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WÜRZBURG: Schwestern des Erlösers bedauern Schließung der Geburtshilfeabteilung

WÜRZBURG

Schwestern des Erlösers bedauern Schließung der Geburtshilfeabteilung

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    Wie berichtet werden die Schwestern das Leistungsangebot in den Abteilungen Chirurgie, Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde und Gynäkologie noch erweitern. Die Geburtshilfe allerdings wird zum Ende des Jahres geschlossen.

    Svetlana Prenko und ihr Mann Vitali haben hier vor drei Monaten die Geburt ihres Sohnes Leonard erlebt. Sie sind geschockt von der Nachricht, dass die Geburtshilfe schließt.   „Wir wollten hier auch noch unsere nächsten Kinder kriegen“, sagt die junge Mutter enttäuscht: „Wir wollten in drei Jahren wieder hier sein!“ Sie schätzten von Anfang an die ruhige Atmosphäre im Haus, die Freundlichkeit der Hebammen, Kinderkrankenschwestern und Schwestern.

    Verwaltungsleiter Michael Brück sagt, „sinkende Vergütungen bei gleichzeitiger Verdopplung der Haftpflichtprämien“, die die Belegärzte aufbringen müssten, seien der ausschlaggebende Grund für die Schließung der Abteilung.   Die Haftpflichtversicherung habe sich extrem verteuert, so dass manch ein Arzt das Geld, das er für etwa 70 Geburten bekommt, dafür aufbringen müsste, berichten die Schwestern. Ältere, obgleich erfahrenere Ärzte, kämen wegen ihres Lebensalters bei der Versicherung schlechter weg. Hinzu kämen immer mehr ältere Erstgebärende mit entsprechend höheren Risikofaktoren, erläutert Generalassistentin Schwester Lydia Wießler aus der Ordensleitung.

    Immer mehr werdende Eltern wenden sich offenbar Geburtskliniken zu, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sich auch eine Kinderklinik befindet. Zwar habe die Theresienklinik im Zweifel einen Kinderarzt auch schon zur Geburt eines Babys hinzugezogen, aber weder dieses vorsorgliche Verhalten noch der Umbau der geburtshilflichen Abteilung nach modernen Maßstäben habe eine Trendwende bewirkt.

    „Dieses Jahr hätten wir keine 300 Geburten erreicht“, so Generalassistentin Schwester Lydia. Etwa 360 waren es im Vorjahr. In den 50-er Jahren hatten in der Klinik immerhin jährlich 1200 Babys das Licht der Welt erblickt.

    „Wir wollten hier auch noch unsere nächsten Kinder kriegen. Wir wollten in drei Jahren wieder hier sein.“

    Svetlana Prenko, deren Sohn Leonard vor drei Monaten in der Theresienklinik zur Welt kam

    In diesen Zeiten arbeiteten hier zehn Geburtshelfer, berichtet die Generalassistentin – zurzeit sind es noch vier.

    Die Theresienklinik ist ausschließlich Beleg-Klinik und hat noch Konsiliarärzte, die für zusätzliche Tätigkeiten herbeigerufen werden – wie etwa Kinderärzte für die Erst-Untersuchungen nach der Geburt eines neuen Erdenbürgers.

    Auch sehr persönliche Erlebnisse stimmen die Ordensschwestern wehmütig. Schwester Lydia, Schwester Irmhilde Wieland und Schwester Edelina Runge denken an Rosenkranzgebete ihrer Mitschwestern im Garten der Klinik. Manch eine habe, wenn die Fenster des nebenan liegenden Kreißsaales im Sommer etwas geöffnet waren, genau an der Stelle ihres Gebetes „...den du, Jungfrau, geboren hast“ einen Schrei von einer werdenden Mutter aus dem Kreißsaal gehört – oder auch die ersten Schreie eines Kindes, und so hätten die Schwestern Mutter und Kind mit ins Gebet genommen. Die „besonderen Glücksmomente wie die Geburten von Kindern werden uns abgehen“, schaut Sr. Lydia in die Zukunft.

    Seit 1908 haben Frauen in der Theresienklinik entbunden. Die Klinik befand sich zunächst in der Hofstallstraße, wurde aber im Krieg zerstört. Seit 1955 wurden dann Kinder in der Domerschulstraße geboren, der heutigen Heimat des Krankenhauses. 37 862 Entbindungen hat es hier seit 1955 gegeben, rechnet Sonja Haag aus der Patientenverwaltung nach.

    Die Hebammen bieten im Haus weiterhin Sprechstunden und Kurse an wie Geburtsvorbereitung und Stillberatung, Säuglingspflege und Rückbildungsgymnastik, denn die Klinik liegt zentral und die Kurse sind heiß begehrt. Die Klinik stellt die Räumlichkeiten. Noch bis Ende Dezember bleibt auch die geburtshilfliche Abteilung in vollem Umfang bestehen. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben, so Brück; die Mitarbeiterinnen haben Angebote entweder in der Theresienklinik oder im St. Josef-Krankenhaus in Schweinfurt erhalten, das ebenfalls von den Erlöserschwestern getragen wird. Auch für die freiberuflichen Hebammen bieten sich teils neue Möglichkeiten in St. Josef.

    Der Kreißsaal wird umgebaut. Hier soll eine Einrichtung für die Behandlung bei Problemen mit dem Beckenboden entstehen. In Würzburg bleiben nur noch zwei Kliniken mit Geburtshilfeabteilungen: die Missionsärztliche Klinik und das Universitätsklinikum.

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