jahr ihr Leben. Foto: FOTO AHMAD YUSNI

    "Sri Lanka war unser Traumziel. Dort wollten wir gemeinsam alt werden", sagt Christine Keusch leise. Mit "wir" meint sie sich und ihren verstorbenen Mann Lorenz. 1995 haben die beiden ein kleines Grundstück in Hikkaduwa gekauft, einem Städtchen mit etwa 20 000 Einwohnern an der Südküste Sri Lankas.

    Damals pendelte das Ehepaar Keusch zwischen Deutschland und der Schweiz. Denn da besaß Lorenz Keusch eine Export-Import-Firma. "Auf Sri Lanka machten wir nur Urlaub." Nach dem Tod ihres Mannes 1997 löste die 42-Jährige die Firma auf und ging zwei Jahre später nach Hikkaduwa. Mit leeren Händen, wie sie sagt, um den Traum vom Leben im Paradies alleine in die Tat umzusetzen.

    Ein Jahr kämpfte sie, dann hatte sie ein gut gehendes Ayurveda-Hotel aufgebaut, das "Lawrence Hill Paradise". Ein Paradies auf einem Hügel, das sie an ihren Mann Lorenz erinnern soll. Dass sie einmal genau dieser kleine Berg vor einer großen Katastrophe retten sollte, ahnte die Hotelbesitzerin damals nicht.

    26.  Dezember 2004. An einem strahlend schönen Sonnentag überflutet eine gigantische Tsunami-Welle breite Striche des Landes. Christine Keuschs Hotel bleibt verschont. Dank dem Hügel, der die Wellen bricht. Aber Tausende verlieren in der Flut ihr Hab und Gut. Klopfen blutüberströmt an die Pforte des Lawrence Hill Paradise. Mehr als 150 obdachlose Sri Lanker finden hier Zuflucht. Zelte werden aufgeschlagen.

    Spendenaktion eingeschlafen

    "Und ich bin sofort ins Hinterland gefahren und habe eingekauft, wie eine Wilde", sagt die Hotelbesitzerin. Essen, Wasser, Kleidung - für die Erstversorgung. Aus dem hoteleigenen Brunnen füllte sie Wasser in Flaschen ab. "Alles Geld, was da war, hab ich in den nächsten Tagen ausgegeben." Ohne darüber nachzudenken. Umgerechnet 5 000 Euro.

    Wie dramatisch die Situation wirklich war, erfuhr Christine Keusch erst viel später. Von den 20 000 Einwohner Hikkaduwas sind etwa 3 000 bis 5 000 ums Leben gekommen. "Wie viele genau, weiß keiner." Auch sie habe Bekannte verloren. Zehn Hotel-Mitarbeiter waren nach der Tsunami mittellos. "Ich habe so viel Schlimmes gesehen. Die vielen Toten - ich musste einfach helfen", erklärt sie ihr unermüdliches Engagement. Ein Freund aus Deutschland half ihr die Homepage des Hotels umzustellen. Sie startete eine Spendenaktion.

    "Viele unserer Gäste, Freunde und Bekannte spendeten", sagt sie stolz. Mit dem Geld wurden Häuser gebaut und repariert, Menschen mit dem Nötigsten versorgt. "Mittlerweile ist die Spendenaktion etwas eingeschlafen", bedauert sie. "Wir haben unsere Hilfsmaßnahmen im Moment ein bisschen zurückgesteckt und warten auf die Menschen, die bei den großen Organisationen und der Regierung durch die Roste fallen. Das werden ein Menge sein."

    In den folgenden Wochen nach der Katastrophe unterstützte die Poppenhäuserin, wen sie nur konnte. Und dachte dabei nicht an ihre eigene Situation. "Nach der Katastrophe kamen kaum Touristen nach Sri Lanka. Wir mussten unser Hotel früher schließen, als in den Sommermonaten üblich." Ihr Personal habe sie trotz finanzieller Not nicht entlassen, obwohl das Geld an allen Ecken und Enden fehlt.

    Trotzdem denkt Christine Keusch positiv. "Die ersten haben schon wieder gebucht." Und im Ort selber ist fast alles wieder hergestellt. "Die Touristen erwarten wieder paradiesische Zustände." Heimweh nach Deutschland habe sie nicht, trotz der schwierigen Situation. "Klar hab ich öfters mal gedacht, jetzt reicht's", sagt sie. Aber sie wolle ja nicht jammern. "Hier auf Sri Lanka haben die Menschen das Lachen nicht verlernt. Deswegen fühle ich mich hier so wohl", sagt sie und denkt gar nicht daran, in ihre Heimat zurückzukehren.

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    Spenden: Volksbank Balingen,
    Bankleitzahl 653 912 10, Konto-
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    DES1BAL, IBAN DE72 6539 1210
    0007 4180 00, Kontoinhaber: Hei-
    ner Gstaltmayr, Verwendungs-
    zweck: Spende Flutopfer/Hikka-
    duwa/Sri Lanka. Weitere Infos
    www.ayurvedakurlaub.de.

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