Ausgerechnet einen wichtigen Sicherheitsaspekt hat das Straßenbauamt beim rund 5,5 Millionen Euro teuren Ausbau der Hettstadter Steige "vergessen": Die Betonwände der Wanne wurden nicht so hoch gebaut, wie es Bund Naturschutz, die Würzburger Stadtwerke und die Gemeinde Zell gefordert hatten.
Diese sorgten sich um das Trinkwasser der Zeller Quellen, durch dessen Fassungsgebiet die Straße führt. Deshalb drängten sie darauf, dass eine durchgehend 1,15 Meter hohe Betongleitwand das Abkommen von Fahrzeugen von der Straße verhindert. Rund 15 000 Autos fahren täglich über die Steige, darunter auch viele Lkw. Ein Unfall mit gefährlicher Fracht hätte auch für die Wasserversorgung Würzburgs fatale Folgen - 10 000 Kubikmeter Trinkwasser fließen täglich vom Zeller Wasserwerk in die Stadt.
Aufgrund dieser Bedenken wurde die Erhöhung der Betongleitwände von der Regierung in den Ausbauplan aufgenommen. Dass das Straßenbauamt die Betonwände beim Ausbau in den Jahren 1997 bis 1999 auf über einen Kilometer Länge trotzdem nur 85 Zentimeter hoch gebaut hat, ist für den Zeller Bund-Naturschutz-Vorsitzenden Norbert Herrmann ein "erheblicher Vertrauensverlust für Bürger und Umweltverbände." "Was wäre gewesen, wenn in dieser Zeit auf der angeblich sicheren Straße ein schwerer Unfall passiert wäre?"
Erst in den Sommerferien diesen Jahres hat das Straßenbauamt nach der Beanstandung der Regierung die Betongleitwände auf einer Länger von 1080 Metern nachgebessert. Als "kosmetisch" war die Maßnahme damals bezeichnet worden. Auf Nachfrage der MAIN-POST sprach der Pressesprecher der Regierung, Johannes Hadenacker, jetzt von einem "seltenen Versehen" des Straßenbauamtes an der "Stressbaustelle" Hettstadter Steige. Eine andere Baustelle bei der Auflagen aus der Planfeststellung nicht umgesetzt worden sind, ist Hadenacker nicht bekannt. Von einem Fehler möchte er allerdings nicht sprechen. Die Betongleitwände seien vom Straßenbauamt wegen eines "Umsetzungsversehens" zu niedrig gebaut worden. 140 000 Euro kostet die Nachbesserung. Mehrere Wochen war die Hettstadter Steige deswegen erneut gesperrt.
Der Leiter des Straßenbauamtes nimmt die Sache auch nicht tragisch. "Wir haben das Planfeststellungsverfahren im besten Glauben und Wollen umgesetzt, dabei hatten wir anscheinend eine andere Lesart wie die Regierung," sagt Michael Tietze.
Außer dem Vertrauensverlust für Bürger und Umweltverbände empören den Naturschützer Herrmann die "unverhältnismäßig hohen" Kosten für die Steuerzahler sowie die schlechtere Qualität der Betongleitwände: "Laut einem Experten ist die nachträglich aufgesetzte Bauweise erheblich instabiler als eine aus einem Guß."