Die neunköpfige Familie lebt im Mainviertel in einer Drei-Zimmer-Wohnung auf 72 Quadratmetern. Peter Stang, der Geschäftsführer der Gerüstbaufirma Georg und Peter Stang, ist zuweilen, glaubt man Ahmet Muqai, ein sturer Mensch. Muqai, 34, Kosovare, siebenfacher Vater, arbeitet seit 13 Jahren bei Stang. Seit dem Sommer dieses Jahres sucht er eine größere Wohnung, vergeblich. Sein Chef lag ihm in den Ohren: Er solle sich an die Zeitung wenden. Muqai war das nicht recht. Jetzt nahm Stang die Angelegenheit selbst in die Hand; er schickte der Main-Post eine E-Mail, in der er sich als Arbeitgeber „eines sehr verdienten und redlichen Mitarbeiters“ vorstellte, des Gerüstbau-Vorarbeiters Ahmet Muqai.
Die Raumnot der Muqais gehe ihm sehr nahe, er möchte helfen. Die Familie habe sich an die Stadtbau, ans Bruno-Werk, an Wohnungsbaugenossenschaften, Immobilienmakler und Privatvermieter gewendet, ohne Erfolg. Er habe den Eindruck, schreibt Stang, „dass die Kombination ,Ausländer' und ,Großfamilie' für die meisten Vermieter schon eine Art K.o.-Kriterium darstellt“.
Muqai beschwichtigt. Nein, er habe nicht zu spüren bekommen, dass die Misserfolge etwas mit seiner Nationalität zu tun haben. Und räumt doch ein: „Es ist als Ausländer schon schwieriger, etwas zu bekommen.“
Chef Stang stellt sich vor seinen Vorarbeiter: Bei den Muqais handele es sich „um eine sehr anständige, wohlerzogene und finanziell durch den in Festanstellung Vollzeit arbeitenden Vater abgesicherte Familie“. Er habe sich mehrfach überzeugen und erstaunen lassen davon, „wie gut die Muqais Arbeit und Familie unter einen Hut bringen“. Dies stehe „im krassen Gegensatz zum Bild, das wohl leider viele Menschen von Großfamilien haben“.
Ahmet Muqai sagt, er fühle sich an die Wand gedrückt. „Ich suche und suche und suche und finde nichts.“ Eine Fünf-Zimmer-Wohnung soll es sein, oder ein kleines Häuschen, 100 bis 120 Quadratmeter groß.
Großfamilien haben in Würzburg schlechte Karten. Axel Janz, Leiter des Bereichs Wohnen bei der Stadtbau, berichtet, nur zwölf bis 15 der 5300 Wohnungen im Unternehmensbestand hätten die Größe, die die Muqais brauchen. Alle seien belegt, die Mieter blieben lange drin. Große Wohnungen gebe es zwar durchaus in der Stadt, allerdings vor allem für Gutbetuchte. Wegen der wachsenden Landflucht hält er es für möglich, dass die Muqais außerhalb Würzburgs bessere Chancen haben.