Ein Schlüsselerlebnis hat es in der Vergangenheit von Dennis Apel nicht gegeben. Auch sein Vater und sein Bruder, die sich der Winzerei zugewendet haben, gaben ihm nicht den entscheidenden Impuls. Die Gründe für seine Faszination liegen eine Generation weiter zurück. „Mein Großvater ist nach dem Krieg durchs Allgäu gefahren und hat alte Hauskapellen restauriert. Wahrscheinlich habe ich es in den Genen,“ vermutet Apel, der als selbstständiger Restaurator arbeitet und damit seinem „absoluten Traumjob“ nachgeht, der ein „geniales Ambiente und ein besonderes Flair“ bietet.
„Da liegen häufig Jahrhunderte zwischen dem, der das Original gemacht hat, und mir. An solche Werke geht man mit Ehrfurcht heran“, gibt der 37-Jährige zu verstehen. Zusätzlich reizt ihn die „Abwechslung sehr, da jede Epoche und jede Technik ihre Herausforderungen hat.“ Ob Kirchen, antike Villen, Fachwerkhäuser, Figuren oder Gemälde, Apel konserviert und restauriert Gebäude und Werke verschiedenster Art. Am 3. und 4. September ist er Gast beim Festungsfest auf der Festung.
„Das ist für mich eine gute Möglichkeit, um mein Handwerk vorzustellen“, freut er sich auf das anstehende Fest, das vom Mainfränkischen Museum und der Schlossverwaltung auf die Beine gestellt wird. „Ich bringe einen Abguss meines Meisterstücks mit, an dem ich Lasur- und Vergoldungstechniken zeige“, kündigt er an. Sein Meisterstück ist eine Nachbildung von Gertrud von Nivelles, einer Äbtissin aus dem Frühbarock. Der Restaurator hat das Kunstwerk mit Kreide grundiert, aus Gips gegossen und mit Silber und Gold verziert.
Im Jahr 2000 legte Apel seine Meisterprüfung ab, seitdem darf er sich Kirchenmalermeister nennen. Noch im selben Jahr machte er sich als Restaurator selbstständig. Überraschenderweise verbringt er einen großen Teil seiner Arbeitszeit nicht in der Werkstatt, sondern am Laptop.
„Wahrscheinlich habe ich es in den Genen.“
Dennis Apel Restaurator
„Zu meinem Beruf gehört auch viel Detektivarbeit dazu“, unterstreicht er und geht weiter ins Detail: „Erst einmal bin ich vor Ort, schieße tausende Fotos und nehme Arbeitsproben. Das kann zwei Tage oder zwei Wochen dauern. Dann verbringe ich meist die doppelte Zeit mit Recherchieren.“
Momentan arbeitet er an einer Figur aus dem Barock, die durch Witterungsschäden und falsche Restaurierung gezeichnet ist. „Ich muss die Oberfläche originalgetreu ergänzen“, erklärt er. Dafür muss der Kirchenmalermeister die Skulptur aus Mainsandstein reinigen und eine Masse herstellen, die er an den abgebröckelten Stellen anbringen kann. Aus gemahlenem Sand und einem Bindemittel produziert er eine Substanz, die dem ursprünglichen Material, was Dichte und Wasserdurchlässigkeit angeht, sehr nahe kommt. Auch die Farbgebung muss stimmen. Aus Pigmenten mischt sich der Restaurator Lasuren, die in mehreren Schichten aufgetragen werden. „Die Farben sind halbdeckend, um die Tiefenwirkung zu erhalten,“ macht er deutlich.
Arbeiten mit Farbe wird Apel auch auf dem Festungsfest präsentieren. Zwischen 10 und 19 Uhr ist der Restaurator an beiden Tagen in der Pferdeschwemme zu finden und stellt seine Arbeit vor.
Gaukler, Ritter, Handwerker, Artisten und Musiker erwecken am Wochenende die Geschichte der Festung wieder zum Leben. Führungen im Mainfränkischen Museum komplettieren das Programm. Dabei steht das Thema Zeit und Zeitmessung im Mittelpunkt. Erwachsene zahlen fünf Euro Eintritt, Kinder bis zu einem Meter sind kostenlos. Größere bis zu 16 Jahren kosten zwei Euro, die Familienkarte (zwei Erwachsene mit beliebig vielen Kindern) zwölf Euro. Den Besuchern steht zudem ein kostenloser Bus-Transfer zur Verfügung, der ab 9.20 Uhr alle 20 Minuten zwischen der Haltestelle Versorgungsamt an der Talavera und der Festung pendelt.
Das vollständige Programmheft mit allen Attraktionen ist unter www.mainpost.de/beilagen zu finden.