Ruben Hörner ist am Verzweifeln. Im vergangenen Jahr hat er zwei Reihenbungalows in einer Wohnanlage „Am Schwarzenberg“ in Würzburg gekauft, sie saniert und sein blaues Wunder erlebt. Vorläufiger Höhepunkt: Das Wasser ist mit Legionellen kontaminiert, in einem Gebäude wurden 1200, im anderen 1500 KEB (siehe Info-Kasten) gemessen. Als gesetzliche Höchstgrenze gelten 100 KEB. Die Prüfung gab der Kleinrinderfelder bei einem renommierten chemischen Labor auf eigene Kosten in Auftrag.
Damit waren seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Dem Schreinermeister war nämlich bekannt, dass Legionellen bei einer Wassertemperatur von unter 60 Grad Kolonien bildeten.
Zur Situation: Hörners Bungalows sind zwei von insgesamt 23 in dieser Wohnanlage. Dieser Tage hätten 20 weitere Eigentümer beim Landratsamt Anzeige gegen die Würzburger Hausverwaltung Pfertner erstattet, so Hörner. Außerdem gehören zu der Anlage drei Doppel–Hochhäuser. Vertraglich sind alle Eigentümer verpflichtet, ihr Heiz- und Brauchwasser von der Anlage der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft abzunehmen. Zuständig dafür ist die Hausverwaltungsfirma als Betreiberin, die das Gesamtobjekt erst am 1. Januar dieses Jahres übernommen hat – „mit all seinen Problemen“, sagte Jörg Pfertner auf Anfrage.
Hörners Leidensgeschichte beginnt am 27. August 2014. Er hatte festgestellt, dass das Warmwasser alles andere als warm war. Nach 30-minütiger ununterbrochener Entnahme sei das Wasser maximal lauwarm geworden. Die Hauptzirkulationsleitung war kalt. Schon damals hegte er den Legionellen-Verdacht.
An jenem 27. August informierten Hörner und zwei Nachbarn die Hausverwaltung über die Mängel bei der Wasserzufuhr. Nachdem einige Tage keine Reaktion zu verzeichnen war, wurde die Firma schriftlich über eine mögliche Gesundheitsgefährdung der Bewohner informiert und aufgefordert, den Defekt zu beheben.
Wochen und Monate zogen ins Land. Das Hickhack ist bis heute noch nicht beendet. Nur im Hintergrund tat sich einiges: Briefe hin, Briefe her, Schuldzuweisungen, Behördenbesuche, Gutachten, Forderungen, weitere Briefe, E-Mails ...
Schließlich wurde es dem Kleinrinderfelder zu bunt. Er ging zum Gesundheitsamt. Am 17. November informierte er nach eigenem Bekunden dessen Leiter über das Dilemma. Dabei habe er auch seine Befürchtungen bezüglich der Legionellen-Bildung geäußert, was schließlich am 2. Dezember durch die Laboruntersuchungen betätigte wurde.
„Wie haben die Verpflichtung, sauberes Wasser zu liefern.“
Jörg Pfertner von der Hausverwaltungsfirma Pfertner
Zuvor hatte Hörner die Hausverwaltung am 17. November informiert, dass er eine Wasserprobe veranlassen werde. Die Antwort kam prompt: Man drehe sich offenbar im Kreis, hieß es da. Mit dem Hinweis, dass „wir Ihnen konkret eine Sanierung der Warmwasser-Versorgung vorgeschlagen haben.“ Das hatte im übrigen auch die Installationsfirma in einem Schreiben an die Hausverwaltung bestätigt. Die Bewohner seien angeschrieben worden, es sei allerdings keine Reaktion gekommen.
Im Dezember nahm das leidige Thema endlich an Fahrt auf. Das dem Landratsamt unterstehende Gesundheitsamt informierte die Hausverwaltung am 5. Dezember über deren Anwälte, dass bisher keine Untersuchungsergebnisse vorlägen. Im gegebenen Fall handele es sich um eine „hohe Kontamination“.
Dann wurde die Behörde deutlich: „Aus diesem Grund weisen wir Sie hiermit an, unverzüglich, spätestens innerhalb von 30 Tagen, eine Ortsbesichtigung mit einer einschlägigen Fachfirma durchführen zu lassen“. In diesem Zusammenhang müsse auch eine Gefährdungsanalyse und Überprüfung veranlasst werden.
Am 10. Dezember wurden dann die Bewohner informiert, dass am Montag, Dienstag und Mittwoch dieser Woche eine thermische Desinfektion und Spülungen veranlasst würden.
Doch die thermische Desinfektion schlug wegen zu geringer Wärme fehl, teilte Jörg Pfertner auf Anfrage weiter mit. Und das sei sein weiteres Problem. „Wie haben die Verpflichtung, sauberes Wasser zu liefern“. Da müsse sich was tun, „wir stehen dazu.
Deshalb habe er ein Ingenieurbüro eingeschalten, um Abhilfe in der über 30 Jahren alten Wohnanlage zu schaffen. „Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand,“ so Pfertner.
Aktuell habe er den Betroffenen vorgeschlagen, in ihren Kellern Warmwasser-Stationen einzurichten.
Selbst das Angebot, die erforderliche Fläche von zwei Quadratmeter für 1000 Euro abzulösen, zog nicht. „Sonst wäre schon alles erledigt,“ beteuert der Hausverwalter.
Die Betroffenen haben alle abgelehnt und pochen auf den Liefervertrag. Es gelte jetzt, das Legionellen-Problem zu lösen, sagen sie. Außerdem sei noch niemand informiert worden.
Lediglich einmal sei „allen Bewohnern“ per Aushang von der Installationsfirma mitgeteilt worden, dass am 8. Dezember das Warmwasser auf 75 Grad erwärmt werde. Weiterer Hinweis: „Es besteht Verbrühungsgefahr.“