Zum Benefizkonzert mit dem Sinfonieorchester der Hochschule für Musik laden an diesem Samstag die Würzburger Druck- und Medienunternehmen Vogel Business Media, Robert Krick Verlag, Koenig & Bauer und die Mediengruppe Main-Post ins Vogel Convention Center. Der Erlös des Konzerts geht an das Inklusionsprojekt im Tierpark Sommerhausen, ein Forschungsprojekt der Uni-Kinderklinik – und an die Mönchbergschule. Dort soll vor allem das Filmprojekt „Schattenspringer“ mit Beteiligung vieler Schüler unterstützt werden, erzählen Schulleiter Stephan Becker, Jugendsozialarbeiter Naoufel Hafsa und der Würzburger Filmemacher und Regisseur Steffen Boseckert.
Frage: Herr Becker, was bringt der Mönchbergschule ein Filmprojekt?
Stephan Becker: Es es ist vor allem gutes pädagogisches Mittel, das Miteinander in der Schule zu fördern. Das hat sich bereits bei unserem viel beachteten Kurzfilm „Common Verses“ vor zwei Jahren gezeigt. Wichtig ist, dass es dabei nicht um irgendeinen Videofilm geht, sondern um eine professionelle und hochwertige Arbeit. Das motiviert die Schüler, sich intensiver daran zu beteiligen und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Damit lassen sich Ängste abbauen und Talente fördern. Ganz abgesehen davon, dass man Sprache, in diesem Fall die deutsche, am besten übers Handeln lernt.
Wie viele Nationalitäten sind an der Schule vertreten?
Becker: Bei uns sind 270 Schüler Grund- und Hauptschüler aus 35 Nationen. Neben 100 deutschen Grundschülern aus dem Schulsprengel sind es Flüchtlingskinder, Kinder aus Asylbewerberfamilien, aus Patchwork-Familien, viele auch aus Osteuropa. Ein Großteil ist wegen Kriegs- und Fluchterlebnissen psychisch belastet.
Das ist dann auch Thema des Films?
Steffen Boseckert: Eher indirekt. Denn wir wollen beim „Schattenspringer“ kein tristes Betroffenheitskino machen, sondern mit einer gewissen Leichtigkeit soll mehr vom hier und jetzt und der Zukunft erzählt werden, mit lustigen und viel menschlichen Momenten. Vor allem sollen Vorurteile abgebaut und gezeigt werden, dass ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft etwas völlig normales ist. Es ist ein relativ komplexes Drehbuch, das wir mit den Jugendlichen, vor allem aus der Filmgruppe, entwickelten. Es geht um gemeinsame Erlebnisse zweier zugewanderter Mädchen und das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Wie ging's los?
Naoufel Hafsa: Ausgangspunkt war das Motto „Ankommen in Deutschland“. Dazu haben die Kinder Fragebögen ausgefüllt und ihre Erlebnisse geschildert. Da ist schon ein richtiges Sammelsurium an Geschichten zusammengekommen. Zur Auswahl der Rollenbesetzung der Rollen führten wir etliche Einzelgespräche geführt. Manche wollten unbedingt mitmachen, andere hatten erheblichen Selbstzweifel. Und auch bei Familien mussten wir teilweise Überzeugungsarbeit leisten, dass Sohn oder Tochter vor der Kamera stehen sollen.
Wie viele spielen denn mit?
Becker: An einzelnen Szenen war die ganze Schule beteiligt, als Schauspieler machten etwa zehn Schülerinnen und Schüler mit. Aber es gab noch jede Menge Arbeit drum herum, bei der sich viele einbrachten und als Filmcrew assisistierten.
Das lief alles problemlos?
Hafsa: Nicht immer. Einige Interessierte wollten gleich wieder abspringen, weil sie unsicher waren oder Sprachprobleme befürchteten. Aber nach viel Einsatz, Gesprächen und Zeit hatten wir im Juli eine Woche Dreharbeiten. Angefangen haben wir mit dem Projekt schon im vergangenen Herbst.
Und wo wurde gedreht?
Boseckert: Vor allem im Schulgebäude im Frauenland, aber auch beim Kinderarzt, vor der Gemeinschaftsunterkunft oder beim gemeinsamen Busfahren im Steinbachtal. Da haben uns die WVV und ein sehr netter Busfahrer unterstützt.
Wann und wo ist der Film zu sehen?
Boseckert: Der „Schattenspringer“ mit seinen 10 bis 16-jährigen Schauspielern ist etwa 15 Minuten lang und soll Ende Januar fertig sein. Nicht nur das Drehen, auch die Bearbeitung des Materials, die Postproduktion, ist sehr aufwändig. Was uns am wichtigsten war: mehr oder minder alle Schüler sind in irgendeiner Form beteiligt. Sie haben zum Beispiel die Filmmusik völlig selbst gemacht, vom Komponieren bis zum Spielen. Das war auch mein Ansporn: Ein Film als Mittel für eine echte Gemeinschaftsaktion. Das ist uns, glaube ich, gut gelungen. Wir lernten voneinander, hatten viel Spaß, und die Kinder machten die wichtige Erfahrung, sowohl diszipliniert als auch mit einer großen Portion Lockerheit zu arbeiten.
Hafsa: Und das Gemeinschaftsprodukt sollen die Schüler dann auch als ihren Film an anderen Schulen zeigen. Mit dem Ziel, zu gemeinsamen Aktivitäten motivieren und Vorurteile abzubauen. Mit der simplen Botschaft: Schaut her, das ist normales Leben!
Integrationsarbeit wird an der Schule aber nicht nur mit Filmarbeit geleistet?
Becker: Natürlich nicht. Grundsätzlich ist der Unterricht in den Übergangsklassen Integrationsarbeit. Darüber hinaus sind zusätzliche gemeinschaftliche Aktionen wichtig. Wir haben zum Beispiel ein Schulradio. Der Förderverein, der ebenfalls Geld aus dem Erlös des Benefizkonzertes bekommt, unterstützt viele soziale Aktivitäten wie Klassenfahrten, die Theatergruppe oder Schulband.
Wie wichtig ist bei einer multinationalen Ganztagesschule eigentlich das gemeinsame Essen?
Becker: Sehr wichtig. Da erleben wir ein ganz besonderes Zeichen von Integration. Der Heimat- und Volkstrachtenverein stellt sein benachbartes Vereinsheim zum gemeinsamen Mittagessen zur Verfügung.
Trachtler und Schüler aus 35 Nationen unter einem Dach, das klingt nach Stoff für einen Film?
Boseckert und Hafsa: Schaun wir mal. Wir sammeln jedenfalls schon Ideen für den nächsten Film.
Konzertkarten für das 8. Würzburger Benefizkonzert am Samstag, 16. November, um 20 Uhr im Vogel Convention Center gibt es nur im Vorverkauf. Es gibt keine Abendkasse. Der Eintritt beträgt 90 Euro, inklusive Speisen und Getränke. Bestellung per E-Mail: tickets@wuerzburger-benefizkonzert.de; per Telefon: (0931) 4 18-22 21
Das Programm des Klassik-Abends und Infos: www.mainpost.de/benefizkonzert