Aus dem zehn Schuh hohen, fünfeinhalb Schuh breiten und drei Schuh dicken Sandsteinblock sollte die kolossale Schutzengelstatue entstehen, die noch heute über dem Portal der 1730 geweihten Kirche wacht.
Mit seinem Vortrag „Schutzengel in der Kirche in Gaukönigshofen und in der Pfarreiengemeinschaft im Gau“ führte Gerhard Schwarz die Teilnehmer, die sich zum Auftakt des Kirchweihfestes vor dem Gotteshaus versammelt hatten, weit zurück in die Geschichte der Kirche.
Über den Bildhauer Leopold Kurzhammer, der in Hopferstadt und später in Ochsenfurt tätig war, gibt es, laut Gerhard Schwarz detaillierte Berichte. Ebenso wie über Fertigung und das Aufziehen der aus dem Sandsteinblock geschaffenen 2,90 Meter hohen,1,60 Meter breiten und 90 Zentimeter dicken Statue.
Am 28. Oktober 1728 war es soweit: Der mit Bleiweiß gestrichene mächtige Engel, der sein Federkleid und seinen linken Arm schützend über ein Kind ausbreitet, während seine Rechte gleichsam göttliche Hilfe herbeirufend, zum Himmel weist, wird mit einem Flaschenzug auf die Oberkante der Fassade gebracht.
Der damalige Chronist hat das Ereignis wie folgt festgehalten: „Der Ochsenfurter Zimmermann erhielt 2 Reichsthaler und 3 Schilling, da er seinen Flaschenzug hergelehnt.16 Gulden Antgelt (Vorschuss) und 22 Batzen habe ich bezahlt dem kunstreichen Leopold Kurzhammer, burger und Bildhauer zu Hopferstadt für eine Schutzengelstatua zu verfertigen, dazu 6 Gulden für zwei Pinienzapfen. (Die zieren links und rechts die Fassade). 1 Gulden und 10 Batzen wurden für Wein und Brot ausgegeben, als die hiesige Gemeinde das Schutzengelsbild auf die Kirch gezogen hat.“ Für die Kinder gab es Nüsse, die aus der Höhe herabgeworfen wurden.
Ein weiterer Schutzengel hat einen Ehrenplatz im Hochaltar der Kirche. Das Gemälde, das einen Engel im roten Gewand zeigt, der einen kleinen Jungen über ein Gewässer führt, ist an diesem Platz die dritte bildliche Darstellung eines Schutzengels.
Das erste Bild, das der aus Verona stammende Maler Giuseppe Gru 1743 geschaffen hat, wurde bereits 38 Jahre später entfernt.
Ab dem Jahr 1781 schmückte das Schutzengelbild des Würzburger Hofmalers Johann Nikolaus Treu (1734-1786) für 70 Jahre den Hochaltar bevor es 1851 durch das jetzige Bild des Malers Andreas Leimgrub (1817-1890) ersetzt wurde. In der Kirche, die von einer Unzahl von Putti „bevölkert“ ist, finden sich weitere Schutzengel-Darstellungen, die der Maler Andreas Urlaub in den vier Eckkartuschen des Deckenfreskos festgehalten hat.
Wie Gerhard Schwarz ausführte, konnten bei der Wahl des Schutzengel-Patroziniums damals weder die Gaukönigshöfer noch die Maler und Bildhauer ahnen, dass die Statuen und die Bilder über Jahrhunderte hinweg nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Die 2010 aus sieben Kirchengemeinden gegründete Pfarreiengemeinschaft bekam den Namen „Zu den Schutzengeln im Gau.“
Unbegreiflich und für die Pfarreiengemeinschaft ein sehr schmerzender Verlust, ist wie er sagte, dass in dem neuen Gotteslob auf das Lied „O Engel aus den Scharen“ verzichtet wurde. Nach den Worten von Gerhard Schwarz ist der Beistand eines Schutzengels hochaktuell, allein im Hinblick auf die zahlreichen tödlichen Unfälle im Straßenverkehr. Schon ein Blick auf das Pfarreiengemeinschafts-Logo, das einen Engel darstellt, im Blickfeld eines Autofahrers könnte, so Gerhard Schwarz, das Bewusstsein dafür schärfen, beim Autofahren etwas vorsichtiger zu sein.
Schutzengel
Zirka zwei Drittel aller Deutschen glauben an Schutzengel. Das hat eine Befragung des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Jahre 2005 ergeben. Der Religionspsychologe an der Universität Trier Sebastian Murken sieht darin einen „Beweis für die Sehnsucht nach persönlicher Fürsorge“. Die Theologin Christa A. Thiel (Dortmund) sieht die Tatsache, dass mehr Menschen an Schutzengel als an einen Gott glauben, darin begründet, dass Engel „greifbarer als Gott“ seien. Die Verehrung der Schutzengel in der katholischen Kirche hat sich vor allem im 15.und 16. Jahrhundert verbreitet. Zunächst wurde das Fest in Spanien und Frankreich gefeiert. 1608 führte Papst Paul V. das Schutzengelfest für die ganze katholische Kirche ein. Papst Clemens X. legte 1667 den Termin für das Fest auf den ersten Sonntag im September bevor Papst Pius X. (1835 bis 1914) mit dem 3.Oktober das bis heute gültige Datum des Schutzengelfestes festgelegt hat.