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Ordensschwester nimmt Verteidiger ins Visier

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Ordensschwester nimmt Verteidiger ins Visier

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    würzburg Im Prozess gegen die junge Frau, die Anfang August 2000 ein Feuer im Kindergarten St. Burkard gelegt haben soll, hat eine Erzieherin des Kindergartens am zweiten Verhandlungstag Vorwürfe gegen den Verteidiger erhoben. Erst Rechtsanwalt Norbert Stephan habe die 21-Jährige dazu gebracht, ihr bei der Polizei abgelegtes umfassendes Geständnis zu widerrufen, sagte die Ordensschwester im Zeugenstand.

    "Es wurde mir erzählt, dass sie unter dem Einfluss des Rechtsanwalts das Geständnis zurückgenommen hat", sagte die 65-Jährige, die den Oberzeller Schwestern angehört. Von wem und in welchem Zusammenhang sie das erfahren hat, wollte die Erzieherin nicht mitteilen. Musste sie auch nicht: Weil sie die Information "im Rahmen ihrer seelsorgerischen Tätigkeit" erhalten hat, habe die Schwester ein Zeugnisverweigerungsrecht, entschied das Jugendschöffengericht nach kurzer Beratung.

    Verteidiger Norbert Stephan ließ seine Mandantin zu den Vorwürfen Stellung beziehen. Der Rechtsanwalt habe ihr von Beginn an geraten, alles zuzugeben, falls sie die Täterin sein sollte, erklärte die 21-Jährige: "Aber ich war es nicht." Wie bereits berichtet, hatte die junge Frau eine Woche nach dem Feuer im Kindergarten bei der Polizei ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Angeklagte hatte damals in allen Einzelheiten geschildert, wie sie das Bastelmaterial im Abstellraum des Kindergartens mit Streichhölzern in Brand gesteckt hat. "Alle Details kamen von ihr. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass das Geständnis richtig war", betonte einer der Ermittler im Zeugenstand.

    Den Hinweis, dass es sich bei ihr um die Täterin handeln könnte, erhielten die Beamten von den Kolleginnen der jungen Frau. "Sie hat immer versucht, Aufmerksamkeit zu erregen und im Mittelpunkt zu stehen", begründete die Ordensschwester den Verdacht gegen die Praktikantin. Das Verhältnis zu der jungen Frau sei im Laufe der Zeit immer mehr von Misstrauen geprägt gewesen. Einige Zeit vor dem Feuer vom 1. August 2000 wurde in dem Kindergarten eine Schaumstoffmatratze in Brand gesteckt. Schon da seien die Aussagen der Angeklagten widersprüchlich gewesen, meinte die 65-Jährige: "Man konnte ihr nichts mehr glauben."

    Hintergrund des seltsamen Verhaltens der jungen Frau aus Sri Lanka könnten Probleme mit ihrem autoritären und offensichtlich auch gewalttätigen Vater sein. Während das Familienoberhaupt wollte, dass seine älteste Tochter zu Hause bleibt und sich um die Hausarbeit kümmert, stand dem Mädchen der Sinn nach mehr Selbstständigkeit: "Sie hat sehr darunter gelitten und wollte immer ausbrechen", sagte die Zeugin.

    Der Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt.

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