Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Seit 140 Jahren inszeniert das Würzburger Familienunternehmen Woesch Feuerwerke

WÜRZBURG

Seit 140 Jahren inszeniert das Würzburger Familienunternehmen Woesch Feuerwerke

    • |
    • |

    An Silvester lässt es die Familie Woesch wieder richtig krachen. Aber nicht zu Hause, da sind die Drei zum Jahreswechsel nie. Diesmal sind sie in einem Hotel in Bad Grießbach, aber nicht als Gast, sondern zur mitternächtlichen Arbeit. Engagiert wurden die Würzburger, weil sie einfach immer eine zündende Idee haben: Sie sind Feuerwerker von Beruf – und aus Leidenschaft.

    Was Millionen von Hobby-Zündlern in der Silvesternacht in den Himmel feuern, hat mit der Arbeit der Familie Woesch wenig zu tun. Familienoberhaupt Friedrich Woesch ist gelernter Pyrotechniker, er versteht sein Handwerk als Kunst.

    „Keiner in Bayern kann solche Bilder zaubern“, schwärmt Gisela Woesch über ihren Mann. Da muss es nicht wundern, dass es bei ihr sofort geknallt hat, als sie ihren Feuerwerker einst beim Weinfest in Eibelstadt kennenlernte. Die Bilder, die Friedrich Woesch in den Nachthimmel zaubert, entstehen zuerst im Kopf. „Ein gutes Feuerwerk ist abgestimmt auf die Kulisse und hat eine eigene Dramaturgie der Bilder am nächtlichen Himmel mit einem finale furioso“, sagt der Pyrotechniker.

    Die Farben, mit denen er am Nachthimmel malt, sind überwiegend aus Schwarzpulver. Kleine Zugaben von Magnesium leuchten weiß, Kupfer blau, Barium grün, Strontium rot und Natrium gelb. In seinem Betrieb am Bergius-Ring bereitet Woesch das Spektakel vor. Hunderte Abschussbatterien und -rohre werden mit Treibladungen, Bomben und Bombetten gefüllt, die meist aus China kommen. Und das mit Tradition. Schon vor tausend Jahren wurden im Reich der Mitte Feuerwerke gezündet.

    Dagegen ist die Tradition der Firma Woesch vergleichsweise jung, doch mit 140 Jahren gehört das Unternehmen schon zu den ältesten Würzburger Firmen. Der Chemikalienhändler Friedrich Woesch hatte es 1870 in der Wredestraße in der Zellerau gegründet. Die Woesch-Villa wurde vor einigen Jahren abgerissen. Legendär ist das Feuerwerk des Firmengründers zu den „Kaisertagen“ anlässlich des Besuchs von Wilhelm II. in Würzburg.

    Auch Friedrich Woesch in dritter Generation hatte das Pulver früh im Blut. Seine erste Lehrstunde erhielt er als Bub 1956 von seinem Vater in Form einer Schelle, weil er in der Mülltonne einen Kanonenschlag zündete, der dann das trockene Gras im Garten in Brand setzte. Daraufhin nahm ihn der Vater an die Hand. Schon als Schüler, später im BWL-Studium, fuhr Friedrich Woesch mit, um bei großen Feuerwerken zu helfen. Inzwischen hat Sohn Julian (24) in vierter Generation die Leidenschaft zum Feuerwerk erfasst.

    Rund hundert Mal im Jahr lässt es die Firma Woesch irgendwo krachen, meist im Süden Deutschlands. Woeschs leuchtenden Blumen sieht man über dem Aschaffenburger Volksfest, bei der Passauer Dult, beim Rakoczy-Fest in Bad Kissingen, aber auch in Holland, Kuwait oder im Oman hat Woesch schon die Nacht in leuchten Farben gesetzt.

    „Keiner in Bayern kann solche Bilder zaubern wie mein Mann.“

    Gisela Woesch Pyrotechniker-Gattin

    Wenn Woesch am Werk ist, muss es nicht immer zischen und krachen, denn die Würzburger verstehen sich auch auf die Kunst der Illumination mit feurigen Fontänen, Springbrunnen und Wasserfällen. So setzt Woesch seit den Anfängen des Mozartfestes vor 90 Jahren den nächtlichen Hofgarten ins rechte Licht.

    Dass Pyrotechnik trotz aller Erfahrung und Vorsichtsmaßnahmen eine gefährliche Angelegenheit ist, hat Friedrich Woesch am eigenen Leib erfahren: Beim Aschaffenburger Volksfest hatte er vor einigen Jahren einen Rohkrepierer, das heißt, die Treibladung funktionierte nicht. Die Bomber zerfetzte die Abschussanlage, und ein Metallteil traf den Feuerwerker genau zwischen Helm und Schutzbrille. Woesch hatte Glück: Die stark blutende Wunde konnte genäht werden und verheilte. Seitdem trägt Woesch bei der Arbeit wie Feuerwehrleute einen Helm mit Schutzvisier. Aus schmerzhafter Erfahrung rät er deshalb zu Silvester allen Hobby-Zündlern: „Vorsicht ist die Mutter aller Feuerwerke.“ Und wer dafür noch Raketen sucht, für den hat Woesch am Firmensitz Friedrich-Bergius-Ring 36 noch einiges im Angebot.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden