Schlichtweg ergreifend war, was der Bachchor Würzburg unter seinem Leiter Christian Kabitz beim traditionellen Passionskonzert zum Karfreitag in der gut besuchten Johanniskirche bot. Und hierzu war gar kein riesiger Klangkörper nötig. Die gut 30 Sängerinnen und Sänger sowie die zwei Dutzend Instrumentalisten des Bachorchesters Würzburg genügten völlig, um den Hörern in den Kirchenbänken einen musikalischen Mitvollzug des Leidens und Sterbens Christi zu ermöglichen.
Biblisches Passionsgeschehen
Die 20 barocken Musikstücke des Programms hatte Kirchenmusikdirektor Kabitz nach dem biblischen Passionsgeschehen gegliedert. Statt der in der katholischen Kirche üblichen 14 Kreuzwegstationen gab es drei inhaltliche Blöcke, die die Leidensgeschichte Christi musikalisch reflektierten, und zwar „Im Garten Gethsemane und vor Pilatus“, „Kreuzigung und Tod“ sowie „Grablegung“. Und in den Instrumental- und Vokalnummern erwiesen sich Bachchor und Bachorchester als exquisite Musiker, die es meisterlich verstanden, stilgerecht und expressiv die Passionsgeschichte so anschaulich zu vergegenwärtigen, dass sich die gegen Konzertende aufleuchtende Osterbotschaft nicht als organische Fortsetzung des Karfreitagsgeschehens, sondern als souveränes Eingreifen Gottes darstellte.
Die gestalterischen Qualitäten des Chores kamen insbesondere in den von Kabitz mit Könner- und Kennerschaft dirigierten Bach’schen Choralsätzen zum Tragen, die den roten Faden des Programms bildeten. Höhepunkt war hier der Schlusschoral der Johannespassion „Ach Herr, lass dein lieb‘ Engelein“. Fein abgestuft im piano, dann sich sukzessive steigernd und schließlich sauber phrasiert und mit großer Intensität ins wohldosierte Schlussritardando mündend, machte der Chor deutlich, dass er zu Recht nach Johann Sebastian Bach benannt ist.
Aus ausgewählten Werken Bachs stammen zudem die fünf Arien, die der hervorragende Bassist Simon Tischler präsentierte. Der Sänger brillierte vor allem mit enormer stimmlicher Beweglichkeit und nie nachlassender Ausdruckstärke. Mit diesen Qualitäten glänzte er nicht zuletzt in der Bach-Arie „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“, in der er darüber hinaus seine sonore Tiefe und im Legato eine fantastische Atemtechnik präsentierte.
Anrührende Momente
Zu den besonders anrührenden Momenten des Konzertes gehörten die Instrumentalsoli. Nuancen- und farbenreich kostete Rosemarie Kurz ihre Partien auf der Querflöte aus, so etwa in der anrührend vorgetragenen B-Dur-Sinfonia aus der Bach-Kantate Nr. 156. Phänomenal und in toller Verfassung zeigte sich die Oboistin Verena Hillenbrand, die die f-moll-Sinfonia aus der Bach-Kantate Nr. 12 zu einem echten Seelendrama ohne Worte werden ließ. Wunderbar war, wie die Oboistin die emotionalen und geistigen Tiefen der c-moll-Sinfonia aus der Bach-Kantate Nr. 21 im Zusammenspiel mit dem Bachorchester auslotete, das sich bei dem Konzert in Bestform zeigte.