Ein großes Feuerwehrfest hat in Ochsenfurt seit 40 Jahren nicht mehr stattgefunden. Aber in diesem Jahr gibt es Anlass: Die Freiwillige Feuerwehr Stadt Ochsenfurt wird 150 Jahre alt. Das Ereignis wird am kommenden Wochenende gefeiert.
Große Brände im vorletzten Jahrhundert ließen überall die Erkenntnis reifen, dass es einer gut strukturierten und einheitlich ausgebildeten Mannschaft bedurfte, um solche Ereignisse zu meistern. In Ochsenfurt gaben drei Großfeuer innerhalb kurzer Zeit den letzten Anstoß.
Bewährungsprobe bei einem Großbrand
Ein erster Versuch 1864 aus Reihen der Turner eine Feuerwehr zu bilden, scheiterte noch. Im Jahr 1868 aber folgten 102 Bürger einem Aufruf, so dass am 8. November die Wehr gegründet wurde. Sie hatte wenige Wochen später ihre Bewährungsprobe bei einem Großbrand in der Grillengasse. Die Ausrüstung wurde nach und nach verbessert. Schläuche, Handspritzen, Karren, Leitern kamen hinzu. Die erste Motorspritze wurde 1930 beschafft.
Neue Anforderungen brache das „Dritte Reich“. 1936 wurde die Wehr in die Feuerschutzpolizei eingegliedert. 1942 bekam sie ein Löschgruppenfahrzeug und bildete mit anderen Wehren aus der Region die „Fernfeuerwehrbereitschaft Main“. Eingesetzt war sie nach schweren Bombenangriffen in Frankfurt/Main, Aschaffenburg, mehrmals in Schweinfurt und Nürnberg, in Acholshausen und Würzburg.
Der Stadtbauhof als Unterkunft
Untergestellt war das Auto in der Kauzen-Brauerei. Als eigentliches Gerätehaus diente das Erdgeschoss des Alten Rathauses, in das aber kein Auto passte. Für die Löschfahrzeuge diente nach dem Krieg zunächst der Stadtbauhof als Unterkunft.
1966 war ein Jahr großen Fortschritts: Der Umbau der ehemaligen Zehntscheune an der Sterngasse zum Feuerwehrhaus war vollendet. Es gab nun sieben Fahrzeugboxen, Schlauchwaschanlage, Trocknungsturm, Schulungsraum, Dusche und eine Zentrale zur Auslösung der Hausalarmglocken und der Sirene. Großer Vorteil waren sechs Wohnungen für Feuerwehrfamilien, so dass zumindest außerhalb der Arbeitszeit sehr schnelles Ausrücken mit ordentlicher Personalbesetzung möglich war. Ebenfalls 1966 wurde zusammen mit einem neuen Tanklöschfahrzeug ein Ölschadensanhänger in Dienst gestellt.
Atemschutzgerät und geeignetes Personal
Als Stützpunktwehr wurden die Ochsenfurter oft ins Umland alarmiert, da sie nicht nur genug Fahrzeuge, sondern auch frühzeitig Atemschutzgerät und geeignetes Personal hatte. Im Hinblick auf neue hohe Gebäude, wie das Schwesternwohnhaus am Krankenhaus und das Altenheim Haus Franziskus, wurde 1972 eine hydraulische Drehleiter angeschafft. Anfangs der siebziger Jahre gab es zur „stillen Alarmierung“ die ersten Funkwecker in Gestalt von Kofferradios.
Immer öfter war die Wehr bei schweren Verkehrsunfällen gefordert. So wurde hydraulisches Rettungsgerät beschafft. Mit diesem rückte die Wehr anfangs bis in die letzten Winkel des Altlandkreises aus, um Menschen aus Autos zu befreien. 1978 stationierte der Landkreis Würzburg den ersten Rüstwagen in Ochsenfurt. Ölschadensbekämpfung auf dem Main ist schon lange eine Aufgabe. Zum Ausbringen der Ölschlängel gut geeignet erwies sich ein Motorboot, das 1994 aus Beständen der ehemaligen DDR-Armee erworben und umgebaut wurde.
Problematische Verkehrsverhältnisse
Hatte sich die Konzeption des Feuerwehrhauses mit den Wohnungen bewährt, so zeigten sich doch bald räumliche Enge und die problematischen Verkehrsverhältnisse in der Altstadt, so dass über eine Aussiedlung der Wehr nachgedacht wurde. 1996 wurde der Neubau an der Südtangente bezogen. Er umfasst auch eine Kfz-Wasch- und Reparaturhalle, Atemschutzwerkstatt, Lagerräume, Büro, Besprechungs- und Schulungsraum.
Durchschnittlich 300 Einsätze im Jahr
Durchschnittlich 300 Einsätze im Jahr hat die Wehr heutzutage. Anteil daran hat auch die Einheit „Helfer vor Ort“, die bei Notfällen die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrückt. Während die Ausrüstung der Wehr stets erweitert werden konnte, wurde die Erhaltung des Personalstands angesichts der Wandlungen in Gesellschaft und Arbeitswelt immer mehr zur Herausforderung. Um auch ganz junge Leute schon für die Feuerwehr zu interessieren, gibt es neben der schon seit vielen Jahren erfolgreichen Jugendgruppe nun als jüngsten Spross eine Kinderfeuerwehr für Kinder ab acht Jahren.
Die bewegte Geschichte der Feuerwehr Ochsenfurt lässt sich im hauseigenenen Museum nachvollziehen, das am Sonntag, 3. Juni, nach dem Festzug besichtigt werden kann. Dort gibt es auch viele Erinnerungsstücke des 1948 gegründeten, aber inzwischen längst aufgelösten Spielmannszugs.
Festprogramm: Sonntag, 3. Juni 10 Uhr, Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche Sankt Andreas; anschließend Totengedenken und Kranzniederlegung im Spital-Ehrenhof; danach Frühschoppen im Feuerwehrhaus Ab 11.30 Uhr: Mittagessen 13.30 Aufstellung des Festzugs auf dem Mainparkplatz. 14 Uhr: Festzug vom Mainparkplatz durch das Bollwerk, die Altstadt, Uffenheimer Straße und Lindhardstraße zum Feuerwehrhaus. Anschließend Festbetrieb mit den Marktmusikanten aus Gelchsheim. Ab 15 Uhr: Fahrzeug- und Technikschau 15.30 Uhr: Vorführung der Rettungshundestaffel der DLRG Gerbrunn.