Seinen 90. Geburtstag feierte am Sonntag bei bester Gesundheit Johannes Kamprad. Sein ganzes Leben gehörte der Musik, und hier besonders dem Klavier. Der studierte „Privatklavierlehrer“ unterrichtete bis ins hohe Alter sowohl Generationen von privaten Schülern, als auch am Hermann-Zilcher-Konservatorium. Hier erhielt er im Jahr 1952 einen Lehrauftrag für das Pflichtfach Klavier.
Geboren im Altenburger Land in Thüringen musste der jüngste von drei Brüdern auf Druck seiner Eltern Kolonialwarenkaufmann lernen. Doch die Musik hatte ihn schon damals gefangen. Der zweite Weltkrieg brachte den Marineschreiber 1943 in Nordafrika in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Hier kam er mit der amerikanischen Lebens-und Musikwelt in Berührung. Bei der Rückkehr nach Europa hatte er in England genügend Zeit zum Üben für seinen Traum, Klavierlehrer.
Durch Zufall, sein Bruder war bei einem amerikanischen Bataillon in den Leighton Barracks als Unterstützer, kam er nach Würzburg. Und noch ein Zufall, in Würzburg gab es ein Konservatorium. Dies war damals in der Mergentheimer Straße in der Völk-Villa untergekommen, auf dem Gelände auf dem heute die Sport-Uni steht.
1950 gehörte er zum ersten Abschlussjahrgang nach dem Krieg. Da hatte er schon viele private Schüler. Sie rekrutierten sich aus dem direkten Umfeld, also den Baracken und aus Kontakten zu Amerikanern. Nebenbei spielte er auch Tanzmusik. So erinnert Kamprad sich, dass er mit seinen Kollegen mittags für amerikanische Soldaten in der Faulenbergkaserne spielte, Entlohnung ein warmes Mittagessen und ein paar Zigaretten.
Und abends kamen dann die Clubs, wie das „Base Post“ in der Frankenhalle oder die „Carnegie-Hall“, das Vereinsheim des ETSV Würzburg, das von den Amerikanern requiriert worden war. In späteren Jahren spielte er in verschiedenen Combos in umliegenden Gemeinden wie Sommerhausen, Himmelstadt oder Veitshöchheim. Hier zu Fasching vor allem auf dem Tanzboden des „Würzburger Hofs“ oder im Gasthaus „Anker“. So konnte sich die Familie bald ein eigenes Heim im Reichenberger Grund leisten, bevor es dann vor 50 Jahren nach Höchberg weiter ging, wo noch heute das eigene Haus steht.
Und weil er noch so fit ist, feierte er seinen runden Geburtstag auch gebührend mit der ganzen Familie und seinen zahlreichen Freunden in einem Höchberger Lokal. Klar, dass er dabei in die Tasten griff und mit seinem Freund Professor Eberhard Buschmann vierhändig am E-Piano spielte.