Wer am Vormittag mit dem Auto zur Arbeit fuhr, musste bereits Gelben Säcken und Christbäumen ausweichen, die zur Abholung bereit lagen und auf die Straßen geweht wurden. Während im Norden und Westen Deutschlands Kyrill bereits seine Backen aufblies, bereitete man sich in Würzburg noch auf den Sturm vor.
"Wir haben alles abgeschlossen, da steht kein Flugzeug mehr draußen", berichtet kurz vor 14 Uhr Rainer Lingg, Kassier des Flugsportclubs am Schenkenturm, "bei dem Wetter geht das ja auch gar nicht anders". Die Wetterstation des Clubs hatte bis zu diesem Zeitpunkt maximale Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern gemessen, berichtete Lingg. "Wir hoffen, dass wir glimpflich davon kommen", sagt er im Hinblick auf die Vorhersagen.
"Ich glaube nicht, dass die Binnenschifffahrt von dem Sturm betroffen sein wird", meinte Hermann Holt, Schleusenmeister der Würzburger Schleuse unterhalb der Festung Marienberg auf VOLKSBLATT-Anfrage. Im Wasser- und Schifffahrtsamt in der Wörthstraße hingegen konnte jeder, der wollte, wegen des drohenden Sturms seinen Dienst bereits um 13 Uhr beenden, ebenso wie in vielen anderen Behörden der Stadt und im Landratsamt in der Zeppelinstraße.
Auch die Universität und Fachhochschule stellten ihren Lehrbetrieb gegen Mittag ein. Schulen und Kindergärten schlossen. "Wir haben sechs Busse und eine Straßenbahn zusätzlich eingesetzt", sagt Jürgen Dornberger, Pressesprecher der WVV. Bis 14 Uhr sei der größte Ansturm der Kinder und Jugendlichen bewältigt gewesen, auch wenn durch eine flatternde Plane am Gebäude des Landgerichtes die Ottostraße bis 15 Uhr gesperrt gewesen sei. Der Bus- und Straßenbahnverkehr verlief bis zum Abend ohne größere Störungen.
Beim Kaufhof in der Schönbornstraße zog man zeitweilig eine vorzeitige Schließung des Hauses in Betracht. Doch letztlich entschied man sich dafür, bis 20 Uhr geöffnet zu lassen. Allerdings mit stark reduziertem Personal, so Geschäftsführer Holger Kiunke, denn allzu viele Kunden zog es am Nachmittag und frühen Abend nicht mehr zum Einkaufen. Auch der Wal Mart in der Nürnberger Straße blieb bis 20 Uhr offen. "Wir haben einen Notfallplan und haben alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen", sagte Geschäftsführer Holger Ullrich.
Ab 12 Uhr waren am Donnerstag im Landkreis Würzburg Feuerwehrleute im Einsatz. Kreisbrandrat Heinz Geißler schätzt, dass 250 Männer und Frauen Hilfe leisteten. Zum Teil mussten die großen Drehleitern eingesetzt werden, um Dächer zu sichern. Bei den meisten Einsätzen galt es Bäume zu beseitigen, die auf Häuser und Straßen gestürzt waren.
Hier ein Auszug aus dem Lagebericht der Feuerwehr:
12 Uhr: In Prosselsheim werden Seitenteile einer Reithalle vom Sturm herausgedrückt.
1550 Uhr: Auf der A 7 bei Rottendorf stürzt ein Lkw um.
1620 Uhr: In Höchberg drohen lose Blechteile von einem Dach auf die B 8 zu stürzen.
1630 Uhr: In der Tennishalle in Güntersleben drückt der Sturm Fenster aus der Verankerung.
1650 Uhr: In Kürnach deckt der Orkan ein Dach ab.
1655 Uhr: In Kist fällt ein Strommast auf ein Dach.
17 Uhr: Bei Euerhausen treibt eine Windböe einen Lkw in den Straßengraben.
1705 Uhr: In Rimpar droht eine Straßenlaterne umzustürzen.
1725 Uhr: Das Dach der Trafostation im Rottendorfer Gewerbegebiet droht abgedeckt zu werden.
1755 Uhr: In Rottendorf weht der Sturm Ziegel von einem Dach.
18 Uhr: In Goßmannsdorf stürzt ein Baum auf ein Auto.



1820 Uhr: Beim Gerbrunner Seniorenzentrum stürzt ein Anhänger um.