"Es war wohl das bewegteste Jahrzehnt in der Geschichte unserer für die evangelischen Christen in Veitshöchheim, Thüngersheim und Güntersleben zuständigen Kirchengemeinde" resümierte der Vertrauensmann des Kirchenvorstands Bernhard Köbler am Sonntagabend in der Christuskirche bei der Verabschiedung von Pfarrer Sebastian Wolfrum. Dieser übernimmt zum 1. September 2020 die Leitung der KiTa-Fachberatung in der Landeskirche Braunschweig. Mitglieder des Kirchenvorstands überreichten nach dem Gottesdienst Luftballons mit ihren Segenswünschen an den Pfarrer und seine Frau Johanna Klee, die diese in den Himmel steigen ließen. Beide hatten am 20. Mai in Veitshöchheim standesamtlich geheiratet.
Aufgrund der Coronabeschränkungen konnten nur 50 Auserwählte am Abschiedsgottesdienst teilnehmen, alle anderen konnten über Videokonferenz oder über das Telefon dabei sein. Die Besucher kamen in den Genuss einer wunderbaren musikalischen Umrahmung durch die Profimusiker Bernhard von der Goltz (Konzert-Gitarre und Orgel) und Rainer Schwander (Sopransaxophon) mit stimmungsvollen Stücken.
Dekan Wenrich Slenczka entband Pfarrer Wolfrum von seinen Pflichten als Seelsorger der Christuskirche. Den Segen für seinen weiteren Lebensweg erteilte Pfarrer Frank Hofmann-Kasang aus Kürnach. Im Rückblick auf Wolfrums Wirken war ein ganz bedeutender Tag für die evangelische Kirchengemeinde, als genau vor einem Jahr nach 22-monatigem Exil bei den Katholiken im Ort die Rückkehr in die instandgesetzte und umgebaute Christuskirche gefeiert werden konnte.
Seit Kindertagen im falschen Körper
Der Pfarrer ging auch auf die Ereignisse nach der Zeit ein, als er an einem Sonntag im Oktober 2017 in der Christuskirche vor der versammelten Gemeinde erklärte, dass er sich seit Kindertagen im falschen Körper fühlt und fortan als Mann leben wird, was fortan deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte. Der Senior des Pfarrkapitels des Dekanats, Pfarrer Johannes Riedel drückte seine Bewunderung für Wolfrum aus, wie er nach dem Motto "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" sehr offen seinen langwierigen Selbstfindungsprozess bewältigt habe.
Der katholische Ortspfarrer Robert Borawski stellte Wolfrums Aufgeschlossenheit zur Ökumene heraus, so auch im Vorjahr, als beide das 66. Jubiläum des Fastnachtsverbandes Franken mit einem ökumenischen Faschingsgottesdienst einläuteten. Bürgermeister Jürgen Götz lobte, dass Wolfrum auch als Privatperson in der Gemeinde aktiv war, so im Schützenverein in verschiedenen Positionen als aktiver Schütze, sogar Schützenkönig wurde oder auch als Sportleiter.
Nachbesetzung noch nicht in Sicht
Aus der 600 Kilometer entfernten Partnerkirchengemeinde Rechlin/Vipperow an der Mecklenburgischen Seenplatte angereist war Pastorin Verena Häggberg. Sie hofft, dass die Partnerschaft zwischen den beiden Kirchengemeinden nach Wolfrums Weggang weiterhin Bestand hat. Eine Nachbesetzung ist noch nicht in Sicht. Der Kirchenvorstand hofft, dass dies bis Ostern 2021 möglich ist.