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Perle des Hauses

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    Glückwunsch: Vorstand Albert Friedrich (links) bedankt sich bei seinem Prokuristen Lothar Czabon für 50 Jahre Treue.
    Glückwunsch: Vorstand Albert Friedrich (links) bedankt sich bei seinem Prokuristen Lothar Czabon für 50 Jahre Treue. Foto: Foto: Herbert Kriener

    Für viele Menschen ist der Beginn eines neuen Jahres eine prickelnde Angelegenheit, wenn um Mitternacht die Korken knallen. Sekt gehört zum Jahreswechsel einfach dazu. Wie kein anderer hat ein Mann die Geschichte der Sektherstellung in Würzburg begleitet: Seit einem halben Jahrhundert arbeitet Lothar Czabon für die Sektkellerei J. Oppmann AG. Nun steht der Prokurist, ein seltenes Beispiel an Beständigkeit und Zuverlässigkeit, zum Jahresende vor seinem Ruhestand.

    50 Jahre in ein und derselben Firma gearbeitet zu haben – das können heute nur noch wenige Menschen von sich sagen. Umso mehr dankte Vorstand Albert Friedrich bei einem festlichen Abendessen seiner „rechten Hand“ für seine Leistung und für seine Treue.

    Firmengeschichte reicht bis 1865 zurück

    In dem hart umkämpften deutschen Sektmarkt hat sich die Würzburger Sektkellerei J. Oppmann als mittelständisches Unternehmen unter Riesen wie Rotkäppchen behauptet. 1865 hatte Josef Oppmann, Sohn einer Würzburger Winzerfamilie, den Grundstein gelegt. Er war da gerade einmal 22 Jahre alt. Heute gibt es Perlendes aus seinem Hause in viele guten Gastronomien, unter anderem in der Hotelkette Maritim. Nun steht das Unternehmen vor einer großen Herausforderung: Die Kellerei räumt ihre Gebäude an der Martin-Luther-Straße und zieht in einen Neubau ins Gewerbegebiet Ost.

    Fünf Jahrzehnte der Geschichte des Hauses hat Lothar Czabon miterlebt und verantwortlich mitgestaltet. 1947 geboren und in Grombühl aufgewachsen, kam er nach dem Besuch der Pestalozzi-Schule über die Vermittlungen einer befreundeten Familie zur Sektkellerei. Sie war beim Bombenangriff der Briten im März 1945 oberirdisch völlig zerstört worden und hatte eben ihren Betrieb wieder aufgenommen. Unter dem damaligen Vorstand Dr. Paul Bauer begann der junge Czabon seine kaufmännische Lehre – unter lauter Frauen. Zur Berufsschule ging es damals noch in die Bibrastraße. An seinem ersten Arbeitstag durfte er schon einmal die Rollos öffnen, Papierkörbe leeren und die Post holen.

    Nach dem Grundwehrdienst bei der Marine auf dem Zerstörer Hamburg wurde er am 1. Januar 1969 kaufmännischer Angestellter bei Oppmann. Drei Jahre später legte er seine Prüfung zum Wirtschaftsassistenten bei der IHK ab, wenig später die Prüfung zum Ausbilder.

    Im Jahr 1974 erteilten ihm die damaligen Vorstände Konrad Martin und Detlev Baalmann die Handlungsvollmacht, ein wesentliches Ereignis in Czabons beruflicher Laufbahn. 1981 schließlich bekam er von den nachfolgenden Vorständen Franz Schimpel und Albert Friedrich Prokura für Verwaltung, Personal und Finanzen. Das größte Projekt, das Czabon begleitete, war 1989 der Bau eines neuen Kellerei-Gebäudes und eines Wohn- und Geschäftshauses an der Martin-Luther-Straße.

    Flaschengärung wie früher

    Während der 50 Jahre hat Lothar Czabon gravierende Veränderung im Unternehmen miterlebt oder verantwortlich mitgetragen. So hat die Technisierung dazu geführt, dass die Arbeit heute 22 Mitarbeiter statt ehemals 50 leisten, der Schwerpunkt hat sich auf den Vertrieb verlagert. Die Produktivität hat sich in Czabons Zeit verdreifacht: von 500 000 Flaschen zu Beginn auf heute 1,5 Millionen pro Jahr. Aber nicht alles Alte hat sich in dem halben Jahrhundert überholt. So pflegte J. Oppmann bei Czabons Eintritt neben dem später dominierenden Transvasierverfahren und der Tankgärung auch die traditionelle Flaschengärung: Vor wenigen Jahren erst ist sie wieder aufgenommen worden.

    Einen wichtigen Einschnitt begleitete Czabon vor zweieinhalb Jahren mit dem Eigentümerwechsel. Über Jahrzehnte hatte der Münchner Bankier Baron August von Finck die Aktienmehrheit der Sektkellerei, bevor sie nun von fünf Personen übernommen wurde: vom ehemaligen Vorstand der Würzburger Hofbräu Reinhard Meier (Neunburg vorm Wald) und seinem Sohn Christian Meier (Darmstadt), vom amtierenden Vorstand Albert Friedrich, dem Würzburger Rechtsanwalt und langjährigem Aufsichtsratsmitglied Dr. Wolfgang Kunz sowie Richard G. Sabitzer aus Estenfeld.

    Neuer Firmensitz: Baubeginn im März

    Mit dem Verkauf einher ging die Trennung der Sektkellerei vom Grundbesitz, die nun eine Umsiedlung des Unternehmens begründet. Für die Verwertung der Flächen an der Martin-Luther-Straße laufen Verhandlungen, doch bisher ohne greifbares Ergebnis. Die Sektkellerei dagegen hat alles in trockenen Tüchern. Das Grundstück im Gewerbegebiet ist erworben, der Neubau nach den Plänen des Würzburger Architekturbüros Grellmann genehmigt. Auch die Bauarbeiten sind zu 95 Prozent vergeben, im März nächsten Jahres sollen die Arbeiten beginnen, sagt Vorstand Friedrich. Im dritten Quartal 2014 will er umziehen.

    Lothar Czabon kann sich diesen Kraftakt in Ruhe anschauen und die Arbeit seinem Nachfolger Mario Lederle überlassen. Ab Neujahr wird er sich mehr um seine Familie kümmern können, um sein Haus in Versbach, wo er seit 40 Jahren wohnt und wo er Senatspräsident der Faschingsgesellschaft ist. Und das Glas, mit prickelndem Sekt gefüllt, kann er auf ein weiteres Jubiläum erheben: Czabon ist nämlich seit 25 Jahren Mitglied der Weinbruderschaft Franken.

    Prickelnde Entwicklung

    Die Würzburger Sektkellerei wurde anno 1865 vom Sohn einer Winzerfamilie gegründet. Josef Oppmann hatte in der Champagne die Kunst der Schaumweinherstellung erlernt. Mit fünf Millionen Euro Umsatz im Jahr und einer Produktion von 1,5 Millionen Flaschen gehört die J. Oppmann AG heute zu den eher Kleinen in der Brache. Zum Vergleich: Marktführer Rotkäppchen bringt es auf deutlich mehr als 100 Millionen Flaschen. Die Würzburger Kellerei stellt 15 verschiedene Sektspezialitäten her. Die Grundweine bezieht sie von ausgewählten Produzenten wie dem Staatlichen Hofkeller.

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