Die Neueröffnung des Restaurants Weiße Mühle in Estenfeld ist bis auf Weiteres verschoben. Noch im April hatten sich das Ehepaar Markus und Lisa Christ als Wirtsleute und Wolfgang Roth als Pächter mit ihrer Initiativbewerbung im Gemeinderat vorgestellt. In der Sitzung am Dienstagabend wollte die CSU-Fraktion nun Nägel mit Köpfen machen und beantragte durch ihren Fraktionssprecher Ersoy Karakoc, das Restaurant an die Bewerber zu verpachten, mit einem Betriebsbeginn im nächsten Jahr. Alternativ dazu beantragte er eine Ausschreibung im Mitteilungsblatt mit einer Bewerbungsfrist von acht Wochen. Die Initiativbewerbung solle dabei als „eingegangen“ gewertet und ein Pachtvertrag mit neuem Pächter Ende Oktober unterschrieben werden.
Beide Anträge lehnte der Rat mit 11:7 Stimmen ab. Weil der potenzielle Pächter Wolfgang Roth der Bruder von Bürgermeisterin Rosi Schraud ist, war sie von der Debatte und dem Beschluss ausgeschlossen. Für sie übernahm dritter Bürgermeister Christian Albert die Sitzungsleitung (der zweite Bürgermeister Tobi Grimm fehlte krankheitsbedingt).
Betrieb wäre mit kleineren Reparaturen möglich
Seit Februar 2019 steht das Restaurant leer, mit der Initiativbewerbung der Wirtsleute und dem Pächter Roth (Eigentümer von Erks Stube in Lengfeld) war auch eine gewisse Aufbruchstimmung im Rat zu spüren. In Sondersitzungen hatten auch Ingenieurbüros ihre Einschätzung zu den notwendigen Sanierungsarbeiten abgegeben. Zusammengefasst lauten die, dass ein Betrieb mit kleineren Reparaturen (etwa die Kühlzelle) möglich wäre, da auch die damaligen Pächter immer noch hätten arbeiten können.
„Wir haben schon sehr lange diskutiert, es wird Zeit das Restaurant zu verpachten“, lässt sich der CSU-Antrag sinngemäß zusammenfassen. Dem mochte sich SPD-Sprecher Johannes Pietschmann auch nicht verschließen, „uns ist es auch zu lange geschlossen“. Gleichwohl sah er eine Problematik in der „freihändigen Vergabe“. „Wir sollten transparent und fair bleiben und die Pacht öffentlich ausschreiben“, so sein Argument. Und: „Wenn wir jetzt verpachten und für die Sanierung ein bis eineinhalb Jahre schließen müssen, sind Angestellte arbeitslos, und die Bürger wären enttäuscht, wenn wir schon wieder schließen müssten.“ Zunächst solle die Technik in der kleinen Lösung saniert werden, erst dann solle ausgeschrieben werden.
Erst Sanierung, dann Ausschreibung
„Wir schleichen wie die Katze um den heißen Brei“, so Peter Pospiech (CSU). Die Wirtsleute Christ und der Pächter wüssten genau, was auf sie zukommen werde, und sie hätten sich damit einverstanden erklärt. Außerdem, ergänzte Karakoc, habe sich im zweijährigen Leerstand außer den Wirtsleuten kein anderer Pächter beworben. „Es ist genug der Debatte, wir sollten loslegen.“
Das sah Joachim Iwanowitsch (EinS) anders. „Erst die Sanierung, dann die Ausschreibung“, so seine Ansicht. Das bedeute für Pächter mehr Planungssicherheit und weniger Risiken. „Wir müssen endlich zu Potte kommen“, entgegnete Pospiech, „jeder der Beteiligten geht sehenden Auges in die Pacht und weiß, was auf ihn zukommt.“
Weiße Mühle steht seit Februar 2019 leer
„Bei unserer Entscheidungsfreudigkeit“, sagte Andreas Förster (CSU), „sind wir bei einem Betriebsbeginn im Jahr 2024. Wer sich gegen die baldige Öffnung wendet, sollte es auch den Bürgern, die sie gewählt haben, offen begründen.“
Es sei kein „Rumeiern“, wehrte sich Christian Albert (EinS) gegen den entsprechenden von mehreren CSU-Räten geäußerten Vorwurf. Es ginge auch nicht gegen Wolfgang Roth, „sondern um eine faire Ausschreibung, damit wir gute und faire Gastwirte bekommen“. Bernd Galm (UWG) sah eine Chance beim Vorgang „Pacht nach Sanierung“: „Dann hätten wir auch ein gescheites Sanierungskonzept“. Seit Februar 2019 stehe die Weiße Mühle leer, so Silke Scheller (CSU), „wenn potenzielles Interesse gewesen wäre, hätte sich schon längst jemand gemeldet.“