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Rasante 200 Stundenkilometer, schlafen im Flug

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Rasante 200 Stundenkilometer, schlafen im Flug

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    P- ünktlich im Mai waren sie da  .  .  . Mit ihrem schrillen "Srih-srih-srih" künden die Mauersegler vom Sommer. In ausgelassenen Verfolgungsjagden streichen die Vögel in Trupps um Häuserecken, stürzen sich in Straßenschluchten, um gleich darauf wieder hoch am Himmel aufzutauchen. In Würzburg kann man die kühnen Flieger zum Beispiel über Grombühl (Wagnerplatz), dem Frauenland (Matthias-Grünewald-Gymnasium) und der Zellerau (Kläranlage) beobachten.

    In der Luft sind die Flugkünstler in ihrem Element. Sie trinken und fangen Insekten im Flug, putzen sich in der Luft und fangen dort herumwirbelndes Nistmaterial ein. Und was am erstaunlichsten ist: Die Vögel schlafen im Flug. Auch dabei sind sie wahre Künstler. In fast 3000 Metern Höhe gleiten sie schräg gegen die Windrichtung. Dabei wechseln sie ungefähr alle zehn Minuten die Richtung. Ist es windstill, so gleiten sie schlafend in Kreisen dahin. Man vermutet, dass der Mauersegler die Fähigkeit hat, abwechselnd immer eine Hirnhälfte wach zu halten, während die andere schläft, also eine Art Autopilotensystem.

    Nur während der Brut- und Fütterungszeit der Jungen bekommt der Mauersegler "Boden" unter seine gekrümmten vierzehigen Füße. Mit spitzen Krallen versehen, eignen sich diese hervorragend zum Anklammern am rauen Mauerwerk.

    Nester "bauen" Mauersegler in luftiger Höhe in Hohlräumen und Nischen an Häusern mit freiem Ab- und Anflug. Was Mauersegler als schwebendes Material in der Luft aufsammeln können - Halme, Blätter, Federn und Haare - wird mit Speichel zu einer harten Masse verklebt und als Unterlage für die Eier verwendet. Die Segler sind soziale Vögel und brüten daher am liebsten in Kolonien. Beim Brüten herrscht Gleichberechtigung. Männchen und Weibchen, die äußerlich kaum zu unterscheiden sind, brüten und füttern abwechslungsweise. Dabei werden täglich insgesamt fast 50 Gramm fliegende Insekten erbeutet und an die Jungen verfüttert.

    Manchmal sieht man die Vögel hoch oben im Himmel kreisen, manchmal ziehen sie dicht über den Boden, je nach Nahrungsangebot. Je schöner das Wetter, desto höher fliegen die Insekten. Bei längeren Schlechtwetterphasen mit geringem Nahrungsangebot schließen sich nichtbrütende Vögel zu größeren "Fluggesellschaften" zusammen. Um in Gebiete mit mehr Nahrung zu kommen, legen sie dabei mehrere hundert Kilometer zurück. Brütende und fütternde Vögel bleiben meistens im Nest zurück. Ihr Stoffwechsel und ihre Körpertemperatur schalten sich auf ein energiesparendes Minimum zurück, bis die Wetterlage sich bessert und erneut Nahrung zur Verfügung steht.

    S- echs Wochen dauert es vom Beginn der Brut bis zum Flüggewerden der Jungen. Kurz vor dem Ausfliegen wiegen die Jungen oft bis zu zehn Gramm mehr, als es ihrem normalen Körpergewicht von zirka 42 Gramm entspricht. Dieses als Notvorrat gedachte, unnötige Gewichtsdepot wird nun durch Bewegungen abtrainiert. Und dann kommt der große Augenblick: Die Jungsegler stürzen sich vom Rand ihres Nestes in die Thermik. Von nun an bleiben sie in der Luft, bis sie nach zwei Jahren selber brüten.

    So plötzlich, wie sie im Mai erschienen sind, sind die Mauersegler im August wieder verschwunden und am Himmel ist es still geworden. Ihr "Gastspiel" bei uns dauert nur drei Monate.

    M- auersegler sind Kulturfolger, die auf menschliche Behausungen mit Nischen, Spalten und Winkeln angewiesen sind. Aber der Wohnraum für die Segler wird knapp. Immer mehr Gebäude werden saniert, immer mehr Hohlräume unter den Dächern vollständig abgedichtet.

    Der Mauersegler ist seltener geworden. Deshalb ist er zum Vogel des Jahres 2003 erklärt worden. Viele junge Leute haben darauf reagiert: Sie beobachten, wo es noch Mauersegler-Niststätten gibt, registrieren diese, bringen Nistgelegenheiten an Schulen an und informieren Mitschüler- und Mitschülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen und Eltern über diesen faszinierenden Vogel. Zum Beispiel haben sich am Matthias-Grünewald-Gymnasium die Arbeitskreise "Umwelt" intensiv mit dem Mauersegler befasst. Es entstand im ersten Stock der Schule eine Informationswand (vier mal zwei Meter), die das Verhalten der Vögel näher thematisiert, über deren Gefährdung aufklärt, ihre Schutzwürdigkeit dokumentiert, Bauanleitungen für Nisthilfen bereitstellt und konkrete Ansiedlungsmöglichkeiten vermittelt. Die Info-Wand ist während der Unterrichtszeit und auch nachmittags für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie wird während des ganzen Jahres zu besichtigen sein. Außerdem erarbeiten die Schüler am Matthias-Grünewald-Gymnasium eine Broschüre für alle, die sich dem Schutz der Mauersegler widmen wollen. Zielgruppen sind unter anderem Architekten und Hausbesitzer.

    Die Autorin ist Biologielehrerin am Matthias-Grünewald-Gymnasium.

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