Weißes Hemd, rote Weste. Die fränkischen Farben trägt ein fränkisches Original: Hermann Hehn, der Gedichtlesschreiber aus Bütthard.
Auf einem Klapphocker sitzt er vor einem Klapptisch auf der Bühne im Kartoffelkeller in Giebelstadt. Neben dem Tisch liegt ein rotes Herz. Das, was er tut, ist für ihn Herzenssache. Vor ihm seine Bücher aufgestapelt. Neun sind es inzwischen. Heute feiert Hehn ein ganz persönliches Jubiläum: 15 Jahre fränkische Mundart.
Ein guter Grund, zu feiern, wie er meint. Alles begann vor 15 Jahren. Genau an diesem Ort. Über 200 Gäste waren damals im Kartoffelkeller, als er sein erstes Buch „Lach, wenn's zum Heulä net reicht“ vorstellte. Fulminant legte er los. Unvergessen sei der Abend gewesen. „40 Dosen Wurst ham mer gebraucht und 15 selbst gebackene Bloatz“, erinnert sich Hehn.
Heute sind etwa 110 Menschen gespannt auf das, was da kommt. Viele von ihnen waren beim ersten Mal auch schon dabei. Die Stimmung ist locker, gelöst. Die Gäste lassen sich Pfälzer Wein zur fränkischen Mundart munden. Und das hat einen ganz einfachen Grund: Hehns Cousine hat ein Weingut in der Pfalz.
„Ich bin Büttharder und werde es immer bleiben.“
Hermann Hehn, Mundartdichter
Ganz unfränkisch ist auch Rainer Weisbecker aus Frankfurt. Dafür hat er den Blues richtig gut drauf. Warum Frankfurt auch Klein-Chicago heißt, erläutert er. Nicht etwa wegen der Kriminalität, nein. Sondern deshalb, weil dort schon immer der Blues zuhause war, auch schon, als es noch gar keinen Blues gab. Gekonnt stellt der Liedermacher die Verbindung her zwischen Frankfurt und Franken und erntet dafür viel Applaus.
Hehn dagegen beginnt mit Besinnlichem. Mit dem Gedicht „Sing mit mir das Lied der Stille“ denkt er an alle Menschen, die ihre Stimme nicht selbst erheben können: schwerst kranke und behinderte Kinder und Jugendliche. Ihnen zu helfen, ist ihm eine besondere Herzensangelegenheit.
Besuche auf der Station Tanzbär in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg haben ihn tief bewegt. In den vergangenen 15 Jahren hat er rund 14 000 Euro an die Station Tanzbär gespendet. Auch der Erlös aus diesem Abend wird wieder dorthin fließen. Mit seinen Gedichten will Hehn aber nicht nur hier helfen, sondern auch anderen Menschen etwas geben. Immer haben seine Reime auch eine Botschaft. Und noch etwas. „Für mich ist Mundart die Sprache des Herzens, sie kommt vom Herzen und geht direkt dorthin, dadurch erreicht man den anderen sehr schnell“, meint Hehn.
In Würzburg geboren, in Bütthard aufgewachsen, von Bütthard geprägt, in Bütthard wohnend. In seiner Heimat ist Hehn fest verwurzelt. In Vereinen aktiv. Für andere da zu sein, macht ihm einfach Spaß. „Ich bin Büttharder und werde es immer bleiben“, sagt er.
Seine Themen findet Hehn überall: „Ich stehle mit Augen und Ohren.“ Künstlerisch ist er von Haus aus geprägt, von der Oma, dem Vater. Und vom Franziskanerpater Leopold. Und schreiben, man glaubt es kaum, kann er am besten in der Sauna. Hehn lächelt. „Mein letztes Buch ist fast komplett in der Sauna entstanden“, sagt er. Im Ruheraum.
Und schon hat er sein nächstes Projekt im Visier. Ein fränkisches Kochbuch soll es werden. Mit alten Rezepten seiner Mutter. Und Gedichten und Geschichten rund ums Essen. Und Cartoons von Detlef Zwirner. Der arbeitet auch schon seit 15 Jahren zusammen mit Hehn und illustrierte all seine Bücher. Immer sind diese eine gelungene Mischung aus Heiterem, Besinnlichem und Alltäglichem.
Nicht ganz alltäglich allerdings ist Hehns Freundschaft zu den Frankomanen aus Karlstadt und zur „ältesten Boygroup der Welt“: a capiano aus Bütthard, denen Hehn heute einen Großteil der Bühne überlässt. Und wie könnten die ihre Beziehung zu ihm besser ausdrücken als mit dem Lied: „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste was es gibt.“