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WÜRZBURG: Polizei in Blau statt in Kartoffelsackbeige

WÜRZBURG

Polizei in Blau statt in Kartoffelsackbeige

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    Testen die neuen Uniformen: Die Polizeibeamten (von links) Dorit Kießling, Harald Wohlfahrt, Carolin Güttner und Manfred Klemm.
    Testen die neuen Uniformen: Die Polizeibeamten (von links) Dorit Kießling, Harald Wohlfahrt, Carolin Güttner und Manfred Klemm. Foto: Foto: Theresa Müller

    „Seidiger Stoff, „kuscheliger Kragen“, „guter Schnitt“ ... Die vier Polizeibeamten der beiden Polizeiinspektionen Würzburg-Stadt und Würzburg-Land kommen beim Beschreiben ihrer Versuchsuniform richtig ins Schwärmen. Auch die ersten Reaktionen von Bürgern sind positiv. Seit Anfang des Monats nehmen sechs Polizisten der Inspektionen am bayernweiten Uniform-Test teil. Dabei tragen über 500 Polizisten blaue Uniformen aus Österreich beziehungsweise Baden-Württemberg statt der altbekannten grün-beigen. Ihre Bewertung von Funktionalität und Tragekomfort wird mit entscheiden, wie die 27 000 Polizeibeamten in Bayern 2016 neu eingekleidet werden.

    Vor allem die Frauen erwarten sich viel von einer neuen Arbeitskleidung: Denn die bisherige grüne sitzt oft nicht richtig. „Die Einkleidung war eine Katastrophe“, erinnert sich Carolin Grüttner. Die Polizeiobermeisterin bei der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt erzählt von schlapprigen Hosen und sackartigen Hemden. Kein Wunder: Als die bayerischen Uniformen Anfang der 70er Jahre entworfen wurden, gab es nur Männer im Polizeidienst. Zwar wurde später versucht, die Uniform weiblicher zu machen. Aber nicht sonderlich erfolgreich: „Viele Kolleginnen müssen nach dem Einkleiden zum Schneider“, erzählt Polizeihauptmeisterin Dorit Kießling von der Polizeiinspektion Würzburg-Land. Dagegen sitze das österreichische Frauenmodell perfekt: Bluse und Jacke etwas tailliert, die Hose auf der Hüfte.

    Aber nicht nur der Schnitt gefällt den Frauen an der Test–Uniform. Auch Material und Funktionalität seien überzeugend. Das finden auch die männlichen Kollegen. „Die Hemden sind aus reiner Baumwolle und sehr angenehm auf der Haut“, berichtet Polizeihauptkommissar Manfred Klemm, Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Nachteilig sei lediglich, dass sich diese etwas schwerer bügeln lassen. Denn Hosen und Hemden wäscht der 57-Jährige – beziehungsweise seine Ehefrau. Auch für die Reinigung von Jacke oder Anorak müssen die Beamten selbst sorgen. Der Staat gewährt für die Arbeitskleidung eine monatliche Pauschale.

    Bis zu zehn Stunden stecken die Polizisten täglich in ihrer Uniform: Im Winter bei minus 20 Grad, im Sommer bei plus 30 Grad. Um die verschiedenen Witterungsbedingungen zu testen, begann der Versuch im Sommer und endet im nächsten Frühjahr.

    Für heiße und kalte Tage gerüstet

    Heiße Tage haben die Testträger in der „atmungsaktiven“ Hose bereits gut überstanden. Für die kalten fühlen sie sich gerüstet. „Die Softshell-Jacke ist wasser- und winddicht“, berichtet Polizeioberkommissar Harald Wohlfart von der Polizeiinspektion Würzburg-Land.

    Die Möglichkeit, das Innenfutter der Jacke, wie bei Skianoraks, über die Hände zu ziehen, begeistert Dorit Kießling. Die Streifenbeamtin darf als einzige in der Runde zwei Varianten testen: Neben der österreichischen auch die baden-württembergische Polizeiuniform. Diese beiden sind als Favoriten aus einer ersten Abstimmung hervorgegangen, in der 547 bayerische Beamte im Februar aus elf Polizeiuniformen der deutschen Bundesländer, Österreich ,Italien und der Schweiz wählen konnten. Da die österreichische mit 78 Prozent klarer Favorit wurde, testet die Mehrzahl diese Variante. Nur vier unterfränkische Beamte probieren beide aus. Die 31-jährige Streifenbeamtin Kießling ist sich jetzt schon sicher: „Die österreichische ist praktischer und schöner.“

    Alle zwei Monate geben die Uniform-Tester Berichte über ihre Erfahrungen ab. Deren Auswertung wird zeigen, wie sich die Uniformen bewähren. Ob diese dann auch blau werden oder grün bleiben, wird separat entschieden. Eine Befragung der Polizisten ist bereits angekündigt.

    Auch hier sind sich die Tester bereits einig: „Dunkelblau ist chick und zeitlos.“ Auch die Bürger auf der Straße hätten bislang nur positiv auf die neue Farbe reagiert. Die 27-jährige Streifenbeamtin Grüttner bringt es auf den Punkt: „Jeder sieht in Blau besser aus als in Kartoffelsackbeige.“ „Allerdings bin ich in der neuen Uniform schon Mal übersehen worden“, sagt Polizeioberkommissar Harald Wohlfahrt. Auf der Straße werde Polizei eben noch im bekannten Grün erwartet. Doch mit der Zeit würden sich die Bürger bestimmt an die neue Polizeifarbe gewöhnen.

    Der 51-Jährige hat in seiner Ausbildung vor 33 Jahren noch den Vorgänger der heutigen Uniform getragen. „Petrolgrüne Filzhosen.“ Damals sei die neue grüne Uniform richtig modern gewesen. „Doch allmählich ist es Zeit für etwas Neues.“

    Trageversuch: Beim bayernweiten Uniformtest von August bis März sind in Unterfranken 43 Polizisten dabei. 19 aus Mainfranken, 15 aus dem Bereich Main-Rhön, neun aus dem Raum Untermain. Bei der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt tragen vier, bei Würzburg-Land zwei die blaue Uniform. Im Präsidium sind es vier. Vier unterfränkische Beamte testen zwei Uniform-Varianten, 14 testen außerdem neue Schutzwesten.

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