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SOMMERHAUSEN: Schafkopf-Runde trifft sich seit 55 Jahren jeden Freitag

SOMMERHAUSEN

Schafkopf-Runde trifft sich seit 55 Jahren jeden Freitag

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    Gemütliche Runde: Gerhard Kaemmer, Martin Schwarz, Helmut Schönbuchner und Waldemar Helm (von links) spielen schon seit 55 Jahren zusammen Schafkopf.
    Gemütliche Runde: Gerhard Kaemmer, Martin Schwarz, Helmut Schönbuchner und Waldemar Helm (von links) spielen schon seit 55 Jahren zusammen Schafkopf. Foto: Foto: Franziska Lindner

    Gerhard Kaemmer, Martin Schwarz, Helmut Schönbuchner und Waldemar Helm sind mittlerweile 80 Jahre alt und doch scheinen sie ihren jugendlichen Charme und Elan noch nicht verloren zu haben. Höflich und entgegenkommend sind sie zu den Kellnerinnen und anderen Gästen. Sind sie unter sich, kracht die ein oder andere Karte schon einmal mit viel Schwung auf den Tisch und es fliegen die Fetzen.

    „Natürlich diskutieren wir hin und wieder über das letzte Spiel oder einen Fehler, aber ernsthaften Streit hat es noch nie gegeben“, erklärt Gerhard Kaemmer. In 55 Jahren hat auch noch nie einer gemogelt. „Bei unserem Schafkopf rentiert sich das Schummeln nicht. Das ist ein besserer Rentnerschafkopf“, sagt Helmut Schönbuchner.

    Ein oder zwei Mal im Jahr müssen die Schafkopfabende ausfallen, wenn ein Geburtstag oder Ähnliches ansteht. Doch ansonsten gibt es keine Ausreden. Hat der „Schwan“ zu, so treffen sie sich halt zuhause.

    Außer über die Karten, diskutiert man über Fußball und Politik. „Früher auch noch über Frauen. Mit 25 hatten wir noch keine Freundinnen“, erinnert sich Waldemar Helm. Im Laufe der Jahre hat man eigentlich alles schon einmal erlebt. Das betrifft sowohl die Gesprächsthemen, als auch die Karten. Acht Trümpfe auf der Hand hat es schon öfter gegeben. Dementsprechend wurde auch das ein oder andere Solo-Tout – ein Solo-Spiel bei dem die Gegner keinen einzigen Stich machen dürfen – schon gespielt.

    Besonders Martin Schwarz hat dabei ein glückliches Händchen bewiesen – sagen zumindest die anderen und Martin Schwarz grinst zustimmend, während er die Karten neu mischt. Ansonsten seien die Spiele aber immer recht ausgeglichen. „Der höchste Gewinn an einem Abend, war so zwischen 10 und 15 Euro. Aber wenn das Jahr rum ist, hat keiner was gewonnen oder verloren“, sagt Waldemar Helm. Acht Laufende – also die acht höchsten Karten – habe aber tatsächlich noch niemand auf der Hand gehabt. Aber das kann ja noch kommen, meinen zumindest die vier Herren.

    „Ach, geh zu!“ , „Jetzt gibt der keine Spritze!“, „Ich fass' es nicht!“ und andere Satzfetzen rufen sich die vier Rentner über den Tisch hinweg zu. Langweilig wird es dabei nie. Jedes Spiel bringt neue Aufregung und Diskussionsbedarf mit sich. Dabei leert sich ein Bierglas nach dem anderen. Nur Gerhard Kaemmer muss sich vornehm zurückhalten. Als einziger Nicht-Sommerhäuser in der Runde, muss er noch mit dem Auto zurück nach Frickenhausen fahren. „Da ist es auch schon vorgekommen, dass ich von der Polizei angehalten wurde. Aber ich hatte nie mehr als 0,08 Promille“, erzählt der 80-Jährige. Mittlerweile haben sich noch drei Zuschauer um den Tisch der vier Freunde versammelt. Die so genannten Brunzkarter. Doch wirklich zum Einsatz kommen sie nicht.

    Da geht es viel mehr um ein gemütliches Beisammensein und alte Geschichten. „Früher hatten wir halt noch nichts anderes. Keine Handys, keine Freundinnen und nicht so viele Partys wie heutzutage. Da hat man sich halt zum Schafkopf getroffen“, erklärt Helmut Schönbuchner. Mittlerweile hat das aber stark nachgelassen.

    Früher gab es freitags im „Schwan“ fünf Schafkopfpartien. Jetzt ist es nur noch eine. Den Kindern habe man auch noch Schafkopf beigebracht, die Enkel dagegen haben kein Interesse mehr daran, das Spiel zu lernen. Dabei gilt Schafkopf als Kulturgut und Teil der bayerischen Lebensart. In Franken hat es sogar eine noch längere Tradition als in Bayern. Eine Tradition, der die vier Freunde im „Schwan“ alle Ehre machen.

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