Ausgerechnet an Ostern fällt der Mesner aus. Ausgerechnet jetzt, wo in der Pfarrkirche St. Andreas die arbeitsreichste Zeit für Ministranten, Pfarrer und den Küster ansteht. Ausgerechnet jetzt, wo sich in kürzester Zeit die Kirche von der Fastenzeit in die Festzeit verwandelt, fehlt Horst Hummel. Aber Ostern darf nicht ausfallen – schon gar nicht in der Kirche.
Wohltuende Stille
Mittwochfrüh, ein Tag vor Gründonnerstag. Das imposante Kirchenschiff der Stadtpfarrkirche ist noch leer. Die Stille ist ergreifend. Sie tut gut. Gegen 9 Uhr wird es unruhig. Eine Handvoll Jungs und Mädchen kommen in die Kirche. Ministranten. Eigentlich haben sie Ferien, würden lieber ausschlafen. Und eigentlich ist jetzt überhaupt kein Gottesdienst, der ihren Dienst verlangt. Linus, Simon, Katrin, Gloria und Sebastian sind gekommen, um die Arbeit des Mesners zu erledigen. Angeleitet werden sie von Andreas Kees, dem Pastoralassistenten.
„Ausgerechnet der einzige, der sich auskennt, ist jetzt zu Ostern krank geschrieben“, sagt Andreas Kees und blickt ein wenig ratlos drein. Freilich weiß er, was zu Ostern alles in der Kirche passiert, aber wo welcher Leuchter steht, welche Handgriffe im einzelnen nötig sind, was mit dem Ewigen Licht passiert – das weiß eigentlich nur der Küster.
Apropos Ewiges Licht. Andreas Kees überlegt: „Bleibt das nun auch am Karfreitag brennen?“ Er weiß es nicht. Dort, wo er herkommt erlöscht es am Todestag Jesu. Aber wie ist das hier? Zur Sicherheit ruft den Mesner zuhause an. „Nein, das Licht bleibt brennen. Es muss nur durch eine neue Lampe ersetzt werden.“ Kurz darauf steigt Simon Hemm auf die kleine Stehleiter und setzt eine neue Kerze in die Lampe.
Der Leichnam Jesu ruhte im Turmzimmer
„An Ostern ist eben alles besonders“, sagt Andreas Kees und bereitet mit den Ministranten schon einmal das Heilige Grab vor. Tücher werden ausgelegt, Tischdecken über den Seitenaltar gelegt, Leuchter platziert, Kerzen eingesteckt. Katrin Benedini und Gloria Kohlhepp müssen sich ziemlich strecken, damit sie die Kerzen auch in die Altarleuchter bekommen.
Währenddessen holt Sebastian Stühler den Leichnam und bringt ihn in die alte Sakristei. Die geschnitzte Figur wird dort bis zum Karfreitag aufbewahrt. Dann, während der Karfreitagsliturgie, wird sie ins Grab gelegt und ruht dort bis zum Ostersonntag – dem Tag der Auferstehung.
Danach ruht der geschnitzte Leichnam des Herrn wieder im Turmzimmer – 365 Tage, bis zum nächsten Osterfest eben.
Andreas Kees überlegt. „Was fehlt noch?“, murmelt er vor sich hin. Er blickt zum Hochaltar, sieht dort, wie Katrin und Gloria die Kerzen in die Leuchter stecken, dann fällt es ihm ein. Die Hocker für die Fußwaschung morgen Abend müssen noch vorbereitet werden.
Zwölf Stück davon werden gebraucht. Zwölf, weil Jesus auch seinen zwölf Aposteln die Füße wusch. „Leider finden sich immer weniger Ehrenamtliche für die Fußwaschung“, sagt der junge Pastoralassistent. Und dann soll die Gruppe auch noch gemischt sein. Männer, junge, alte, Frauen, Jugendliche. Das macht's nicht einfacher. Die Ministranten richten die zwölf Hocker und legen jeweils ein Gotteslob darauf. Auch das wäre geschafft.
Trauer löst die feierliche Stimmung ab
Während die Abendmahlsmesse am Gründonnerstag noch festlich gefeiert wird, stehen an Karfreitag und Karsamstag das Leiden und Sterben Jesu im Mittelpunkt. Für den Mesner, beziehungsweise in diesem Jahr für seine Helfer, bedeutet dies, dass sie den Schalter umlegen müssen – von feierlicher Stimmung auf Trauer. Noch während des Gottesdienstes wird der Altar leer geräumt. Danach die Leuchter weggestellt, der Blumenschmuck aus der Kirche genommen. Kahl muss die Kirche nun wirken. Traurig, trist. Die Orgel verstummt für die nächsten Tage. Es gibt keine Kommunion. Die Glocken schweigen.
Während der Karfreitagsliturgie am Freitag legt eigentlich der Mesner den Leichnam Jesu ins Heilige Grab. Dieses Mal wird es wohl seine Aushilfe übernehmen. Christian Morgenroth, früher Oberministrant, vertritt Horst Hummel am Wochende; während der Woche übernimmt Rosi Kohlenberger den Dienst. Sie ist auch für den Blumenschmuck in der Kirche verantwortlich, der natürlich auch am Karfreitag in der Kirche nichts zu suchen hat.
Es ist vollbracht
Samstagvormittag stellen die Ministranten die Osterwasserwanne bereit. Hier kommt frisch geweihtes Wasser hinein. Die Feuerschale muss noch für die Osternacht bereitgestellt werden. Ein letzter Blick ins Direktorium, einem kleinen Büchlein, das wichtige Informationen für den Mesner enthält – Aufatmen bei den Ministranten. Es ist vollbracht. Alles ist vorbereitet. Ostern fällt nicht aus.
Über den Mesnerdienst Die Hauptaufgabe eines Mesners ist die Vorbereitung von Gottesdiensten und kirchlichen Feiern wie Taufen, Firmungen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Sie helfen dem Pfarrer beim Anlegen der Gewänder, legen die Bücher bereit, richten den Altar her, kümmern sich um die Altarkerzen und stellen Weihrauch, Messwein und Hostien bereit. Ein besonderes Augenmerk haben Mesner auch auf die Ministranten, die sie bei ihren Diensten begleiten. Das Erscheinungsbild des Gotteshauses gehört ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich eines Mesners, teils auch Hausmeisterdienste in Kirche und Pfarrheim. Zudem haben Mesner Sorge zu tragen für die Pflege der ihnen anvertrauten liturgischen Geräte und Paramente. Im Bistum Würzburg sind rund 400 Mesner und Mesnerinnen im Mesnerverband der Diözese Würzburg organisiert. Insgesamt gibt es laut Mesnerverband rund 1700 Frauen und Männer im Bistum Würzburg, die sich als Mesner engagieren. Der Mesner der Stadtpfarrkirche Ochsenfurt ist hauptamtlich und auch für die Kreuzkirche und Michaelskapelle zuständig. POW/TF