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VEITSHÖCHHEIM: Schlussakkord bei der Kammeroper

VEITSHÖCHHEIM

Schlussakkord bei der Kammeroper

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    Fröhlicher Abschied: Nach dem letzten Konzert der Bayrischen Kammeroper Veitshöchheim legten Intendant Blagoy Apostolov und Silvia Moreth ein Tänzchen aufs Parkett.
    Fröhlicher Abschied: Nach dem letzten Konzert der Bayrischen Kammeroper Veitshöchheim legten Intendant Blagoy Apostolov und Silvia Moreth ein Tänzchen aufs Parkett. Foto: Foto: Dieter Gürz

    Er nennt es selbst die „verrückte Idee eines ehemaligen Ausländers“: Vor 30 Jahren hat Blagoy Apostolov die „Bayrische Kammeroper Veitshöchheim“ gegründet. Jetzt war Schluss. Bei einem Konzert in der Orangerie der Würzburger Residenz begrüßte der Intendant mit bulgarischen Wurzeln zum letzten Mal seine Gäste. Apostolov: „Nach 30 Jahren ist es Zeit zu sagen: 'Es reicht.' Wir haben einiges erreicht, das war nicht leicht. Aber wir haben es trotzdem geschafft“, sagt er selbstbewusst.

    Der Gemeinde Veitshöchheim ist er jedenfalls dankbar, dass sie die verrückte Idee angenommen hat, 1982 eine Kammeroper zu gründen. Diese habe in zahlreichen Gastspielen in ganz Europa unter Beweis gestellt, was eine kleine Gemeinde wie Veitshöchheim leisten kann. In den letzten sieben Jahren habe man die Erfolge auch in der Würzburger Orangerie genossen.

    „Nach 30 Jahren ist es Zeit zu sagen: 'Es reicht.' “

    Blagoy Apostolov Gründer und Intendant

    Als letzten Akt servierte Apostolov mit dem kanadischen Gitarrenvirtuosen Pavlo und Band einmal etwas anderes, nicht Mozart oder Rossini, sondern die leichte Muse.

    Sein Dank galt dem Veitshöchheimer Bürgermeister Rainer Kinzkofer, der ihn 26 Jahre lang ausgehalten habe. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen, glaubt der Intendant. In nur drei Tagen hätten seine Bauhofmitarbeiter in den letzten sieben Jahren die Orangerie in einen Theatersaal verwandelt, vom eindrucksvollen barocken Goldpavillon als Bühnenbild bis zum Fluchtweg.

    Kinzkofer spielte den Ball zurück: „Es erfüllt mich mit Wehmut, wenn er nun nach 30 Jahren die Bühne auf eigenen Wunsch verlässt.“ Der Intendant habe sich 1982 seinen Wunsch erfüllt, ein eigenes Theater ohne Spielstätte, ohne eigenes Ensemble und ohne administrativen Apparat zu haben. Er habe sich vertraglich Autonomie zusichern lassen, und dafür sogar persönlich für Defizite gehaftet. Was, abgesehen von den letzten Jahren auch gut gegangen sei. 60 Prozent seines Etats habe Apostolov eingespielt.

    Apostolov sei mit über 800 Auftritten kultureller Botschafter Veitshöchheims gewesen. Sogar vor dem schwedischen Königshaus habe er gespielt. Für die Qualität seiner Arbeit spreche, dass das Bayerische Fernsehen von 1982 bis 1997 elf seiner Premierenstücke von Pimpinone bis zur Nachtglocke aufgezeichnet und in voller Länge gesendet habe.

    Neue Wege ging Apostolov in Zusammenarbeit mit der Veitshöchheimer Sing- und Musikschule. Es gab ein Rosseau-Symposium, internationale Kammermusikwochen, die Welturaufführung der Kinderoper „Zwerg-Nase“ und vieles mehr. Sein kulturelles Engagement sei geprägt gewesen von Spontanität, Fantasie, Einfallsreichtum und Begabung. Apostolov sei stets ein Idealist gewesen, oft in einer Person als Regisseur, Oberspielleiter, Künstler, Handwerker und Saubermann tätig.

    Durch das von ihm 1987 gegründete „Radio Opera“ vermittele er seitdem und auch weiterhin einem breiten Publikum Kultur. Für seine Leistungen erhielt er 1997 das Bundesverdienstkreuz und eine weitere Ehrung sei in Vorbereitung. Großes Lob zollte das Ortsoberhaupt auch Apostolovs Frau Greti, die ihn stets unterstützt habe.

    Doch die Wehmut, die beim anschließenden Small Talk aufkam hatte keine Chance: Die Lebensfreude des scheidenden Intendanten übernahm wieder die Oberhand, als sein Freund, der Operettenbuffo Richard Wiedl zum Schifferklavier griff und die Gästeschar mit Liedern erfreute.

    Da ließ sich auch die Sopranistin Susanne Pfitschler-Schmitt nicht lange bitten mit einzustimmen, so dass die Frohnatur Apostolov, den Wein nach einem erfüllten Leben sichtlich genießend, schließlich auch noch seine Tanzkünste vorführte.

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