
Das Geburtstagskind heißt Würzburger Recycling GmbH (WRG) und ist eine Tochter der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (WVV). Die WRG ist einer von vielen Anbietern für die Abfallentsorgung. Ihre Kunden sind in der Regel Firmen, in Einzelfällen auch Privatkunden, die zum Beispiel Container bestellen. Zwei weitere Tätigkeitsfelder der WRG sind allgemein bekannt. Nummer eins: die gelben Säcke. Nummer zwei: Altglas.

Für die gelben Säcke ist die WRG allerdings nur der Umschlagplatz. Sie werden kurz in einer Halle zwischengelagert und dann weitertransportiert. Eine eigene Sammel- und Sortierstelle dafür gibt es in Würzburg seit 2011 nicht mehr. Aufgrund von immer größeren Sortieranlagen, so WRG-Betriebsleiter Sören Blum, gab die WRG das Sortieren aus Rentabilitätsgründen auf und schloss sich Großanlagen an.
Das allgemein bekannte Tätigkeitsfeld Nummer zwei: Die WRG ist zurzeit für das Leeren der Altglascontainer in Stadt und Landkreis zuständig. Stadt und Landkreis schreiben diesen Auftrag für jeweils drei Jahre neu aus.
Beim eigentlichen Betätigungsfeld, der Annahme und dem Sortieren des Abfalls von Großkunden, geht es um Abfälle von Metall und Plastik über Bauschutt bis hin zu gefährlichen Stoffen wie Chemikalien und Batterien, Farben und Lacken. Asbest (krebserregend) muss immer, Mineralwolle kann verpackt angeliefert werden. Immer gilt: Es muss vorsortiert werden, um möglichst viel Material wiederverwerten zu können. Wenn das dem Kunden zu viel ist und er stattdessen gemischten Abfall liefert, wird's teurer.
Von größeren Material-Gruppen in kleinere getrennt
Bei der WRG werden Metalle, Holz, Kunststoffe, Gewerbeabfall, Sondermüll, Baumaterialien- und Abbruch in Schütten getrennt. Solche mit Baggern geschobene Haufen werden von den Mitarbeitern in neue Fraktionen aufgeteilt, und es bleiben in verschiedenen Containern Altholz, Kartonagen, Fliesen, Eisenstangen und weiter sortiertes Material. Vor allem Aluminium und Stahl können zur Herstellung neuer Metallwaren wieder eingesetzt werden.
Auch chemische Analysen werden erstellt
Die WRG erstellt auch chemische Analysen. Im Bausektor geht es zum Beispiel darum, ob die Abfälle teerhaltig sind oder nicht, und in welche Deponieklassen aufgeteilt wird, letztlich also auch um die Frage, ob Material zum Beispiel im Straßenbelag wiederverwendet werden kann oder nicht.
Ein weiteres Aufgabengebiet der WRG: Sie informiert die Betriebe über die im vergangenen Jahr in Kraft getretene neue Gewerbeabfallverordnung und die richtige Trennung und Entsorgung ihres Gewerbemülls.
Die Feinsortierung der Abfälle überlässt die WRG einer speziellen Anlage in Nürnberg. Erst dann werden Abfälle chemisch-physikalisch behandelt (zum Beispiel Schlämme und Ölgemische) oder verbrannt. Bei einer Sonderabfallverbrennung etwa bleiben am Ende staubförmige Schadstoffe, die in Untertagedeponien eingelagert werden.
Früher wurde Abfall gebracht. Heute wird er abgeholt.
Wurde der Abfall früher vom Kunden gebracht, so holt ihn die WRG inzwischen meistens ab. Die Container hierfür liefert sie auf Vorbestellung. Müll muss bezahlt werden. Unsortierter Müll, der abgegeben wird, kostet mehr, vorsortierter Müll weniger.
Umgekehrt läuft's bei Wertstoffen. Diese vergütet die WRG dem Bringer beziehungsweise Verkäufer. Dabei geht es zum Beispiel um reines Metall oder reines Papier - um Tonnagen und nicht um einzelne Teile wie etwa einen defekten Toaster. Für den Toaster aus dem Privathaushalt ist der richtige Entsorger der Wertstoffhof in der Gattingerstraße 29 direkt neben dem Müllheizkraftwerk (Gattingerstraße 31). Das Areal der WRG indes liegt in paar hundert Meter weiter in Richtung Gerbrunn in der Gattingerstraße 24.
WRG oder Wertstoffhof?
Die Würzburger Recycling Gesellschaft (WRG) hat als Kunden fast ausschließlich Firmen, während im Gegensatz dazu der Wertstoffhof die Abfälle aller Würzburger annimmt. Der Landkreis Würzburg hat seine eigenen Wertstoffhöfe in mehreren Gemeinden.
Mann der ersten Stunde
Ein Mann der ersten Stunde war im April 1993 der technische Leiter Alois Becker - wie vier weitere Mitarbeiter ist auch er heute noch dabei. Der Maschinenschlosser hatte sich zum Industriemeister weitergebildet. Recycling und Wertstoffgewinnung war vor 25 Jahren ein neuer Sektor auf dem Markt, „ein spannendes Feld. Für jeden Mitarbeiter war es neu; noch keiner hatte bis dahin mit dieser Art von Mülltrennung zu tun,“ sagt er.
Damals und heute: Von zehn wuchs die WRG auf 40 Mitarbeiter
Damals hatte die WRG zehn Mitarbeiter, heute sind es 40. Damals gab es einen Lkw auf dem Hof, heute verfügt die WRG über 14 Fahrzeuge bis hin zum 40-Tonner-Sattelzug und 1200 Container, darunter Spezialbehälter für Sondermüll. Auch ein Zwischenlager für Sonderabfälle wurde eingerichtet.

Auf Wunsch sortieren, verpacken, transportieren und lagern die WRG-Spezialisten zum Beispiel Chemikalien, die nicht mehr gebraucht werden oder überaltert sind. Das betrifft oft Betriebe oder Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Die WRG erledigt zusätzlich den Schriftverkehr mit der Entsorgungsanlage und dokumentiert die gesetzeskonforme Vernichtung der Stoffe. Bereits seit vielen Jahren führt die WRG in Zusammenarbeit mit den Stadtreinigern Würzburg auch die Schadstoffsammlungen durch.
Ein extra dafür angeschafftes Fahrzeug eignet sich hervorragend für die Abholung von Sonderabfällen in Fässern, Gitterboxen, Rollbehältern und Paletten und ermöglicht somit den sicheren Abtransport von Altöl, Säuren, Laugen und Pestiziden und auch Styropor, Folie und Papier.
Zur Zeit ihrer Gründung war die WRG als Vorsortierung fürs Müllheizkraftwerk gedacht. Inzwischen sortiert die Recyclinggesellschaft circa 70 000 Tonnen Abfall im Jahr. 300 Mal am Tag werden mit Müll beladene Fahrzeuge gewogen.