Mona (10) und Rosalie (10) haben ihre Piratenbilder schon ausgemalt und warten jetzt vor dem Laptop gespannt auf die DVD, die Rosemarie Ganz eingelegt hat. Passend zum Thema des Nachmittags, schippert dort Pippi Langstrumpf gleich mit Thomas und Annika auf den sieben Weltmeeren herum. Warum sie da sind? „Meine Oma nimmt mich oft mit“, sagt Rosalie. Mona hingegen hat eine Einladung bekommen, wie sie heute modern ist. „Rosalie ist meine Freundin und hat mir über Whats App geschrieben, ob ich nicht mitkommen will.“
Optimistisch in die Zukunft
Einen Tisch weiter sind indes Maximilian (7), Lena (8) und Valentina (8) mit dem großen Piratenschiff, der kleinen Insel und den dazugehörenden Playmobil-Figürchen beschäftigt. Christine Böld wiederum ist, gemeinsam mit ihren Söhnen, ganz in ein Puzzle vertieft. Sogar der jüngere, der dreijährige Benedikt sucht voll konzentriert die passenden Teile zusammen.
So viel Aktion ist sonst zu den Öffnungszeiten der Bücherei nicht. In dieser Woche allerdings ist alles anders, denn das Büchereiteam, geleitet von Corinna Spenkuch, feiert Jubiläum. Seit 30 Jahren gibt es das Bücherei-Angebot der katholischen Pfarrei in Theilheim. Die Beteiligten sind zuversichtlich, dass es auch künftig noch genug leidenschaftliche Leseratten geben wird und ihr Einsatz somit gefragt bleibt.
Auch, wenn die Ausleihquoten schon sinken. „Natürlich merken wir, dass die Kinder heute schon früh andere Medien selbstständig nutzen, dass es E-Books- und E-Reader oder Online-Tauschbörsen gibt“, sagt Ganz. Die meisten Medien werden von oder für Kinder ausgeliehen. Kein Wunder. Von den etwa 7400 Medien im Theilheimer Pfarrheim, Büchern Zeitschriften, CDs und DVDs sind etwa 2800, also etwa 40 Prozent, Kinderbücher. Trotzdem, sagen die Theilheimerinnen, seien Bücher immer noch interessant. Schließlich gäbe es noch mehr Leute wie sie selbst, für die ein gutes Buch am Abend einfach dazugehört.
Was angeschafft wird, dabei können die Nutzer mitreden. „Wir haben ein Buch, da können unsere Kunden ihre Wünsche und Anregungen für neue Bücher eintragen“, erklärt Melanie Heßmann, eine weitere der rund zwölf derzeit aktiven Helferinnen. Die junge Mutter ist zwar eine der Jüngsten im Team, aber schon ein alter Hase. Sie ist schon seit 1992 dabei. „Ich habe die Bücherei-Leidenschaft quasi von meiner Mutter und meiner Tante geerbt“, sagt sie. Die Älteste, aber nach wie vor sehr aktiv ist Inge Müller. Sie ist 75 Jahre und, ebenso wie Ganz, ins Team gekommen, als sie in Rente ging.
Um Müller scharen sich jetzt gerade Mona, Rosalie, Maximilian und die anderen Kinder: Denn sie liest ein Buch vor. „Auch das gehört zu unserer Büchereiarbeit“, sagen die Frauen. Regelmäßig lesen sie vor in Schule und Kindergarten, bieten Führungen für Klassen und Kindergartengruppen an, laden Kinder ein zum Ferienprogramm und immer wieder auch mal Autoren zu Lesungen.
Ein Lesecafé als Treffpunkt?
Mitte Oktober starteten sie außerdem einen Versuchsballon. Sie wollten mal ausprobieren, wie ein Lesecafé im Ort angenommen wird, sagt Thea Barth, ebenfalls zum Team gehörend. Die Frauen hoffen – zum Team gehört nur ein Mann –, dass jüngere wie ältere Leser die Möglichkeit nutzen, sich zu treffen und bei Café und Kuchen auszutauschen, nicht nur, aber auch über Bücher. Womöglich wird das das Lesecafé n zu einer festen Einrichtung, sagen die Büchereifrauen.
Momentan hat die Bücherei dienstags von 15 bis 16 Uhr, donnerstags von 19 bis 20 Uhr und sonntags von 10.30 bis 11.30 Uhr geöffnet. Durchschnittlich kommen etwa 20 Kunden. Übers Jahr gesehen wird jedes Medium einmal ausgeliehen.