Heutzutage wo die political correctness wie ein Damoklesschwert über jedem Possenreißer schwebt, ist es schwer, noch eine Glosse zu schreiben. Über wen darf man im Käuzle noch Witze machen? Da fallen schon beim ersten Hinsehen von 100 Personen 50 weg. Kein Mann wird riskieren, sich über eine Frau lustig zu machen. Bestenfalls beim Männerabend oder unter der Dusche nach dem Fußball. Der kluge Mann vermeidet sogar, einer Frau zu widersprechen. Vielmehr wartet er, bis sie es selbst tut.
Von den verbleibenden 50 fallen dann gleich wieder 15 weg: Alte und Kinder. Witze über Rollatoren, wackelige Gebisse sind unmöglich, zumal sich der Schreiberling als Jungsenior ins eigene Fleisch schneidet und volle Windeln oder vollgesabbelte Lätzchen hat er Gott sei Dank hinter sich. Ebenfalls undenkbar sind Scherze über Kranke und Behinderte, was weitere sechs Personen ausscheiden lässt und nur noch 29 Opfer vorhanden wären.
Bislang beliebte Witze über Negerküsse und Zigeunerschnitzel sind mittlerweile verpönt, auch die über Ostfriesen oder Ossis, womit nur noch 22 Witzfiguren übrig bleiben. Absolut Witz resistent sind dann noch Vegetarier, Veganer, Faschingsnarren nach Aschermittwoch und andere Sektenmitglieder – oder haben Sie schon mal einen vergnügten Vegetarier auf dem Tisch tanzen gesehen? Macht dann noch mal einen Verlust von fünf Opfern.
Schließlich entfallen noch drei Legastheniker, Diskalkulanten und Glossenschreiber mit Problemen bei der Prozentrechnung. Wer von den übrigen 14 soll nun die Zielscheibe des Spotts sein? Menschen mit besonderen Lebensformen sind auch nicht mehr en vouge. Neulich soll sich ein D-Promi-Sternchen fast das Leben genommen haben, weil ihr Coming-Out nicht beachtet wurde. Sie hatte sich nämlich unsterblich in ihren Badeschwamm verliebt. Es bleiben nur noch neun.
Früher galten ja auch süffisante Bemerkungen über Ausländer als lustig. Aber da wir gerade angesichts der Flüchtlingsströme gerne das Angebot unserer türkischen Mitbürger annehmen würden, sich intensiv um ihre islamischen Brüder und Schwestern aus Syrien zu kümmern, wären solche Jokes unangebracht.
Vom Rest der fünf Aspiranten fallen noch zwei Bürgermeister und Ortssprecher weg, die angefressen reagieren, wenn sie oder ihr Dörfchen auf die Schippe genommen werden. Es verbleibt ein Häufchen von drei Kandidaten. Zwei davon sind meine Nachbarn. Der eine ist so nett, dass ich ihn verschonen muss, der andere so stark, dass ich mich nicht traue.
Zu guter Letzt bleibe ich allein übrig. Wie mache ich jetzt am besten Witze über mich selbst. Am besten ich schreibe eine Glosse übers Glossen-Schreiben. Mit deftigen Gags über Mitbürger und so weiter. Aber da fallen ja zuerst schon 50 Prozent weg, die Frauen ... kar