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WÜRZBURG: Pressefotograf Hans Heer wird 80 - Bilder erzählen ein bewegtes Leben

WÜRZBURG

Pressefotograf Hans Heer wird 80 - Bilder erzählen ein bewegtes Leben

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    Damit er zu seinen Bildern kam, waren „Köpfchen“, eine durchsetzungsfähige Ausdrucksweise und eine gewisse Autorität durchaus vonnöten.

    Hans Heer ist schon deshalb eine Legende unter den Würzburger Fotografen, weil er über vier Jahrzehnte Würzburger Zeitgeschichte abgebildet hat. Noch heute ein schier unerschöpflicher Fundus. Aus heutiger Sicht entstanden seine beeindruckendsten Bilder in den Nachkriegsjahren, wo Pressefotos einfach auch technisch mit viel mehr Aufwand entstanden.

    Fotos sind wirkliche Eindrücke. Einmalig. Weil sie nur zum richtigen Zeitpunkt gemacht werden können. Hat der Fotograf in der Rückschau auf Hunderttausende von Bildern Favoriten?   „Das ist mein bestes Bild“, mag Hans Heer zunächst nicht sagen – und bringt zum Gespräch eine ganze Sammlung mit. Dann entscheidet er sich aber doch für die Szene eines Heimkehrers aus der russischen Gefangenschaft 1955 am Würzburger Bahnhof, wo der Mann zum ersten mal seine Tochter in den Arm nimmt – im Beisein von Familienangehörigen.   Wer diese Gesichter sieht, versteht, dass in der Alltäglichkeit der Presse nicht immer alles rüberkommt, was das Auge des Pressefotografen gesehen hat.

    Das waren Zeiten, als Volksblatt-Fotograf Hans Heer oft gedacht hat, ob er den richtigen Beruf gewählt hat. Bewegt habe ihn die Frage: „Habe ich die Situation richtig erkannt.“ Zu seinen Zeiten gab es noch die echte Konkurrenz-Situation zwischen Main-Post und Volksblatt. „Da habe ich jeden Morgen mit Herzklopfen die Konkurrenz angeschaut“, sagt er heute, weil er mindestens so gut wie der Mitbewerber sein wollte, „möglichst etwas besser“.  

    Fast könnte man meinen, Heer habe das Herzklopfen noch nicht verloren, wenn er sein berufliches Leben anhand von Bildern ablaufen lässt. Verloren hat er mit den Jahren des Ruhestands auch nichts von seinem Temperament und der Tonlage seiner Stimme.   „Ich weiß, was ich will“, kann Hans Heer auch heute noch ganz deutlich sagen, doch wer ihn kennt, weiß auch um seine zweite Haut, die sehr sensibel ist. Das braucht ein guter Pressefotograf.

    So konnte und musste er sich dann auch immer zähmen, wenn er die hohe Politik zu fotografieren hatte. 1980 den französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing beispielsweise mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, wo er alles unternommen hatte, um zum „guten Schuss“ im „Bad in der Menge“ zu kommen und dann im Labor fast alles verdorben wurde. Ein gerettetes Bild mit Lichteinschlag zeigt er davon noch mit Stolz.

    Heers Archiv an Negativen und Abzügen ist unermesslich. Immer wenn er etwas „ausmisten“ wollte, erzählt er, habe er das falsche Bild erwischt. Kurz darauf sei eine Nachfrage genau nach diesem Bild gekommen. Also hat er längst aufgegeben, etwas wegzuwerfen. Ein klassisches Fotolabor unterhält er weiter, auch wenn die Chemikalien heute schwierig zu bekommen sind und immer teurer werden. Im privaten Alltag fotografiert auch Hans Heer mittlerweile manchmal digital.

    Der gelernte Karosseriebauer hat derweil auch noch ein „richtiges Hobby“. Er macht seit Jahren Kunst aus verschiedenen Metallen, hauptsächlich Kupfer. An den Werken lässt sich erkennen, dass Hans Heer mindestens zwei gute Augen hat. Drei Kinder, sechs Enkelkinder und seine Frau Gertrud, die jetzt ebenfalls 80 wurde, halten ihn fit. Und dann ist noch der Garten, erinnert er beiläufig.

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