In einer unklaren und bedrohlichen Situation wie dem aktuellen Ukrainekrieg empfiehlt es sich, die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen und sich auf diese Weise einen Überblick über die Zusammenhänge zu verschaffen. Diese Möglichkeit hatten Schüler und Schülerinnen sowie Lehrerinnen und Lehrer des Riemenschneider-Gymnasiums, denn auf Einladung von Lehrer Gerd Michaeli war Alexandra Darian, Direktorin des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine, an die Schule gekommen. Aus erster Hand berichtete sie über den Krieg und seine Hintergründe, wie einer Pressemitteilung der Schule zu entnehmen ist.
Die 24-Jährige lebt seit 2015 in Deutschland, hat aber Verwandte und Freunde in der Ukraine. Ihre Familie bekommt die Realität des Krieges unmittelbar zu spüren: Ihrer Mutter und ihrem jüngerer Bruder gelang die Flucht aus dem umkämpften Kiew nach Deutschland, ihr Vater darf nicht ausreisen, sondern muss mithelfen, die Ukraine zu verteidigen. Das Gleiche gilt auch für alle Mitglieder von Darians Orchester, die über 18 Jahre alt sind. Dies treffe Darian laut ihrer Aussage ins Herz, andererseits habe sie auch Verständnis für die Politik der ukrainischen Regierung: Sie sagt, man könne das Land nicht einfach dem Aggressor überlassen.
Opfer von Putins Desinformationskampagne
Im Gespräch mit Schülerinnen und Lehrkräften beklagte Darian die geistige Trägheit vieler Menschen in Russland, aber auch bei uns im Westen, die dazu geführt habe, dass man trotz moderner Kommunikationsmedien die Chance nicht genutzt habe, sich neutral zu informieren und rechtzeitig die Gefahr eines drohenden Krieges wahrzunehmen. Stattdessen hätten sich viele Menschen in einer Filterblase bewegt und seien deshalb Opfer von Wladimir Putins Desinformationskampagne geworden, sagt die Direktorin des ukrainischen Jugendsinfonieorchesters laut der Mitteilung des Gymnasiums. Skeptisch sei sie im Hinblick auf eine schnelle und dauerhafte Beendigung des Krieges oder gar auf einen Umsturz in Russland.
Schulgemeinschaft will sich engagieren
Auf die Nachfrage, wie Schulen der Ukraine helfen könnten, antwortet sie neben dem Hinweis auf Medikamenten- und Geldspenden, dass es wichtig sei, sich zu informieren und Stellung zu beziehen: "Jedes Statement für den Frieden wird wahrgenommen und zählt."
Dies unterstrich laut der Mitteilung auch Schulleiter Klaus Gerlach in seinem Dank an die Referentin und versprach, dass sich die Schulgemeinschaft für Hilfe für die Kriegsopfer engagieren werde. Am Ende gab es langanhaltenden Applaus.