Mit dem Appell, in Deutschland eine Kultur zu schaffen, „die die Organspende unterstützt“, ging in Frankfurt der Jahreskongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation zu Ende. Ein Drittel der rund 1600 Transplantationsbeauftragten aus ganz Deutschland erhielt in 25 medizinischen, aber auch juristischen Vorträgen Informationen zu aktuellen Themen. Zu den Gästen gehörten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Martha von Westerholt vom hessischen Sozialministerium – aber auch zwei Gastredner aus Unterfranken erfuhren große Beachtung.
Franziska Liebhardt, Gold- und Silbermedaillen-Gewinnerin bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro aus Würzburg, vertrat die Seite der Organempfänger. Sie berichtete eindrucksvoll, dass sie diesen sportlichen Erfolg ihrem Leistungswillen, aber insbesondere auch ihren beiden Organspendern zu verdanken hat, die ihr ein neues Leben ermöglicht hatten.
Heiner Röschert aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg), ist der Vater eines jungen Organspenders. Der 61-Jährige berichtete von seinen, bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall tödlich verunglückten, beiden Kindern. Sohn Felix hatte fünf Organe gespendet, mit denen er vier Menschen bislang weitere 20 Lebensjahre schenken konnte.
Liebhardt und Röschert setzen sich dafür ein, dass am Hirntod verstorbene Menschen mit ihren Organspenden eine größere gesellschaftliche Würdigung erfahren. Beide riefen die Ärzte und Verantwortlichen der DSO, aber auch die anwesenden Politiker dazu auf, durch noch mehr Aufklärungsarbeit und dringend notwendige gesetzliche Veränderungen den derzeitigen Missstand zu beseitigen. „Jährlich sterben in Deutschland etwa 800 000 Menschen, ein bis drei Prozent hiervon am Hirntod. Nur diese 8000 bis 24 000 am Hirntod verstorbenen Menschen kommen in Deutschland als potenzielle Organspender in Frage. Wer etwa an einem Herzinfarkt verstirbt, kann kein Organspender sein“, sagt Röschert und fordert deshalb auf, „mit einem Organspendeausweis seinen Willen zu dokumentieren“.
Jährlich versterben etwa 1000 Menschen in Deutschland, da sie kein passendes Organ erhalten, mehr als 10 000 stehen auf der Warteliste.
Die Organspende sei keine Selbstverständlichkeit, „sondern das größte und wertvollste Geschenk, dass ein Mensch einem anderen schenken kann, es ist ein Zeichen der Menschlichkeit, nicht der Gleichgültigkeit“, so Röschert, der vor einem halben Jahr das „Netzwerk für Angehörige von Organspendern“ gegründet hat. „Die Organspende ist eine mutige, bewusste Entscheidung, Leben zu geben, eine wertvolle, unbezahlbare Fähigkeit, die jeden Menschen auszeichnet, der sich dazu entschließt und solch einen Spenderausweis besitzt.“
2015 sind in Bayern 139 Menschen am Hirntod verstorben und spendeten ihre Organe. Dadurch haben mehr als 450 Menschen die Chance auf ein neues Leben erhalten. In Unterfranken waren es 19 Organspender und damit mehr als 60 „gerettete“ Menschen. In diesem Jahr erhielten bislang 50 Menschen aus Mainfranken eine Organspende.
Die beiden Unterfranken Liebhardt und Röschert möchten deshalb die Menschen besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit sensibilisieren: „Zeigen Sie Verantwortungsbewusstsein. Machen Sie sich, aber auch ihren Angehörigen ein Geschenk, in dem sie einen Organspendeausweis ausfüllen und unter den Weihnachtsbaum legen“, sagt Heiner Röschert. Die Menschen sollten bedenken, dass sie von einer Sekunde zur anderen zum Organempfänger, aber auch zu einem Organspender werden könnten.