Mit viel Geduld hat Will Sagen und Legenden zusammengetragen, selbst gehörtes mit eingearbeitet und aus Büchern und Chroniken zusammengestellt und aufgeschrieben. Über 60 Geschichten kamen so zusammen, zu denen Studtrucker liebevoll Zeichnungen angefertigt hat.
Landrat Eberhard Nuß schreibt in seinem Grußwort, dass die spannenden, teilweise humorvoll erzählten Geschichten beim Lesen die Zeit verfliegen lassen. Gleichzeitig vermittelten sie aber auch, wie sich das Leben in unserer fränkischen Heimat vor Jahrzehnten und Jahrhunderten abgespielt hat. „Geschichten, Sagen und Legenden sind ein wesentliches Stück heimatlicher Geschichte, die in vielen Dorfchroniken nachzulesen ist“, betont auch Christian Will.
Im „Zitatenschatz“ aus dem Jahr 1918 heißt es, dass die Sage ein sonniges Traumland des Volksempfindens und Volkssehnens, ein Stücklein Fantasie sei. Daneben eine gute Dosis Aberglaube, auch ein Stück Volksmoral und Volksgerechtigkeit.
„. . .da hörten sie aus dem Wald das Heulen der Wölfe. . .“
Christian Will Geschichtenerzähler
In dem Geschichtenband wird der Leser darüber aufgeklärt, wie das Käppele in Würzburg entstand, warum die Maidbronner ihren Ziehbrunnen nicht mehr haben, weshalb es Kaiser Barbarossa nach Unterpleichfeld verschlagen hat und was es mit der schwarzen Katze auf dem Pumpbrunnen in Untereisenheim auf sich hat. Allerdings ist die Sammlung nicht käuflich erwerbbar. Sie wird vielmehr als Liebhaberstück gedruckt und dient dann als Geschenk. Wer das Sagenbuch als erstes geschenkt bekommt, wollen die Macher noch nicht verraten.
Hier die Geschichte zum Wolfsbild in Rimpar, erzählt von Christian Will: „Am Rande des Gramschatzer Waldes, auf der Hochebene hinter den Weinbergen am Kobersberg, liegt die Waldlage ,Zum Wolfsbild'. Ein Bildstock aus dem Jahre 1696, den einst ,der ehrbare Matthäus mit seiner Frau Catharina' hier aufgestellt hat, zeigt das Bild des Gekreuzigten umgeben von der frommen Stifterfamilie mit ihren sechs Kindern. Einer Legende folgend, die über Jahrhunderte von Generation zu Generation erzählt wurde, soll hier ein Wolfsrudel eine Witwe mit ihren sieben Kindern aufgefressen haben. Und in Erinnerung an dieses grausame Geschehen sei einst hier der Bildstock errichtet worden.
Ich erinnere mich noch an meine Kinderzeit. Wir haben an einem sonnigen Sonntag mit unseren Eltern einen Spaziergang in den nahen Wald gemacht. Im Leimig pflückten wir die Maiglöckchen für unseren Maialtar. Dann wanderten wir zum Wolfsbild. Am Bildstock angekommen, erzählte uns die Mutter die Geschichte von den hungrigen Wölfen, die einst in diesem Wald Angst und Schrecken verbreiteten. Es sei an einem kalten Wintertag gewesen. Die Leute gingen, wie gewohnt, an den Dienstagen und Freitagen in den Wald, um dürres Holz zu sammeln. So ging auch eine Mutter mit ihren sieben Kindern in den gemeindlichen Wald, um gleiches zu tun, denn sie war Witwe und sehr arm. Eifrig sammelten sie miteinander dürres Prügelholz für den häuslichen Herd. Inzwischen war es schon spät am Tag geworden.
Die Kinder hatten mit ihrer Mutter gerade das gesammelte Holz in Bündel gebunden, da hörten sie aus dem Wald das Heulen der Wölfe. Verängstigt klammerten sie sich an die Mutter. Da sahen sie, wie die Wölfe heulend angerannt kamen, doch ein davonlaufen war nicht mehr möglich. Dann, so erzählte unsere Mutter in bewegten Worten, wurden sie alle von den hungrigen Wölfen zerrissen.
Niemand habe dieses grausame Geschehen miterlebt oder gesehen. Erst am nächsten Tag hätten Waldarbeiter die blutigen Kleiderfetzen von der Mutter und ihren sieben Kindern entdeckt. Es seien die letzten Wölfe gewesen, sagte unsere Mutter. Und wir Kinder waren glücklich, dass es in unserem Wald keine Wölfe mehr gab.
Von dieser Geschichte ganz ergriffen, legten wir von unseren gepflückten Blumen am Wolfsbild unterm Bildstock einen Strauß Maiglöckchen nieder und beteten miteinander für die Mutter mit ihren sieben Kindern, die hier von den letzten Wölfen im Rimparer Wald aufgefressen wurden.“
Noch heute liegen am Wolfsbild hin und wieder Blumen zum Gedenken an die Mutter und ihre sieben Kinder. Ein Zeichen dafür, wie eng die Menschen mit den Sagen und Legenden ihres Heimatortes noch heute verbunden sind.