Es ist mächtig Bewegung in die Ochsenfurter Gastronomie gekommen. Im Gasthaus „Anker“ wechselt der Wirt, im Hotel „Schmied“ der Eigentümer. Jetzt macht auch das Hotel „Bären“ von sich reden. Die Brauer-Familie Oechsner, Eigentümer des Hotels, will das Haus künftig selbst betreiben. Als Küchenchef hat Dietrich Oechsner einen Mann gewonnen, der in der Region seit 25 Jahren gastronomisch von sich reden macht – den bisherigen Inhaber des Gasthauses „Anker“ in Segnitz, Ferdinand Bogner.
Bogner hatte erst vor kurzem seine Gaststätte – seit Generationen im Familienbesitz – verkauft. An die Familie Schätzlein, die seit 15 Jahren den „Anker“ in Ochsenfurt betreibt, ebenfalls Eigentum der Brauerei Oechsner. Nach 30 Jahren, in denen Helga und Norbert Schätzlein in verschiedenen Gasthäusern in Ochsenfurt als Wirtsleute tätig waren, zieht es sie nun nach Segnitz. Ferdinand Bogner kocht dafür künftig in Ochsenfurt.
Das Wechselspiel scheint kurios, ist es aber nicht, wie Bogner erklärt. Im vergangenen Jahr – er wurde damals 63 – habe er begonnen, sich Gedanken über die Zukunft seines Hauses zu machen, zu dem neben dem Restaurant auch 14 Fremdenzimmer, ein großer Biergarten und ein Wohnmobil-Stellplatz gehören.
Einen direkten Nachfolger gebe es nicht, sagt Bogner; seine beiden Söhne wollten nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Blieb also nur der Verkauf. Und da müsse man rechtzeitig mit der Suche beginnen. Schließlich könne es Jahre dauern, bis ein geeigneter Käufer gefunden ist.
So hatte es sich Ferdinand Bogner ausgemalt: drei, vier Jahre weiterarbeiten, und dann den Ruhestand genießen. Es kam anders: Die Wirtsfamilie Schätzlein zeigte Interesse am Kauf der Gaststätte, zumal sich Sohn Matthias als gelernter Metzger und Koch entschieden hat, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. Man wurde sich schnell handelseinig, viel schneller als Ferdinand Bogner erwartet hatte. Als Brauerei-Chef Dietrich Oechsner wenig später vom Verkauf erfuhr, habe er ihm postwendend das Angebot unterbreitet, die Küche im Hotel „Bären“ zu übernehmen.
In jungen Jahren war Ferdinand Bogner nach Kanada ausgewandert. Bis zum Chefkoch und Teilhaber an zwei Restaurants und einer Catering-Firma hatte er es dort gebracht. Während eines Urlaubs in der Heimat habe er dann erfahren, dass es um die Nachfolge in seinem elterlichen Betrieb nicht zum Besten steht und kurzerhand beschlossen, die Gaststätte zu übernehmen. Das war 1989.
„Es reizt mich, hier noch mal was Neues aufzubauen.“
Ferdinand Bogner, Gastwirt
In Segnitz hat er sich schnell einen Namen gemacht, vor allem mit ungewöhnlichen Speisen. So finden sich bis heute immer wieder mal Gerichte von der Antilope, dem Kamel oder dem Zebra auf der Speisekarte. Auch Filet vom Krokodilschwanz und Geschnetzeltes von der Pythonschlange hat er seinen Gästen schon angeboten.
Es sind solche Spezialitäten, mit denen Bogner sich Aufmerksamkeit und eine kleine Fangemeinde verdient hat. Die wolle er auch mit in den „Bären“ nehmen. Sein Schwerpunkt liege aber weiterhin auf anspruchsvoller, internationaler Küche. Nach 25 Jahren im eigenen Betrieb sieht Ferdinand Bogner seinen künftigen Arbeitsplatz als interessante Herausforderung. „Es reizt mich, hier noch mal was Neues aufzubauen“, sagt er.
Einer Herausforderung stellt sich auch Dietrich Oechsner. Mehrere Gasthäuser gehören der Brauerei. Bislang waren sie alle verpachtet. Den „Bären“ mit seinen 24 Fremdenzimmern selbst zu führen, das sei eine Aufgabe, auf die er schon lange Lust gehabt hat, sagt Oechsner, gibt aber zu, dass die Entscheidung dazu nicht ganz ohne Not gefallen ist. Monatelang suchte die Brauerei vergeblich nach einem neuen Pächter für das Hotel mit seinen 24 Fremdenzimmern.
Ferdinand Bogner hofft nun, mit seiner Küche, in der typisch fränkische und klassisch gut bürgerliche Gerichte nur am Rande eine Rolle spielen, das Angebot in Ochsenfurt zu bereichern. Davon würdie die Gastronomie der Stadt profitieren, ist er sich sicher. Den Beweis tritt Ferdinand Bogner voraussichtlich ab Mitte März an. Bis zum Jahresende bleibt er im „Anker“ in Segnitz Chef am Herd. Der „Bären“ in Ochsenfurt ist voraussichtlich von Anfang Januar bis Mitte März geschlossen.