Das wird extrem knapp. Spätestens an diesem Samstag sollen die Baumaschinen und die Arbeiter am neu gestalteten Peterplatz vor der Regierung von Unterfranken abziehen. Schon am Montag soll er wieder für die Mitarbeiter zum Parken freigegeben werden. So sieht es die Terminplanung vor, sagt der Baubeauftragte der Regierung Gerald Lang und atmet tief durch. Denn der neue Platz, der einhergeht mit der Gestaltung der gesamten Freiflächen rund um die benachbarte Kirche St. Peter und Paul unter städtischer Regie, ist der vorläufige Abschluss einer über zehn Jahre andauernden, grundlegenden Sanierung der Regierungsgebäude.
Die abschließende Platzgestaltung war bei Gesamtkosten von über 14,1 Millionen Euro auch die einzige Baumaßnahme mit spürbarer, öffentlicher Relevanz. Denn die größten Summen verschlangen die Investitionen in neue Leitungsnetze, Ver- und Entsorgung, bessere Bürokommunikation, Beleuchtung und sanitäre Anlagen, moderne Räumlichkeiten für den Katastrophenschutz und die neue Weinprüfstelle, die an den Peterplatz verlegt wurde. Alle Zugänge zur Regierung wurden behindertengerecht umgebaut, einschließlich eines Aufzugs. Neu gestaltet wurde die Information am Haupteingang. In die Wärmedämmung wurde investiert. Das Wirtschaftsgebäude an der Peterpfarrgasse wurde abgebrochen und neu aufgebaut.
Nun zum Schluss also der Regierungsparkplatz. Die 65 Stellplätze sind während er Bürozeiten für Regierungsmitarbeiter reserviert. „Ein Tropfen auf den Stein“, meint Baureferent Langer und verweist auf die rund 500 Mitarbeiter bei der Regierung. Für die Bürger ist der Platz dennoch interessant. Mittelfristig, wenn auch eine informative Beschilderung installiert ist, steht der Platz außerhalb der Bürozeiten, werktags ab 18 Uhr, auch wieder als öffentlicher Parkraum zur Verfügung. Das sei wenig bekannt, meint Langer.
Bei der modernen Gestaltung des Platzes mit neuer Bepflasterung fällt sofort ein Baum ins Auge. Die Linde, die Langer als strukturbildend für den Platz bezeichnet, ist eine historische Besonderheit. Denn sie ist das einzige nach außen sichtbare Zeugnis einer früheren Klosteranlage. Die Ursprünge des ehemaligen Benediktiner-Klosters St. Stephan gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. 1788/89 wurde die Klosteranlage unter Fürstbischof Erthal neu erbaut. Das blühende Klosterleben war aber 1902 jäh zu Ende.
Baumkrone völlig abgebrannt
Im Zuge der Säkularisation gingen die Kirche St. Stephan, die Klostergebäude und sämtlicher Besitz in das Eigentum der bayerischen Krone über. 1803 wurde die Kirche der Würzburger protestantischen Gemeinde zugewiesen. Damit etablierten sich die evangelischen Christen erstmals mit einer eigenen Kirche in der Stadt.
Schon im Jahr 1850 wurden die restlichen Klostergebäude die den gesamten heutigen Peterplatz umfasten, Sitz der Regierung von Unterfranken. Der heutige Platz war im Grunde früher Kloster-Innenhof.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die gesamte Klosteranlage völlig zerstört. Während die Kirchen St. Stephan und St. Peter und Paul rekonstruiert wurden, beseitigte man nach dem Krieg nahezu alle Reste der Klostergebäude für den Neubau der Regierung von Unterfranken, der jetzt nach über 50 Jahren generalsaniert wurde.
Auch die Krone der Linde ist vermutlich in der Bombennacht völlig abgebrannt, so Nikolaus Kuhn vom Staatlichen Hochbauamt, das für die Sanierungsmaßnahme zuständig ist. Mit Baumdoktoren wurde die Linde begutachtet. Während das Wurzelwerk direkt unter der Erdoberfläche jüngeren Datums ist, registrierte man eine alte, drei bis vier Meter lange Pfahlwurzel, die den Baum wohl noch genügend Kraft gab, aus dem Stamm wieder auszutreiben. Man sieht auf Bildern von 1960 mit dem Neubau der Regierung bereits wieder einen stattlichen Großbaum. Kuhn schätzt das Alter der Linde auf 80 bis 90 Jahre. Sie könnte allerdings auch schon um die Jahrhundertwende gestanden und damit auch den Ersten Weltkrieg überlebt haben.