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Würzburg: Schiri Bauer: Warum Fußballprofis manchmal schlechte Vorbilder sind

Würzburg

Schiri Bauer: Warum Fußballprofis manchmal schlechte Vorbilder sind

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    Schiedsrichter Ludwig Bauer beim Redaktionsbesuch
    Schiedsrichter Ludwig Bauer beim Redaktionsbesuch Foto: Christoph Weiß

    Vor einiger Zeit ging unser Samstagsbrief an Schiedsrichter Ludwig Bauer. Grund waren die Gewalttaten im Amateurfußball, die im Oktober bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Ob er solche Eskalationen, wie sie berichtet wurden, schon mal ansatzweise erlebt hat, wollten wir von dem 70-Jährigen unter anderem wissen. Schiri Bauer antwortete – aber nicht schriftlich, sondern höchstpersönlich bei einem Besuch in der Redaktion.

    Heute geht es fairer zu

    An diesem Samstag wird Bauer für 55 Jahre Schiedsrichterei geehrt. Bislang habe er 3171 Spiele gepfiffen, sagt er. Woher er das so genau weiß? Der gelernte Buchhalter führt penibel Statistik. Bis zur Landesliga hat er Spiele geleitet, vor allem aber im Jugendbereich. "Mir macht es bis heute Freude", erzählt er beim Redaktionsbesuch. Die Lage sei nach den Gewalttaten etwas "aufgebauscht" worden, findet er. Über 99 Prozent der Partien verliefen schließlich problemlos. Und insgesamt seien die Spieler heute sogar fairer und ehrlicher als früher.

    Klar sei früher einiges auch schöner gewesen. "Da hieß es noch 'Herr Schiedsrichter', nicht 'Schiri'", so Bauer. Ärgerlicher sei aber, dass sich Amateurspieler im Fernsehen viel Schlechtes abgucken: Was man am Samstag in der Bundesliga sieht, werde am Sonntag auf dem Dorfplatz probiert. Bauer spricht hier vor allem von Schwalben ("Die Amateure fallen aber plumper als die Profis"), vom Meckern und von Aktionen, wie dieser: 2004 hatte Bayern-Torhüter Oliver Kahn Bremen-Stürmer Miroslav Klose an der Nase gedreht und dafür nicht mal gelb gesehen. Am nächsten Tag habe ein Amateurkicker in einem Spiel, das Bauer pfiff, dasselbe gemacht. "Als ich ihm die gelbe Karte gezeigt habe, hat er sich beschwert, weil Kahn nicht verwarnt worden war", erinnert sich Bauer.

    "Die Amateure fallen aber plumper als die Profis."

    Schiedsrichter-Urgestein Ludwig Bauer

    Wenn man den Schiedsrichter fragt, ob er sich an richtig hässliche Spiele erinnern kann, muss er lange überlegen. Zwei Spiele in den 70ern fallen ihm da ein: Sein erstes Bezirksligaspiel, bei dem er ein Tor nicht gegeben hat und danach von mehreren jungen Männern erwartet wurde. "Da bin ich mit dem Auto einen Umweg durch den Wald nach Hause gefahren." Und dann war da noch ein Spielabbruch im Landkreis Main-Spessart, nachdem er dem Spielführer rot gezeigt hatte und daraufhin von Zuschauern bedroht worden sei. Bis heute seien es vor allem "die Zuschauer, die Hektik reinbringen, die sich dann auf die Spieler überträgt", glaubt Bauer. Die Vereine sollten "ein Auge auf ihre Schreihansel haben".

    Was Bauer jungen Schiedsrichter rät

    Gerade jungen Schiedsrichtern rät der langjährige Lehrwart, bisweilen etwas diplomatischer und legerer aufzutreten. "Der Schiedsrichter ist nicht der Herrgott, sondern der 23. Kamerad auf dem Platz." Ein lockeres Wort sei oft besser und entspanne so manche Situation. "Viele arbeiten zu schnell mit Karten."

    Wie lange Bauer noch pfeift? Darauf will er sich nicht festlegen. Bis zum 3333. Spiel bestimmt, aber da müsse noch nicht Schluss sein. "Auf jeden Fall muss ich meiner Frau danken, dass sie das schon so lange mitmacht."

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