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WÜRZBURG: Schüler treffen Meinhof-Tochter

WÜRZBURG

Schüler treffen Meinhof-Tochter

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    „War ihre Mutter eine Kriminelle und Mörderin?“, fragt eine Schülerin. „Sie war Kommunistin, deren wichtigstes Ziel lautete, die BRD zu bekämpfen“, antwortet die 46-Jährige ein wenig ausweichend. „Im Film wird beschönigend so getan, als sei sie von Baader und Ensslin verführt worden. Sie war Terroristin, was ich mit einem Wahnzustand vergleiche. So, wie das bei Heroinsüchtigen zu beobachten ist.“

    Im Streifen von Uli Edel (Regie) und Bernd Eichinger (Drehbuch) würden Baader, Ensslin und Meinhof mit 20 Millionen Euro Fördergeld als Täter dargestellt, die für ihre Ideale lediglich die falschen Mittel angewendet hätten, kreidet Röhl den Filmemachern an. „Das Ideal der RAF war furchtbar, es war die Revolution. Revolution bedeutet aber immer Abschlachten, Blut, Enteignung. Mao war das große Vorbild der Kommunisten, dabei ist er der größte Massenmörder aller Zeiten.“

    Eine Schülerin widerspricht, weist auf friedliche Revolutionen hin, die es beispielsweise 1989 in der DDR gegeben habe. Widerspruch auch, als Bettina Röhl sagt, sie hätte einen RAF-Film nicht aus der Innensicht der Täter gedreht, sondern aus Sicht normaler Bürger: Was hat Terrorismus bei den Menschen einer Kleinstadt oder einer Familie ausgelöst. „Damit würden Sie an der Verklärung der Terroristen auch nichts ändern“, entgegnet ein Schüler. „Dann würden Leute aus der linken Szene eben sagen: Der Film zeigt mal wieder nur die Leiden der Opfer. Die ursprünglich guten Ideen der RAF hingegen werden verdeckt.“

    Journalistin Röhl kritisiert, zur Verklärung der Terroristen trage auch bei, dass offen gelassen wird, ob sich Baader, Ensslin und Raspe in der Haftanstalt Stammheim umgebracht haben oder umgebracht wurden. „Dabei war es eindeutig Selbstmord, nichts spricht für etwas anderes.“

    Einen Schießbefehl habe es in der DDR gegeben. „Die Verbrechen des Kommunismus werden von den 68ern gerne ausgeblendet, zum Beispiel die Mauertoten.“ Die Bundesrepublik hingegen sei in den 70er Jahren alles andere als ein Polizeistaat gewesen. „Es ging sozial zu, mit Vollbeschäftigung. Heute haben es die Jugendlichen schwerer als damals.“

    Sätze, die die 16- bis 18-jährigen Realschüler und Gymnasiasten nachdenklich stimmen. Die Mehrheit will Röhls Pauschalkritik indes nicht teilen. „Der Film ist gut, ich habe viel gelernt“, sagt ein Teenager.

    Im Blickpunkt

    Vortrag zur RAF Am Freitag, 17. Oktober (18.30 Uhr) kommt Ulf G. Stuberger ins Cinemaxx. Der Journalist hat durchge- hend über den Baader-Meinhof-Prozess berichtet. Nach Stubergers Vortrag beginnt der Film, danach folgt eine Diskussionsrunde. Karten für die Veranstaltung im Rahmen der „Main Post Akademie“ gibt es für zwölf Euro inklusive Film im Cinemaxx und in der Main-Post-Geschäftsstelle, Plattnerstraße.

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