Werner Lennemann ist der Mann, der fast auf jede Frage eine Antwort weiß. Wenn jemand zu Fragen die Margetshöchheimer Ortsgeschichte betreffend Auskunft braucht, wendet man sich an ihn. „Waren Sie schon beim Lennemann?“, heißt es dann.
Alles begann, als der heute 78-Jährige in den 1960er Jahren anfing, neben seinem Vollzeitjob als Postbeamter für das „Fränkische Volksblatt“ und später für die Main-Post zu schreiben. Da wurde seine Sammelleidenschaft geweckt. Inzwischen umfasst sein „Lennemann-Archiv“ ein Verzeichnis von elf Seiten. Und das half auch bei der Ausrichtung der 750-Jahrfeier der Gemeinde 1977. Lennemann hatte nicht nur die Jubiläumsfeier mitinitiiert, er war es auch, der bei Nachforschungen zufällig auf eine Urkunde von 1227 stieß, die bis dahin als die älteste noch erhaltene urkundliche Erwähnung des Orts Hochheim links des Maines galt. „In dieser Urkunde ging es um einen Rechtsstreit mit dem Kloster Zell um ein Waldstück.“
An drei Büchern hat er außerdem mitgewirkt. So war er 1965 Mitautor des Buchs „Die Geschichte des Maindorfes“ von Pfarrer Joseph Weber. Zusammen mit dem ehemaligen Margetshöchheimer Bürgermeister Günter Stock brachte er 1983 den Bildband „Margetshöchheim am Main in Bildern und Geschichten von gestern“ heraus. Und auch das 1999 erschienene Buch „Herzstück Frankens: Das Würzburger Land“ von Franz Dülk enthält einen Beitrag von ihm. Und als langjähriger, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Gemeindeinformationsblattes, wirkte Lennemann bei der Gestaltung mehrerer Gemeindebroschüren mit.
Auch bei den örtlichen Vereinen ist der Ortschronist ein gefragter Mann – insbesondere wenn ein Jubiläum ansteht. Bisher hat er an 14 Festschriften der Vereine mitgearbeitet. Und seit 2007 verfasst er den jährlichen Nachtwächterrundgang des SPD-Ortsvereins, der heuer am 30. November stattfindet.
Herr Lennemann, wie wird man Ortschronist und – warum?
Bei mir wurde das Interesse durch die Zeitungsarbeit ab 1960 geweckt. Ich begann, die Veröffentlichungen über Margetshöchheim in der Zeitung zu sammeln. Doch bald interessierte mich auch die frühere Geschichte des Ortes am Main.
Wie viel Zeit investieren Sie in Ihr Engagement und was sagt Ihre Frau dazu?
Das Engagement erfordert viel Freizeit und Arbeit, früher an der Schreibmaschine und heute am Computer, den meine Frau Inge als mein Spielzeug bezeichnet. Meine Frau hat nichts gegen mein Hobby, denn auch von ihr habe ich schon so manche Information über die Ortsgeschichte bekommen.
Woher bekommen Sie all die Informationen und Unterlagen?
Von vielen Seiten. So zum Beispiel von den Bürgern, die man aber meist ansprechen muss. Oder aus der Ortschronik von Karl Emil Bock aus dem Jahr 1934 sowie aus den alten Protokollbüchern der Vereine. Fundgrube sind die Chroniken der Nachbargemeinden, die Geschichtsbücher über die Stadt Würzburg und Unterfranken sowie die Archive in der nahe Frankenmetropole. Möglichkeiten, etwas zu erfahren, bieten ebenso alte und neue Tageszeitungen, das Internet, Telefonate, Bibliotheken und bei Personensuche die Kontakte zu Einwohnermeldeämtern. Fördernd für mein Hobby war die langjährige Mitarbeit in verschiedenen Vereinen, die 18-jährige (1972 bis 1990) Mitgliedschaft im Gemeinderat und die vielen Gespräche mit alten Bürgern, die eine Menge von der Vergangenheit erzählen konnten. Mit 78 Jahren gehöre ich jetzt selbst zu den Alten und ich versuche nun, einiges für die nächsten Generationen zu erhalten.
Welche Schwerpunkte haben Sie in der Sammlung?
Unter zahlreichen Schwerpunkten sind diese für mich die wichtigsten: die frühere Mainfähre, der Ludwig-Volk-Mainsteg, die Margarethenhalle, die Trinkwasserversorgung, die neue Staatsstraße 2300, die Neuordnung der Flur, das Margaretenfest und die Pfarrei St. Johannes sowie der Neubau der Schule am Grabenhügel. Umfangreich sind auch die Geschichten der einzelnen Vereine.
Was soll einmal aus dem Lennemann-Archiv werden?
Lennemann: Für die Fortführung des Archivs interessiert sich meine Tochter Claudia. Der Gemeinde wird von dieser Sammlung aber nichts verloren gehen. Sie wird wohl einmal für das Gemeindearchiv zur Verfügung stehen. Das Archiv besteht zurzeit aus über 30 großen Ordnern, dazu kommen Schnellhefter, Bücher, Festschriften und Behälter mit Fotos aus vergangenen Tagen. Mit dem angelegten Verzeichnis kann alles ohne Schwierigkeiten gefunden werden.