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Raffinierte Schönheiten

Landkreis Würzburg

Raffinierte Schönheiten

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    Klein und wunderschön: das Helmknabenkraut.
    Klein und wunderschön: das Helmknabenkraut. Foto: Foto: Wolfgang Piepers

    Sie leiden unter der Trockenheit, trotz des Regens der vergangenen Tage. Dabei lieben die außergewöhnlichen Pflanzen eigentlich den Trocken- und Halbtrockenrasen hoch über dem Maintal, sagt Christiane Brandt-Floren. Sie ist die neue Gebietsbetreuerin des Landkreises Würzburg für den Muschelkalk.

    Die Höhfeldplatte ist Teil eines 32 Hektar großen Naturschutzgebietes und liegt südöstlich von Thüngersheim. Bereits 1940 wurde das Gebiet als Naturdenkmal ausgewiesen. 2002 wurden 22 Hektar Höhfeldplatte und zehn Hektar Scharlachberg zum Naturschutzgebiet erklärt. Zudem ist das Fauna-Flora-Habitat (FFH) Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

    Auf die Schönheit und Besonderheit der weltweit einzigartigen mainfränkischen Magerrasengesellschaft will Brandt durch ihre Arbeit hinweisen. Ihr Vorgänger Georg Ries bezeichnete dieses Gebiet gerne als „mainfränkische Toskana“ und absolutes Kleinod in Bayern. Rund 600 verschiedene Pflanzen wurden in Thüngersheim gezählt, 110 davon stehen auf der Roten Liste, erklärt die Biologin.

    Der blaugrüne Faserschirm, ist ein Mitglied der Familie der Doldenblütler und in Deutschland selten. Im vergangenen Mai stand er hier satt, groß und kräftig. In diesem Jahr macht ihm die Trockenheit schwer zu schaffen, erläutert Brandt bei einer Führung für 50 Landkreis-Grüne in der schroffen, kargen Landschaft, in der sich auch immer wieder Lesesteinhaufen aus früheren Zeiten finden, als die Hänge noch für den Obstbau genutzt wurden.

    Naturschutz bedeutet nicht, dass die Flächen nicht bewirtschaftet werden müssen. In Thüngersheim wäre eine Beweidung mit Schafen sinnvoll, sonst wird der Standort nicht zu halten sein. Doch es gebe kaum noch Wanderschäfer, die diese Aufgabe übernehmen könnten. „Was den Schäfern am meisten zu schaffen macht, ist die Ächtung der Gesellschaft“, glaubt sie.

    Eine absolute Besonderheit auf der Höhfeldplatte ist der Steppenheidewald, ein lichter Wald aus einheimischen Waldkiefern, in deren Schatten Orchideen wie Bocksriemenzunge, Helmknabenkraut und bleiches Waldvögelein gedeihen. Auch die Heidelerche fühlt sich dort wohl.

    Insgesamt 14 Orchideenarten leben hier auf engstem Raum, angepasst an den Magerstandort Halbtrockenrasen, erklärt Katharina Vautrin-Hofmann, die Vorsitzende des erst kürzlich gegründeten Vereins „Natur- und Landschaftsführer Mainfranken“. Entlang eines kleinen Lehrpfades kann man vor allem die Ragwurze bewundern, allesamt raffinierte Tierimitatoren.

    Mit ihrer Blütenform ahmen sie Insekten perfekt nach: Biene, Fliege, Spinne. Die Blütenlippen der Bienenragwurz sehen Wildbienen-Weibchen so täuschend ähnlich, dass die Bienen-Männchen darauf reinfallen, auf den Blüten landen und sie dabei bestäuben.

    Weil es in diesem Jahr so trocken ist, blühen die Orchideen sehr viel früher und viel kürzer, sagt Vautrin-Hofmann. Das wichtigste für die wunderschönen Geschöpfe sei jetzt, für Nachkommen zu sorgen. Sind die Blüten bestäubt, können sich Samen bilden und verbreiten. Orchideen sind nicht nur besonders schön, sie sind auch raffiniert.

    Ihre Samen sind so leicht, dass sie keine Nährstoffe speichern können. Deshalb brauchen sie zum Keimen einen ganz bestimmten Pilz im Boden, der sie mit Nährstoffen versorgt. Dann bildet sich im Herbst eine neue Bodenrosette, die im kommenden Frühling wieder einen Stengel mit Blüte nach oben schiebt.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Informationen gibt es unter www.trockenstandorte-muschelkalk.de.

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